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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 13. Juni 2012; 02:36
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International/Wirtschaft:
> Bitcoin -- endlich ein faires Geld? (II)
Immer wieder taucht die elektronische Waehrung BTC auch ausserhalb 
netzaffiner Medien auf. In akin 14/2012 brachten 
wir den ersten Teil 
einer Analyse der deutschen *Jungen Linken gegen Kapital und Nation* 
der sich mit Ideen und Funktionsweisen der neuen Waehrung 
beschaeftigte. Teil 2 handelt von der Kritik daran: Was ist der 
prinzipielle Unterschied zu herkoemmlichem Geld? Und gibt es diesen 
ueberhaupt?
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Die Frage nach dem Eigentum an Bitcoins zeigt schon ein Problem mit 
dem idyllischen Bild auf, welches Menschen von der Wirtschaft mit und 
ohne Bitcoins haben. Es zeigt, dass es bei einem Geschaeft mit 
Bitcoins - oder allgemeiner: bei jeglicher Art von Tausch - eben nicht 
damit getan ist, dass Anna, die Kaffee macht, aber Schuhe haben 
moechte, die wiederum Bernd hergestellt hat. Wenn es naemlich wirklich 
so einfach waere, wuerden sie sich einigen, wie viel Kaffee und Schuhe 
sie benoetigen und wuerden dies dem jeweils anderen einfach zur 
Verfuegung stellen und jeder koennte gluecklich werden mit Kaffee und 
Schuhen.
Stattdessen aber tauscht Anna ihre Dinge gegen die von Bernd - ueber 
das Geld vermittelt. Sie benutzt also ihren Kaffee als einen Hebel, um 
an Bernds Dinge zu kommen. Ihre Waren sind ihre jeweiligen Mittel, um 
an die Produkte zu gelangen, die sie konsumieren moechten oder 
muessen. Sie erzeugen also ihre Produkte nicht fuer ihr eigenes 
Beduerfnis und auch nicht direkt fuer das eines anderen. Vielmehr 
verkaufen sie ihre Produkte, damit sie sich dann das kaufen koennen, 
was sie tatsaechlich brauchen. Bernd benutzt also Annas Abhaengigkeit 
von Schuhen, um an ihr Geld zu gelangen und Anna macht das umgekehrt 
mit Bernd. Daraus ergibt sich, dass man dem jeweils anderen so viel 
seiner Mittel wie moeglich versucht abzunehmen - was ich nicht 
unmittelbar brauche, ist fuer mich immer noch Material fuer kuenftige 
Tauschgeschaefte. Gleichzeitig moechte man so viel der eigenen Mittel 
behalten moechte wie moeglich: billig kaufen, teuer verkaufen.
In anderen Worten ausgedrueckt. Dies ist keine harmonische 
Arbeitsteilung fuer den gemeinschaftlichen Nutzen. Es wird eher 
versucht im Austausch einen Vorteil zu erlangen, weil man es eben 
muss. Mehr noch, der Vorteil der einen ist gleichzeitig der Nachteil 
des anderen. Ein geringer Preis fuer Bernds Schuhe bedeutet naemlich 
weniger Geld fuer Bernd und mehr Geld fuer Anna, welches sie noch fuer 
andere Sachen ausgeben kann. Das Geld loest diesen Interessenkonflikt 
nicht, es vermittelt ihn. Damit ist es uebrigens auch nicht der Grund 
fuer den Konflikt. Der ist im Tausch selbst schon angelegt. Die 
Tauschenden muessen zu einer Einigung kommen, was aber nicht bedeutet, 
dass sie nicht lieber einfach das nehmen wuerden, was sie brauchen.
Dieses gesellschaftliche Verhaeltnis gibt also Gruende ab zum 
Betruegen, Rauben und Stehlen. Unter diesen Umstaenden ist es schon 
sehr notwendig zu wissen, wer den Zehneuroschein besitzt und wer 
nicht, weil es eben darum geht, ob man das bekommt, was man braucht 
oder nicht.
Diese systematisch und damit dauernd auftretenden Situationen, in 
denen des einen Vorteil des anderen Nachteil ist, verlangen nach einem 
Gewaltmonopol des Staates. Der Tausch als das zentrale Mittel 
wirtschaftlicher Interaktion ist auf breiter Basis ueberhaupt nur 
moeglich, wenn die Tauschpartner sich darauf beschraenken: auf den 
ausgemachten Tausch. Naehmen sie sich einfach mit Gewalt, was sie 
wollten, wuerde das Tauschprinzip nicht mehr funktionieren. Die 
marktradikalen Liberalen hinter Bitcoin moegen staatliche Einmischung 
verabscheuen, ihre Wirtschaft jedoch setzt sie voraus.
