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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 25. Februar 2015; 08:05
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Griechenland/EU:

> Das ist nicht Sparta!

*Mario Czerny* war für uns im Kino.

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"Burn the Greek!" ist ein mittelmäßiger Actionreißer deutsch-griechischer
Produktion, ein Finanzkrimi mit durchaus ambitioniertem Plot, aber mit nur
mittelmäßigen Darstellern. Zugegeben: Jean-Claude Juncker -- der ja kürzlich
auch einen "Schandfleck" für seinen Hauptrolle im Epos "Insel aus Gold" (OT:
"The Letzebuerg-Papers") einstreifen konnte -- hat seinen Oscar für die
beste Nebenrolle sicher verdient. Die Darstellung des zwielichtigen
Vermittlers, der am Schluß als der Versager dasteht, war schon großartig.
Generell hatte der Film trotz vieler Längen und einer Tendenz zur Schmiere
auch seine wirklich starken Passagen. Das Shoot-Out zwischen Jannis
Varoufakis, der den griechischen Finanzminister gab, und Jeroen Dijsselbloem
als Chef der Eurogruppe war nicht von schlechten Eltern. "You just killed
the troika" hat das Zeug zu einer klassischen Tagline, quasi als Antithese
zum "Beginn einer wunderbaren Freundschaft" aus "Casablanca".

Der wie so üblich etwas dröge deutsche Verleihtitel "Queimada II - Jetzt
wird abgerechnet" ist insofern passend, als daß es sich bei diesem Film um
ein Sequel oder besser ein in das 21.Jahrhundert versetztes Remake des
Klassikers "Burn!" (deutscher Titel: "Queimada - Insel des Schreckens")
handelt. In dieser Vorlage läßt ja ein Kolonialdiplomat oder besser -agent
eine ganze Insel abbrennen, nur um ein Beispiel zu setzen, um anderswo
Aufstände zu vermeiden. "Burn the Greek!" muß da etwas abstinken, denn
Dijsselbloem ist nunmal kein Marlon Brando.

Der Schluß des Remakes mit Überlänge weicht deutlich ab vom Original und ist
etwas gewagt, da er die Sehgewohnheiten des Kinopublikums nicht bedient.
Aber schließlich ist das ja kein dänischer Experimentalfilm eines Lars von
Trier, sondern ein Blockbuster und insofern ist das Ende doch auch für
meinen Geschmack etwas enttäuschend. Daß der Bösewicht und der Rebell nach
dem Treffen auf der Main Street beide stehen bleiben und sich auch beide zu
Siegern erklären, ist -- gelinde gesagt -- etwas mau. Das High Noon in
Brüssel mit einem derartigen Spannungsaufbau hätte sich dann doch etwas mehr
Blut verdient.

Poltergeist versus bizarres Duo

Auch die Darstellung des Schurken durch Wolfgang Schäuble war etwas zu sehr
polternd und wenig diabolisch-hintergründig, wie das vielleicht von der
Regie gedacht war. Mehr Donald Sutherland und weniger Walter Matthau wäre da
angesagt gewesen. Der alte Haudegen Schäuble sollte sich wohl langsam von
seiner angestammten Rolle als harter Staatsmann verabschieden und ins
komische Fach wechseln -- er gäbe sicher einen würdigen Louis de Funes des
21.Jahrhunderts ab.

Was die andere Seite angeht, so meinte Roman Rafreider in seiner Filmkritik
in der ZiB24 Yanis Varoufakis und Alexis Tsipras würden ein "bizarres Duo"
geben, das sich da "in Lederjacke und offenem Hemd" mit den Mächtigen
anlege. Nun, aber gerade diese beiden Jung-Stars brachten die Massen ins
Kino. Sicher, ein Tom Cruise hätte vielleicht mehr aus der Rolle der
griechischen Ministerpräsidenten gemacht -- gewisse Parallelen zu "Mission
Impossible" ebenso wie zu "Die Firma" sind ja mit dem aktuellen Streifen
gegeben.

Doch Varoufakis gibt sicher einen mindestens so guten Großstadt-Cowboy ab
wie Bruce Willis in "Die Hard" -- auch wenn er etwas zum Outrieren neigt,
aber das ist bei Willis ja auch nicht anders. Alles in allem eine solide,
wenn auch nicht überragende Leistung.

Enttäuschend hingegen Angela Merkel, von ihr hatte man sich sicher mehr
erwartet. Ihre Darstellung der deutschen Bundeskanzlerin war eher schwach --
das liegt womöglich daran, daß sie parallel dazu das ukrainische
Bürgerkriegsdrama "The Berlin Candidate" drehte, wo sie allerdings auch
nicht brillierte.

Dennoch hat der Film großen Unterhaltungswert und lief wochenlang in den
Kinos. Da es beim europäischen Kino nicht anders ist als bei den großen
Vorbildern in Hollywood, wird es auch bald ein Sequel von "Burn the Greek!"
geben. Die Dreharbeiten zur Fortsetzung haben schon begonnen, der Streifen
soll im Sommer auf den europäischen Leinwänden zu sehen sein. Man kann nur
hoffen, daß die Drehbuchautoren frische Ideen mitbringen und nicht einfach
einen Aufguß des ersten Teils abliefern.
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Zur seltsamen Art des Zitierens von Roman Rafreider: Siehe "Letzte Worte:
Von der Kunst des Zitierens"
im heutigen akin-pd
Zum "Schandfleck" für Juncker: Siehe "Initiativen: 'Schandflecke' für 'Henry
am Zug' und Jean-Claude Juncker"
im heutigen akin-pd


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