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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. April 2018; 21:06
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Debatte:
> Die Heimat und "die Heimat"
Zu Dora Schimankos Beitrag im heutigen akin-pd
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Jein! Also meine Heimat ist die Gegend zwischen Kreuzgasse, Vorortelinie, 
Wiental und Gürtel. Der Praterstern ist für mich schon Fremde. Mein 
"Elternland" ist das aber nicht, aufgewachsen bin ich ein Stückerl weiter 
westlich. Heimat ist auch nicht dort, "wo das Herz ist", sondern, um den 
großen Philosophen Günther Paal zu zitieren, "dort, wo man einen Trottel auf 
Anhieb als solchen erkennen kann", sprich, dort, wo man sich auskennt.
Mir fällt da immer ein deutscher Cartoon ein, wo ein Weißer zu einem 
Schwarzen sagt: "Geh doch zurück, wo du herkommst!" Worauf der Schwarze 
antwortet: "Was soll ich in Düsseldorf?" Ja, Herkunft der Vorfahren ist das 
eine, die eigene Herkunft das andere und Heimat wieder was ganz anderes --  
das ist dort, wo man sich daheim fühlt. Das kann also schon mal gar kein 
Staat sein, nicht einmal ein Bundesland. Vielleicht kann jemand, der in San 
Marino lebt, das gesamte Staatsgebiet ehrlich als seine Heimat ansehen, aber 
alles was über einen Felsen wie diesen hinausgeht, ist zu groß für eine 
Heimat. Und das hat jetzt gar nichts mit meiner Abneigung gegen Volkstümelei 
zu tun -- auch ein tiroler Jugendlicher aus einem möglicherweise 
kreuzpatriotischen Haushalt, der auf Wienwoche ist, wird die 
Bundeshauptstadt kaum als Teil seiner Heimat begreifen, genauso wie ich am 
Schikurs in Saalbach die Gegend nicht anders verstehen konnte als irgendwas 
ganz weit weg von daheim.
"Elternland" hingegen wirkt wie eine peinlich gegenderte Version des 
gschissenen Begriffs "Vaterland". Da ist es wie mit der Bundeshymne: Wenn 
man einen Schmarrn gendert, ist es ein gegenderter Schmarrn -- ein Schmarrn 
bleibt es. Da bleibe ich schon lieber bei "Heimat".
Das Problem ist, wenn "die Heimat" politisch wird -- sprich: ein wie auch 
immer definierter Flecken Erde zur Verteidigung ausgeschrieben wird. Gut, 
vielleicht bin ich da auch ein bisserl sensibel, weil der Großteil der 
Leute, die mit mir gemeinsam in dieser oben für mich definierten Heimat auch 
daheim sind, eben nicht hier aufgewachsen ist. Soll ich die jetzt vor den 
Leuten außerhalb verteidigen oder meine Heimat gegen sie? Weder das eine 
noch das andere fällt mir auch nur im Traum ein!
Wer sich die Heimat auf die Fahnen heftet, ist für mich von vornherein 
verdächtig. Weil: Da kann man dann, wie die Grünen das gerne tun, ganz klein 
lustige relativierende und umdefinierende Sprüche drunterschreiben, es 
bleibt die Botschaft an das Spießertum: Wir gehören zu Euch, den Guten, und 
die anderen, die von rundherum unserer Heimat, das sind die Bösen. Und weil 
die Guten wahlberechtigt sind und die Bösen nicht, kann man das gefahrlos 
auf Wahlplakate schreiben. Da kommt mir dann allerdings die Kotze hoch.
Nein, Wahlplakate sind absolut nicht dafür geeignet, irgendwas 
umzudefinieren -- sie sind dazu da, Schlagwörter zu bedienen, die der 
potentiellen Wählerschaft gefallen könnten. Und wer auf einem solchen Plakat 
sogar von "Heimat beschützen" faselt, der bedient zumindest faschistoide 
Ressentiments. Hugh!
Und: Ich hab nix gegen die Leute am Praterstern -- da gibts genauso viel 
leiwande Leute einerseits und Trotteln andrerseits wie bei mir daheim.
*Bernhard Redl*
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