**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 8. Jänner 2014; 09:52
**********************************************************

Debatten:

> Es geht auch um Verbesserung

Leserbrief zu R.Krenn: "Solidaritätsprobleme", akin 28/2013
*

Schade! Da bewegt sich die Diskussion über die Schule in den Medien
langsam in Richtung einer bildungs-, gesellschafts- und
beschäftigungspolitischen Diskussion, da fällt der Beitrag von Rosalia
Krenn wieder in das alte Muster zurück: jeder kennt natürlich
schlechte LehrerInnen, aber daraus eine allgemeine Einschätzung über
die Schule und den darin Arbeitenden zu entwickeln wendet die
Diskussion in die falsche Richtung. Wiewohl es in den akin mehrere
Beiträge mit einer differenzierenden Sichtweise schon gegeben hat und
in besagter Ausgabe auch gibt.

Mich erinnert die Argumentation des Beitrages an die längere Zeit
zurückliegende Attitüde von VertreterInnen einer bestimmten
politischen Richtung, die ihre Wortmeldungen beständig mit dem Hinweis
auf vorherige zustimmende Gespräche mit ArbeiterInnen oder anderen
ProponentInnen des sogenannten Volkes begonnen haben. Und damit war
jede Kritik bzw. jeder grundlegend inhaltliche Einwand weggewischt. So
auch jetzt. Natürlich gibt es schlechte LehrerInnen, methodisch und
inhaltlich schlechte, als auch welche, die die Kreativität von
SchülerInnen behindern und SchülerInnen verletzen. Aber kommen selbst
diese LehrerInnen automatisch mit einer derartigen Einstellung in die
Schule? Und damit komme ich zum Kern: Es geht doch um
Arbeitsbedingungen, um Spielräume und um mannigfaltige
Unterstützungen, die pädagogische Arbeit gut werden lassen. Und
natürlich auch um die Persönlichkeit der handelnden Personen, aber
nicht nur. Es geht auch um die strukturelle Verbesserung von
Bedingungen der Bildungsarbeit.

Dass sich die Anforderungen an die Schule und damit die dort Tätigen
in den letzten Jahrzehnten massiv verändert und oftmals im Rahmen der
gegebenen Möglichkeiten kaum zu bewältigen sind, dass viele diesen
Anforderungen nicht mehr gewachsen sein können, wen kümmert's? Dass
ein immer ungezügelter sich entwickelnder Kapitalismus verstärkt
Probleme und Defizite junger Menschen generiert und die oberflächliche
Lösung derselben der Schule überantwortet werden, ohne diese
ausreichend mit den notwendigen Möglichkeiten beispielsweise für
verstärktes ganztägiges Arbeiten und nicht nur für eine ganztägige
Aufbewahrung auszustatten, ist kein Thema.

Seit wann nun zeichnet es eine kritische, emanzipatorische, gar linke
Sichtweise aus, die Verhältnisse auszublenden und auf die einzelnen
scheiternden Individuen hinzuweisen?

Wird Schule besser, wenn LehrerInnen schlechter bezahlt werden? Wird
Schule besser, wenn LehrerInnen mehr SchülerInnen zu betreuen haben?
Wird Schule besser, wenn JunglehrerInnen schlechter ausgebildet werden
indem sie von Anfang an eine volle Lehrverpflichtung ausüben müssen
und parallel dazu ihr Ausbildung fertigstellen müssen? All das sind
mögliche Folgen des neuen LehrerInnendienstrechtes. Und ich sehe es
immer noch als Pflicht einer Gewerkschaft an - mit der ich wahrlich
oft nicht einverstanden bin - sich gegen Verschlechterungen zu
stellen, genau so, wie es die Verantwortung alter LehrerInnen ist,
sich dafür zu engagieren, dass die Arbeitsbedingungen der Jungen nicht
schlechter werden.

Natürlich sehe ich auch die vielen Besserstellungen verbeamteter
LehrerInnen, aber seit wann kann es denn in einem so reichen Land wie
Österreich das Ziel sein, Maßstäbe nach unten zu nivellieren? Geht es
also nicht eher um Entsolidarisierung aller Arbeitenden, statt um
Schule? Es geht allemal um's Sparen und einem mit Unterstützung des
Boulevards erzielten Erfolg der Regierung. Aber was wird aus der
Bildung und den Chancen junger Menschen?
*Karl Pleyl*




***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd
muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe
veroeffentlichten sein. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit
Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem
Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige
Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als Abonnement
verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann den
akin-pd per formlosen Mail an akin.buero{AT}gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
Blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
Facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
Mail: akin.redaktion{AT}gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976-00, Zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW