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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. November 2012; 04:43
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China:
> Der Trend geht weiter nach rechts
*Hermann Dworczak* war in China. Auf der Basis seiner bisherigen 
sieben politischen Reiseberichte aus mehreren chinesischen Staedten 
(s. akin 23/2012) versucht er nach Hause zurueckgekehrt 
ein 
vorsichtiges Resuemee:
1.Der "Reform"prozess in China hat zu einem betraechtlichen Wachstum 
gefuehrt. Das ehemalige Agrarland China ist heute im weltweiten 
Ranking der Oekonomien der Laender die Nummer 2! Der blosse Blick auf 
des Bruttonationalprodukt reicht jedoch auf keinen Fall fuer eine 
umfassende und differenzierte Einschaetzung der Wirtschaftssituation. 
Die Kehrseiten kommen so ueberhaupt nicht ins Blickfeld: die 
weitgehende Konzentration des "Reichtums" in den oestlichen 
Kuestenregionen, die gigantische Einkommensschere zwischen "oben" und 
"unten.
2. Die aus dem Ruder gelaufenen "Marktmechanismen" lassen nicht wenige 
hier von einem "Kapitalismus mit chinesischen Charakteriska" sprechen. 
An allen Ecken und Enden begegnet man/frau Profitgier, 
Kommerzialisierung und ausufernder Werbung. Das dominierende 
gesellschaftliche Ideal ist zweifelsohne Konsum, Konsum und nocheinmal 
Konsum.
3. Obwohl ich NICHT die ultralinke Position vertrete, in China waere 
bereits der "Kapitalismus voll restauriert", ja China waere bereits 
"imperialistisch", kann vor den vorherrschenden negativen Tendenzen 
nicht eindruecklich genug gewarnt werden. So weit ich das beurteilen 
kann, geht der Trend weiter nach rechts: Ausdehnung des Einflusses des 
in- und auslaendischen Kapitals ("um Wachstum und Effizienz zu 
steigern"), Heruntermachen des Oeffentlichen Eigentums, volles Setzen 
auf den Individualverkehr etc.
4. In den letzten Jahren ist es zwar zu einer Unzahl von Protesten in 
Stadt und Land gekommen und auch jetzt sind sie nicht verschwunden, 
aber bislang haben sie -unter den repressiven Bedingungen!- zu keiner 
POLITISCHEN Kristallisation gefuehrt. Gesamtgesellschaftliche linke 
Reflexionen konnte ich bei undogmatischen MarxistInnen bzw. in einem 
kleinen akademischen Milieu registrieren.
5. Selbst chinesische ExpertInnen getrauen sich nicht eine "sichere 
Prognose" zu machen, was konkret bei dem am 8. November beginnenden 
18. Parteitag der KP herauskommen wird. Es gibt etliche 
Unwaegbarkeiten, die zentralen politischen und personellen 
Entscheidungen wurden im allerengsten Kreis getroffen. Der Fall Bo 
Xilais wird zweifelsohne von den neoliberalen Rechten dazu benutzt 
werden, um den Segnungen des "Marktes" weitere Blumen zu streuen. Eine 
Schluesselfrage wird sicher sein, ob in den zentralen Parteidokumenten 
dem Vorrang des oeffentlichen Eigentums der Todesstoss versetzt wird. 
Schon vor einigen Monaten hat der Leiter der Akademie fuer Marxismus 
in der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften Professor Cheng 
Enfu den Antrag gestellt, die Prioritaet des gesellschaftlichen 
Eigentums weiter festzuchreiben. Man/frau kann gespannt sein, wie der 
Antrag behandelt wird.
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