Wei Dai beschreibt die Online-Gemeinschaft als "eine Gemeinschaft, in 
der die Angst vor Gewalt machtlos ist, da Gewalt unmoeglich ist und 
Gewalt unmoeglich ist, weil ihre Teilnehmer nicht mit ihren Realnamen 
oder ihrem Aufenthaltsort in Verbindung gebracht werden koennen".
Er erkennt damit nicht nur an, dass die Menschen in der virtuellen 
Wirtschaft durchaus Gruende haben sich gegenseitig zu schaden, sondern 
auch, dass diese Wirtschaft nur ohne direkte Gewalt der Teilnehmer 
laeuft, weil Menschen gar nicht richtig miteinander in Kontakt treten. 
Durch die Staatsgewalt in der physischen Welt geschuetzt, koennen sie 
im eingeschraenkten Bereich des Internets miteinander in Kontakt 
treten, ohne Angst vor Gewalt haben zu muessen.
Online oder offline, es sind ganz schoen umfangreiche 
Sicherheitsmassnahmen noetig, um diesen Laden am Laufen zu halten. Bei 
Bitcoin sind es die "unknackbaren" digitalen Signaturen, offline 
hingegen kuemmert sich der Staat mit seiner Strafverfolgung z.B. 
darum, Dieben das Handwerk zu legen. Und das alles, um eine so 
einfache Transaktion wie den Transfer von Guetern vom Produzenten zum 
Verbraucher zu sichern. Das verweist auf einen grundsaetzlichen 
Interessenkonflikt zwischen den beteiligten Tauschparteien. Wenn das 
liberale Bild des freien Marktes als eine harmonische Kooperation zum 
Nutzen aller wahr waere, braeuchte man keine faelschungssicheren 
Signaturen. Die Bitcoin-Konstruktion, also das marktradikale Projekt 
einer Alternative zum Status Quo zeigt, dass diese Theorie falsch ist.
Man koennte dagegen einwenden, dass es nun einmal immer schwarze 
Schafe gaebe, die sich an der gesellschaftlichen Harmonie versuendigen 
wuerden. Dann wuerde sich allerdings die Frage stellen, in welchem 
Verhaeltnis Aufwand (Polizei, digitale Signaturen, etc.) und Nutzen 
(ein paar schwarze Schafe) stehen. Der Aufwand, mit dem diese 
schwarzen Schafe in die Schranken gewiesen werden sollen, zeigt 
ziemlich anschaulich, dass man davon ausgeht, dass es ganz schoen 
viele waeren, gaebe es diese Schranken nicht. Dem moegen manche 
prinzipieller entgegenhalten, dass die Menschen nun mal so seien, es 
laege quasi in unserer Natur. Damit hat man aber erstens schon mal den 
Punkt eingesehen, dass es mit der Harmonie hier nicht so weit her ist. 
Zweitens ist der Satz "es ist halt so" keine Erklaerung, auch wenn er 
so daher kommt; zu den Gruenden, warum Leute so aufeinander losgehen, 
wie sie hierzulande aufeinander losgehen, stehen oben ein paar 
Argumente.
Kaufkraft
Mit digitalen Unterschriften hat man erst einmal nur die Seite des 
Geldes am Wickel, welche die Beziehung zwischen Anna und Bernd 
betrifft. Aber wenn es um Geld geht, ist auch Annas Beziehung zum Rest 
der Gesellschaft wichtig. Die Frage ist naemlich, wie viel Kaufkraft 
Anna insgesamt hat. Physisches Geld, also eine Banknote, kann Anna 
nicht verwenden, um zwei verschiedene Leute auf einmal zu bezahlen. 
Mehrfachausgeben desselben Geldscheins gibt es nicht. Ihre Kaufkraft 
ist auf das beschraenkt, was sie an Geld besitzt.
Wenn es nun aber um virtuelle Waehrungen geht, die mit digitalen 
Unterschriften gesichert sind, haelt jedoch Anna erst mal nichts davon 
ab, viele Vertraege auf einmal zu unterschreiben, um ihr Eigentum 
mehrfach zu uebertragen. Sie kann das, weil sie selbst es ist, die 
unterschreibt. In diesem Fall wuerde sie Vertraege unterschreiben, die 
besagen, dass 0xABCD nun gleichzeitig Bernd, Christian, Eva und so 
weiter gehoeren.
Der zentrale technische Durchbruch von Bitcoin ist, dieses Problem des 
Mehrfachausgebens geloest zu haben - und zwar ohne eine 
Zentralbehoerde zu brauchen. Das ist ein Fortschritt gegenueber allen 
frueheren Ansaetzen fuer digitales Geld, die auf irgendeiner Art von 
Zentralstelle aufbauten. Diese stellte sicher, dass Anna ihr Geld 
nicht mehr als einmal ausgeben kann, indem alle Transaktionen ueber 
diese Zentralstelle abwickelt werden.
Das Problem wird im Bitcoin-Netzwerk dadurch geloest, dass alle 
Transaktionen oeffentlich sind. Also anstatt Annas Vertrag einfach an 
Bernd zu schicken, wird dieser von Annas Software im Netzwerk 
veroeffentlicht. Anschliessend unterschreibt die Software eines 
anderen Teilnehmers im Netzwerk dass sie diesen Vertrag gesehen hat. 
Jemand fungiert bei dieser Unterschrift also als Notar, unterschreibt 
die Unterschrift von Anna und bezeugt damit die Transaktion. Ehrliche 
Zeugen unterschreiben nur das erstmalige Ausgeben eines Bitcoins und 
verweigern ihre Unterschrift bei weiteren Versuchen derselben Person, 
denselben Bitcoin gegen die Regeln noch einmal ausgeben zu wollen. Sie 
bestaetigen, dass Anna das Geld, welches sie ausgibt, auch 
tatsaechlich besitzt. Die Unterschrift dieses Zeugen wird auch wieder 
veroeffentlicht. All diese eben beschriebenen Vorgaenge werden von der 
Software uebrigens im Hintergrund automatisch erledigt.
Allerdings koennte sich Anna einfach mit Christian zusammentun und ihn 
bitten, all ihre Vertraege zu unterschreiben, egal, ob sie ihr Geld 
mehrfach ausgibt. Sie wuerde damit also ein falsches Zeugnis von einem 
unehrlichen Zeugen bekommen. Dies wird im Bitcoin-Netzwerk dadurch 
verhindert, dass ein Zeuge zufaellig fuer alle Transaktionen zu einem 
bestimmten Zeitpunkt gewaehlt wird. Also kann sich Anna gar keinen 
Zeugen aussuchen. Diese zufaellige Auswahl wird als eine Art Lotterie 
organisiert. Die Teilnehmer konkurrieren um das Recht, Zeuge fuer den 
aktuellen Zeitraum zu werden. Als Einsatz muessen sie dafuer 
Rechenzeit auf ihren Computern zur Verfuegung stellen. Diese wird dazu 
verwendet, Loesungen fuer ein mathematisches Raetsel zu finden. Dieses 
Raetsel ist so konstruiert, dass es die beste Strategie ist, 
zufaellige Loesungen auszuprobieren. Wendet man dafuer mehr Rechenzeit 
auf, erhoeht man seine Chance, ausgewaehlt zu werden. Um jedoch eine 
ordentliche Wahrscheinlichkeit zu haben, als Zeuge ausgewaehlt zu 
werden und zu gewinnen, braeuchte man so viel Rechenzeit, wie 
ungefaehr der Rest des Bitcoin-Netzwerks zusammen.
Eine Nebenwirkung von diesem Ansatz ist natuerlich, dass viele 
Computer im Bitcoin-Netzwerk Rechenzeit fuer das Loesen dieser 
Aufgaben verschwenden, nur um die Lotterie zu gewinnen. Wie dem auch 
sei, Anna und Christian muessten erhebliche Rechenzeit aufwenden, um 
diese Lotterie zu gewinnen. Zu viel, als dass es sich lohnen wuerde - 
zumindest ist das die Hoffnung. Betrug in diesem Sinne ist somit 
unwahrscheinlich, weil ehrliche, naemlich zufaellig ausgewaehlte, 
Zeugen Faelschungen zurueckweisen werden.
Falschgeld
Was aber ist nun eigentlich Falschgeld und warum ist das eigentlich so 
schlimm? So schlimm, dass erheblicher Aufwand dafuer betrieben und 
Rechenzeit verschwendet wird, um sein Aufkommen zu verhindern? 
Unmittelbar verhaelt sich Falschgeld nicht viel anders als echtes 
Geld: Man kann damit Dinge kaufen und Rechnungen bezahlen. Das ist ja 
genau das Problem. Es ist erst einmal von echtem Geld nicht zu 
unterscheiden, andernfalls wuerden Leute es ja auch nicht akzeptieren. 
Mit normalem Geld und Falschgeld zusammen steht allerdings mehr Geld 
derselben Warenmenge gegenueber, der Wert des Geldes koennte also 
sinken.
Was ist also dieser Wert des Geldes? Was bedeutet es, dass Geld Wert 
hat? Es bedeutet Kaufkraft zu haben und damit Zugriffsmacht auf den 
gesellschaftlichen Reichtum. Erinnern wir uns, dass Anna und Bernd 
beide ihr mehr oder weniger armseliges Eigentum haben. Wollen sie was 
damit anfangen, treten in ein Tauschverhaeltnis zueinander; sie geben 
ihre Dinge nicht einfach her, nur weil jemand anders sie braucht. Sie 
bestehen auf ihrem Recht, ueber ihr eigenes privates Eigentum zu 
verfuegen. Unter diesen Umstaenden nun ist Geld die einzige 
Moeglichkeit, um an des anderen Dinge zu kommen. Geld "ueberzeugt" die 
andere Seite, dieser Transaktion zuzustimmen. Zugriff auf 
Privateigentum eines anderen zu erlangen, ist auf der Basis von 
staatlicher Privateigentumsgarantie nur moeglich, indem man sein 
eigenes zum Tausch anbietet. Auf wie viel Reichtum jemand in der 
Gesellschaft zugreifen kann, wird dabei in Geld gezaehlt. Damit wird 
Privateigentum als solches gemessen. Es wird darin ausgedrueckt, von 
wie viel Reichtum als solchem jemand Gebrauch machen kann. Also nicht 
nur Kaffee oder Schuhe, sondern Kaffee, Schuhe, Gebaeude, 
Dienstleistungen, Arbeitskraft, fast alles. Auf der anderen Seite wird 
in Geld aber auch angegeben, wie viel Reichtum mein Kaffee wert ist. 
Kaffee ist nicht nur Kaffee, sondern ein Mittel Zugang zu all den 
anderen Waren auf dem Markt zu bekommen. Er wird gegen Geld 
eingetauscht, so dass man damit Sachen kaufen kann. Der Preis von 
Kaffee drueckt aus, auf wie viel Kram ganz generell - und eben nicht 
nur Kaffee - man zugreifen kann. Ganz klar, dass unter diesen sozialen 
Umstaenden, also dem freien und gleichen Tausch, diejenigen, die 
nichts haben, auch nichts bekommen. Alles in allem zeigt das Geld auf 
meinem Konto an, wie viel ich mir leisten kann - also die Grenze 
meiner Zugriffsmacht. Denn es zeigt nicht nur an, was ich mit leisten 
kann, sondern auch, was jenseits der Macht in meinem Geldbeutel liegt. 
Anders ausgedrueckt: von wie viel Reichtum ich ausgeschlossen bin.
Geld ist Macht, die man in seiner Tasche tragen kann. Es drueckt aus, 
wie viel Kontrolle ueber Land, Menschen, Maschinen, Produkte usw. ich 
habe. Daher macht eine Faelschung den Zweck des Geldes zunichte. Es 
verwandelt diese Grenze, diese Groesse in eine unendliche Anzahl von 
Moeglichkeiten. Alles ist im Prinzip verfuegbar - und zwar nur, weil 
ich es will. Wenn jeder unendliche Macht haette, verloere Macht ihre 
Bedeutung. Es wuerde nicht zahlungskraeftige Nachfrage zaehlen, 
sondern einfach die Tatsache, dass Bedarf besteht.
Zusammengefasst ist Geld ein Ausdruck von bestimmten sozialen 
Verhaeltnissen und nicht von Kooperation ganz generell. Solche 
sozialen Verhaeltnisse naemlich, in denen Privateigentum die 
Beduerfnisse von den Mitteln ihrer Befriedigung trennt. Damit Geld 
diese Qualitaet des Privateigentums vermitteln kann, ist es zwingend 
erforderlich, dass ich nur das ausgeben kann, was ich auch besitze. 
Diese Qualitaet und die damit einhergehende Ignoranz und Brutalitaet 
gegenueber den Beduerfnissen muss gewaltsam von Staat und Polizei 
durchgesetzt werden. Im Internet, wo es schwierig ist, jemandes 
habhaft zu werden, wird dies durch ein sorgfaeltig ausgearbeitetes 
Protokoll von Zeugen, Zufaelligkeit und schweren mathematischen 
Problemen geloest.
Der Wert von Geld
Es bleiben zwei Probleme uebrig:
1.Wie kommt neues Bitcoin Geld in die Welt (bis jetzt haben wir ja nur 
den Transfer behandelt)?
2.Wie werden die Teilnehmer ueberzeugt Rechenzeit aufzuwenden um 
Transaktionszeuge zu werden?
Letzteres Problem wird im Bitcoin-Protokoll durch das Erste geloest. 
Um die Teilnehmer naemlich dazu zu bewegen, Rechenzeit zur 
Ueberpruefung von Transaktionen bereitzustellen, werden diese mit 
einer bestimmten Anzahl an Bitcoins belohnt, wenn sie als Zeuge 
gezogen werden. Momentan bekommen sie jedes Mal, wenn sie gezogen 
werden, 50 BTC und darueber hinaus noch Transaktionsgebuehren fuer 
jedes Geschaeft, dass sie bezeugen. Das ist die Antwort auf die Frage, 
wie neue Bitcoins erzeugt werden: Sie werden "abgebaut", wie das 
Lotteriegewinnen im Bitcoin-Netzwerk heisst.
Im Bitcoin-Netzwerk "faellt" das Geld also "einfach vom Himmel", indem 
Computer ziemlich sinnlose mathematische Raetsel loesen. Entscheidend 
ist, dass sich das mathematische Raetsel nur mit erheblichem Aufwand 
loesen laesst. Worauf es letztendlich ankommt, wenn es darum geht, ob 
Bitcoin als Geld zaehlt: Haendler muessen sich auf Bitcoin als Geld 
beziehen und es auch so benutzen. Wie es auf die Welt kam, ist dabei 
zweitrangig.(12)
Fazit
Ein systematischer Gegensatz von Interessen, der resultierende 
Ausschluss vom Reichtum, die Unterwerfung von allem unter das 
kapitalistische Wachstum - so sieht eine Gesellschaft aus, in der 
Tausch, Geld und Privateigentum die Produktion und den Konsum 
bestimmen. Das aendert sich auch nicht, wenn dieses Geld seine 
Substanz in Gold oder Bitcoins hat statt in Geldscheinen und 
herkoemmlichen Waehrungen. Armut hat ihren systematischen Grund in 
Tausch, Geld und Wirtschaftswachstum ueberhaupt. Das mag die 
marktradikalen Liberalen nicht stoeren, aber das sollte durchaus auf 
Kritik von Linken stossen, die sich zum Teil auch fuer Bitcoin 
begeistern.
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Fussnote:
12) Manchen, die "Das Kapital" von Marx gelesen haben, koennte jetzt 
einfallen, dass dies implizieren wuerde, das Bitcoin auf einem 
Wertkonzept aufbaue, dessen Substanz nicht vergegenstaendlichte 
abstrakt menschliche Arbeit sei. Viel eher wuerde es auf dem Wert von 
abstrakter Computerarbeit oder etwas ganz anderem beruhen. Dieser 
Einwand beruht jedoch auf einem Missverstaendnis. Mit Rechenzeit 
verdient man, wenn man Glueck hat, 50 BTC. Dies ist jedoch nur eine 
bedeutungslose Nummer. Was man mit 50 BTC anstellen kann, wie viel 
Verfuegungsmacht oder Befehlsgewalt ueber sozialen Reichtum diese 
repraesentieren, ist eine ganz andere Sache. 50 BTC haben Wert, weil 
sie auf gesellschaftlichen Reichtum zugreifen und nicht, weil ein 
Computer zufaellig die richtige Nummer ausgewaehlt hat. Fuer die 
Wertbestimmung ist es nicht zuerst wichtig, wie das Geld in die 
Gesellschaft kommt, sondern als was es in dieser gilt.
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