**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 29. April 2021; 05:27
**********************************************************
> Die Auflösung
Mein Beitrag "Was muß Satire?" in dieser Ausgabe
wurde bereits vor
Drucklegung online veröffentlicht. Daß die Leser die eigentliche Intention
des Textes nicht beachten werden, nämlich mit dem Aufhänger von
#allesdichtmachen prinzipielle Fragestellungen zum Thema Satire aufzuwerfen,
sondern sich nur mit dem Anlaßfall beschäftigen werden, hatte ich da schon
befürchtet. Und so war es dann auch.
Aber ich kam aus dem Staunen nicht heraus, daß etliche Rezipienten der
Meinung waren, diese an sich autoritäre, kunstfeindliche und
antiintellektuelle Meinungsäußerung könnte in Ansätzen oder sogar komplett
ernstgemeint gewesen sein. Offensichtlich ist mein Versuch der Überhöhung
insofern an der Wirklichkeit gescheitert, weil diese Äußerungen in einer
vollkommen durchgeknallten Social-Media-Landschaft gar nicht mehr so
übertrieben wirkten, sondern durchaus als legitime Position angesehen
wurden -- und zwar sogar von der politisch linken Seite.
Liebe Leute, spätestens, wenn man Tucholskys "Küßt die Faschisten" hernimmt
und sie zu einem esoterisch-verträumten Wegweiser hin zu liebevoller
Kommunikation umdeutet, sollte doch klar sein, wie der Hase läuft, oder?
Muß man wirklich heutzutage immer dazuschreiben, daß etwas "Satire" sein
soll? Und was macht das dann mit dieser Literaturform? Arik Brauer begann --
allerdings selbstironisch -- sein "Köpferl im Sand" mit den Worten "Dies ist
ein beinhartes Protestlied". Muß man das jetzt auch bei jedem anderen so
gearteten Song immer dazusagen, damit es auch der letzte Trottel kapiert,
daß er jetzt mit Empörung konfrontiert wird? Und muß man jedes Liebesgedicht
mit der eindeutigen Benennung der Textsorte einleiten, damit niemand auf die
Idee kommt, es könnte sich um die Bedienungsanleitung für eine Waschmaschine
handeln?
Nein, Satire muß gar nichts. Sie muß nicht differenzieren und sie muß auch
keine Alternativen aufzeigen. Sie muß nur wirklich Satire sein, in dem sie
mittels Überhöhung die Realität (mit einem berühmten Kraus-Wort) "bis zur
Kenntlichkeit entstellt". Vielleicht bin ich mit diesem Text tatsächlich zu
wenig weit gegangen, als daß man ihn Satire nennen dürfte, weil ich es nicht
für möglich gehalten habe, daß der öffentliche Diskurs schon derart
verrottet ist, daß die Überhöhung gar keine mehr darstellt. Dann tut es mir
wirklich leid, wenn ich damit niemanden verletzt habe.
Aber ansonsten bleibt es dabei: Satire darf alles!
*Mario Czerny*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.redaktion@gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
postadresse a-1170 wien, lobenhauerngasse 35/2
redaktionsadresse: dreyhausenstraße 3, kellerlokal, 1140
vox: 0665 65 20 70 92
http://akin.mediaweb.at
blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
mail: akin.redaktion@gmx.at
bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
bank austria, zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW