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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. Dezember 2013; 19:32
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Schule/Glosse:
> Solidaritaetsprobleme
Wieso soll man eigentlich mit der Mehrzahl dieser LehrerInnen
solidarisch sein, fragt *Rosalia Krenn*
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Heute hat's der Lehrer schwer, schlagen darf er nimmer mehr. Diese
alte Weisheit stimmt leider nicht. Ein paar ohne Konsequenzen
bleibende Schlaege auf die Haende, manchmal das Hinterteil sind
Vergangenheit, die Lehrer_innenschaft hat sich Modelle ausgedacht, das
Leben junger Erwachsener nachhaltig so zu verschlechtern, dass die
betroffenen Schueler_innen entweder vor der Verzweiflung ob ihrer
schlechten Schulnoten gleich resignieren oder einen muehsamen Weg vor
sich haben, um ihre Bildungs- und Lebensziele erreichen zu koennen.
Lehrer_innen wissen genau um ihre Machtposition und handeln oft genug
aus Sympathie und Antipathie heraus. Mit Erschrecken und einer
gewissen Ernuechterung musste ich in der Hauptschule Schlossstrasse in
Salzburg im Konferenzzimmer einem Gespraech folgen, das mich in meiner
Skepsis dem Lehrkoerper gegenueber bestaerkt hat. Ich durfte mit
anhoeren, wie eine Lehrerin, offensichtlich der Klassenvorstand eines
jungen Schuelers ueber dessen Leistungen referiert hatte. Sie hatte
ihren Kolleg_innen gegenueber geaeusserst, dass sie ja keine Milde
walten lassen sollten, denn dieser Schueler wuerde das Klassenziel
nicht erreichen, und den sollte nun "das Leben schleifen". Diese Worte
habe ich mir gemerkt. Die Schule hatte ihn wohl nicht
zurechtgeschliffen, jetzt soll ihn das Leben schleifen. In einer
einfachen Pause, im Rahmen informeller Gespraeche wird so ueber das
Leben und Schicksal junger Menschen entschieden. Ich habe Abscheu
empfunden. Es bleibt noch zu erwaehnen, dass der Junge einen tuerkisch
klingenden Vornamen hatte.
Handlanger der Bildungsvererbung
Es ist kein Zufall, dass Kinder aus Akademiker_innenfamilien von der
Volksschule eher in ein Unterstufengymnasium, von diesem eher in ein
Oberstufengymnasium, von diesem eher auf eine Universitaet wechseln,
um diese dann auch deutlich haeufiger abzuschliessen. Die Vermeidung
gleichgestellter Bildungschancen konnte auch eine diesbezueglich
durchaus ambitionierte Sozialdemokratie der 70iger Jahre nicht
verhindern. Eine einfache Hypothese dazu waere die Annahme, dass
buergerliche Schichten die Lehrer_innenausbildung absolviert hatten
und es sehr wohl als ihre Aufgabe angesehen haben und heute noch
ansehen, "die Spreu vom Weizen zu trennen". Waehrend meiner Ausbildung
am Institut fuer Erziehungswissenschaften wurde ich von jungen
Studienkolleg_innen mehr als einmal mit der Aussage konfrontiert, dass
die Gesellschaft nicht nur kluge gebildete "Fuehrungskraefte"
benoetigen wuerden, sondern ebenso die Muellabfuhr. Das stimmt schon,
nur hatte mich eines stutzig gemacht: die Entscheidung ueber einen
kuenftigen Lebensweg wurde nicht den Kindern anvertraut, die
Entscheidung ueber eine kuenftige Perspektive sahen Lehrpersonen bei
sich. Lehrer_innen koennen Leben zerstoeren, Lehrer_innen wird die
Macht zugestanden, um ueber Leben zu entscheiden.
Wenn Lehrer_innen den besprochenen Weg beschreiten, moechten sie sich
haeufig die Eltern ins Boot holen, um zusaetzlichen Druck auf die
Kinder und jungen Erwachsenen auszuueben. Gelingt ihnen das nicht,
weil sich Eltern solidarisch mit ihren Kindern empfinden, beginnt das
Geheule, dass sich die Schule heutzutage nicht mehr auf den Rueckhalt
durch die Eltern verlassen kann. So ein Jammer aber auch.
Die Auseinandersetzung des Lehrkoerpers mit den Eltern ist
hinlaenglich bekannt. Eltern bevorzugter Schueler_innen tangiert
dieser Diskurs nicht, aber Eltern aus sogenannten bildungsfernen
Schichten werden zeitweise mutiger, wenn es darum geht, sich
Ungerechtigkeit dem eigenen Kind gegenueber nicht mehr gefallen zu
lassen.
Das passt den Lehrer_innen gar nicht, wo sie sich doch so bemuehen,
die Eltern der ihnen anvertreuten Kinder und jungen Erwachsenen in ihr
Boot zu holen, das auf dem Konzept von Unterdrueckung, Ausbeutung und
oft genug Erniedrigung basiert. Bis heute.
Ich nenne ein praktisches Beispiel: meine Tochter hat eine alternative
suendhaftteure Volk- und Hauptschule, basierend auf der
Montessoripaedagogik besucht, sowohl in der Volks- als auch in der
Hauptschule wurde sie von Lehrer_innen betreut und begleitet, die ihre
Begeisterung fuer das Lernen und das Erwerben von Wissen nicht
schmaelern konnten, die fuer sie da gewesen sind, sie in traurigen
Momenten in den Arm genommen hatten und fuer die sie sehr gerne
mitgedacht und mitgelernt hatte. Meine Tochter hatte das Glueck, die
ersten acht Jahre ihres Schullebens mit Menschen zu verbringen, fuer
die sie wichtig war, denen sie etwas bedeutet hat und die sie nach wie
vor schaetzt. Wenn ich an dieser Stelle meine Kritik am Lehrkoerper
unseres Schulwesens anbringe, bedeutet dies keineswegs, dass ich das
Engagement und die Leidenschaft vieler Lehrer_innen schmaelern
moechte, weil ich aus eigener Erfahrung sehr genau weiss, dass es in
diesem Beruf bewundernswerte Personen und Persoenlichkeiten gibt,
denen unsere Kinder und wir Eltern einfach nur deshalb dankbar
gegenueber sind, weil sie sich in ganzheitlichem Sinn unseren Kindern
gewidmet haben und widmen, und weil sie unseren Kindern ein
Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein mit auf ihren Weg geben. Jedem
Lehrer und jeder Lehrerin gegenueber empfinde ich zutiefst Dankbarkeit
und Hochachtung, wenn es ihnen gelingt, das Vertrauen und die
Wertschaetzung der Schueler_innen zu gewinnen, und ich kenne einige,
die ihren Beruf als ihre Berufung betrachten.
Keine Macht den Autoritaeten!
Aus diesem Zwiespalt heraus kann ich keine umfassende Solidaritaet mit
dem Kampf gegen das neue Lehrer_innendienstrecht entwickeln, da ich
zwar weiss, dass viele Lehrer_innen weit ueber ihr Stundenausmass sich
mit dem Werdegang ihrer Schueler_innen beschaeftigen, aber den meisten
Lehrer_innen vergoennen koennte, ein paar Stunden mehr in der Schule
abzusitzen. In den Ferien, besonders den Sommerferien haben diese
Lehrer_innen frei, die Schueler_innen nicht unbedingt, die unbequemen
bekommen Nachpruefungen, ihnen werden die Ferien versaut, ohnmaechtig
stehen sie ihren Zensuren gegenueber.
Wie dem auch sei: keine Macht den Autoritaeten! Diejenigen, die sich
mit ihren Schueler_innen verstehen, brauchen sie nicht, und fuer die
Mehrheit der anderen lohnt es fuer mich nicht, fuer sie auf die
Strasse zu gehen.
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