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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 17. Dezember 2014; 02:52
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Nicaragua:

> Hintergrund: Der Schiffahrtskanal

(Zu: Protest gegen Kanalbau)

Überlegungen, den Nicaraguasee zu nutzen, um eine Wasserstraße zu
realisieren, die den Pazifik und die Karibik (und damit den Atlantik)
verbinden, sind älter als die Planungen für das Konkurrenzprojekt
Panamakanal. Schon im 16.Jh. dachten die spanischen Conquistadores ernsthaft
über so einen Bau nach -- damals noch unter der Einbindung des Río San Juan,
der den Nicaraguasee mit dem Pazifik verbindet, der aber für die derzeitigen
Planungen nicht mehr nutzbar ist, da der Grenzfluß zu Costa Rica als
ausgebaute Wasserstraße politisch nicht mehr opportun ist.

Während des 19.Jahrhunderts wurden diese Pläne wieder aufgegriffen, doch im
Jahr der Einweihung des Panamakanals 1914 liessen sich die USA vom
nicaraguanischen Präsidenten im Chamorro-Bryan-Vertrag gegen 3 Millionen
US-Dollar "auf ewig" das exklusive Recht zum Bau des Kanals zusichern. Der
Chamorro-Bryon-Vertrag wurde nicht in der Absicht unterzeichnet, die Chance
zu nutzen, sondern nur, um ein Konkurrenzprojekt des Panamakanals zu
verhindern, welches dessen wirtschaftlichen Erfolg hätte gefährden können.
Nicaragua wurde dadurch die Möglichkeit genommen, aus seiner geografischen
Lage wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.

Ein Jahrhundert später wird das Projekt trotzdem neu angegangen. Im Juli
2012 stimmte das Parlament von Nicaragua einem Gesetzesentwurf zum Bau des
Nicaraguakanals zu. 85 der 91 Abgeordneten sprachen sich für das Bauprojekt
aus. Die beiden Unternehmen SIT und Cinn, in beiden sind Politiker tätig,
konkurrierten erbittert um die Vergabe des Baurechts. Die Baukosten sollten
in etwa 1,3 Milliarden US-Dollar betragen.

Am 14. Juni 2013 billigte die Nationalversammlung die Erteilung der
Konzession für den Bau des Kanals an ein Konsortium aus Hongkong, die HKND
Group. Die geplanten Baukosten betragen 40 Milliarden US-Dollar. Der Staat
Nicaragua wird mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer, während HKND 49 Prozent
der Anteile übernimmt. Zum Projekt gehört auch eine Eisenbahnverbindung,
eine Pipeline, zwei Häfen und ein Flughafen.

Der mögliche politische Hintergrund für den Bau: Trotz der
Torrijos-Carter-Verträge, die offizielle Rückgabe des Panamakanals 1999 in
panamaische Kontrolle sicherstellte, gilt der Panamakanal immer noch als
mittelbar US-kontrolliert. Die Vermutung, daß es sich beim Nicaraguakanal um
ein Konkurrenzprojekt handelt, daß den chinesischen Exportmarkt unabhängig
von Panama machen soll, ist daher naheliegend. Auch soll der Kanal für
größere Schiffe geeignet sein, als der Panamakanal derzeit bewältigen kann.
Allerdings gibt es auch in Panama Planungen für einen Ausbau des Kanals.

Die Kritik am Bau führt auch an, daß der Nicaraguasee unter anderem durch
Meerwasser beeinträchtigt werden könnte, der längere Teil der Wasserstraße
durch dichtbewaldete Gebiete führen soll (die heute noch als
Naturschutzgebiete ausgewiesen sind) und der dortige Lebensraum idigener
Gruppen gefährdet wäre.
(Wikipedia, Spektrum.de / akin)



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