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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 16. Oktober 2019; 18:32
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Debatte:

> Geschwindelte Wählerströme?

Noch ein paar Anmerkungen zu Karl Czasny und Bernhard Redl in akin
Nr.20/2019

Bernhard Redl argumentiert seine Skepsis gegenüber den Wählerstromanalysen
der SORA auf zwei Ebenen: zum einen auf der Ebene der Methodik, zum anderen
auf einer wissenschaftsethischen Ebene. Während auf die methodische
Komplexität multipler Regressionen und die Fragilität etlicher
vorauszusetzender Annahmen für die statistische Berechnung von
Stimmenverschiebungen von Bernhard Redl hinreichend recherchiert und
hingewiesen wird, versteigt er sich an einigen Stellen ins Bewerten oder gar
ins Verurteilen der Wählerstromrechner bei SORA. Der den Wählerstromanalysen
anhaftende "Schönheitsfehler" der mangelnden Exaktheit ist nicht
"wirtschaftlich bedingt", und SORA "schwindelt sich" auch nicht "darum
herum", weil sich "die Analysen so gut verkaufen". Redls Bewertung und die
auch am Ende seines Beitrages noch gemachte Unterstellung, dass SORA "exakte
Zahlen" dem "Prinzip von Angebot und Nachfrage folgend" liefere, trifft den
Falschen. Der Vorwurf wäre, wenn schon, dann dem journalistischen
Auftraggeber zu machen, nicht den Statistikern. Jene modifizieren nämlich im
allgemeinen die gelieferten Statistiken nach ihren Spiel- bzw.
Vermittlungsinteressensregeln!

Schon das Faktum, dass Bernhard Redl sich reichlich schlau gemacht hat auf
der SORA-Homepage, steht im Widerspruch zu seiner dem Institut unterstellten
"Schwindelei" und "Verheimlichung der Schwankungsbreiten". Dort sind nämlich
alle Unexaktheiten und Interpretationsverbote explizit gemacht und
nachlesbar. Und außerdem ist es überhaupt nicht schwierig, dort die
methodischen Klarstellungen samt all den impliziten Mängeln zu finden. Einem
Semi-Nerd wie Redl steht es auch gar nicht gut zu Gesicht, sich beim Surfen
im Internet über ein paar zusätzliche Klicks zu alterieren. (1)

Eine ganz andere Sache ist es, wenn Karl Czasny die Verteilung der auf die 5
Parteien abgegebenen Stimmen neu aggregiert, korrigiert gesagt "alt"
aggregiert, nämlich nach der Links-Rechts-Dichotomie und dabei das Kreuzerl
beim Parteinamen am Wahlzettel als Zuordnungskriterium nimmt. Abgesehen
davon, dass es durchaus zu bezweifeln wäre, ob eine solche bei "normalen"
Zählstatistiken zwar übliche Aggregierung im Falle der Wählerstrommatritzen
methodisch zulässig ist, frage ich mich, ob die darauf konstruierten
"Lagerbildungen" einen realitätsnäheren Blick auf die österreichische
(politische) Gesellschaft ermöglichen. Und ich schließe meine Anmerkung an
dieser Stelle mit einem provokanten (erweiterbaren) Fragenbündel: Wieviel
Rechtes ist im Grünen? Wieviel Linkes in der ÖVP? Wieviel Rechtes ist in der
SPÖ daheim? Wieviel Linkes bei den Pinken? Usw. usw. usw. Mit dem in der
Zeit von "Sondierungsgesprächen" inflationär (und auch irreführend)
gewordenen Vokabel der "Schnittmengen" zwischen den Parteien (genauer: deren
Untergruppen) könnte mensch ja versuchen, derartige Fragespielchen zu
beantworten.
*Peter Moser*


(1) Siehe: Christoph Hofinger / Günther Ogris: Orakel der Neuzeit: Was
leisten Wahlbörsen, Wählerstromanalysen undd Wahltagshochrechnungen?
https://webapp.uibk.ac.at/ojs/index.php/OEZP/article/view/1087/782
oder https://tinyurl.com/21AKINSO


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