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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Maerz 2011; 22:10
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Debatten:
> Frauen auf die Strasse, Maenner hinter den Herd!
(Zu: "Gegen Herrschaft statt gegen Maenner"
von R.Krenn, akin-pd 2.3.2011)
Frauenrechte scheinen fuer die meisten in den Zustaendigkeitsbereich
der Frauen zu fallen, auch in der Queer-Bewegung sind es meist
weiblich wahrgenommene Personen, die versuchen, das stereotype
Frau/Mann-Rollenverhalten aufzubrechen. Nur selten ist bei Maennern zu
beobachten, dass sie sich mit ihrem eigenen Verhalten, oder dem
Verhalten ihrer Freunde kritisch auseinander setzen. Viel lieber wird
versucht, eigene Fehler als etwas darzustellen, dass etwa betroffene
Frauen einfach nicht verstanden haetten. Mann definiert etwas, und
frau hat sich daran zu halten. Meistens sind sich die Herren Maenner
ihrer Sache so sicher, dass unsereins sich beim gegenargumentieren
vorkommt, als rede es gegen eine Wand.
So ist es natuerlich verstaendlich, wenn versucht wird, jene Maenner
in den Kampf um Frauenrechte einzubinden, die daran interessiert sind,
anstatt sie mit einem Ausschluss von der Demo zu belegen.
Ich kann aber anderseits auch verstehen, wenn zB die Frauen hinter dem
Wiener FrauenZentrum (FZ) Angst vor einer Vereinnahmung durch Maenner
haben. Reine Frauendemos haben auch durchaus ihren Reiz, denn so ist
es moeglich, deutlich zu machen, dass Frauen keine Maenner brauchen,
um stark zu sein. Ich denke zum Beispiel an Island, wo am 25. Oktober
50.000 Frauen allein in der 320.000 EinwohnerInnen starken Hauptstadt
Rejkjavik aus Protest gegen Gewalt an Frauen und die weiterhin
ungleiche Bezahlung:auf die Strasse gingen.
Warum muss mann die Frauenrechtsbewegung auch unbedingt durch
Anwesenheit bei Demos unterstuetzen? Wie das FZ in seiner
Stellungnahme (akin-pd 16.2.2011) richtig angefuehrt hat, gibt es
genug andere Moeglichkeiten, sich mit Frauen solidarisch zu zeigen.
"Die Maenner sollen ruhig auch einmal abwaschen" kommt hier zwar auch
eher stereotyp rueber, aber es geht wohl eher um etwas anderes.
Als Maenner (= maennlich erzogene Personen) profitieren wir von der
Benachteiligung der Frauen wo wir gehen und sitzen. Wir koennen
unseren Willen leichter durchsetzen, weil wir es a) besser gelernt
haben und b) die Haelfte unserer Mitmenschen gelernt hat, die Goschen
zu halten.
Uns wird nachgeputzt, nachgekocht und wir muessen uns dabei nicht
schlecht fuehlen, denn als emanzipierte linke Maenner koennen wir der
Lebensgefaehrtin / Gastgeberin mit hochgelegten Fuessen sagen, sie
solle doch bitte nicht weibliche Klischees reproduzieren. Wie lange
das leergefutterte Popcornsackerl dann auf dem Tisch liegen bliebe,
wenn frau es nicht - ganz wie frueher - entfernte, ohne dass mann es
sehen kann, bleibt ein Raetsel.
Reine Frauendemos muss es also meiner Meinung nach geben, was nebenbei
organisiert wird, ist eine andere Sache (wie waers mit einer reinen
Maennerdemo fuer Frauenrechte?) Der einzige Kompromiss, den ich mir
bezueglich Frauendemo vorstellen kann, ist eine
Frauen-/Transgender-/Crossdresser-Demo.
Es ist erstmal kein Verbrechen, wenn ein Mensch sich mit der
Extremitaet zwischen seinen Beinen wohlfuehlt. Das muss ja auch nicht
heissen, dass er sie als Waffe missbraucht - genausowenig muss es
heissen, dass er tatsaechlich ein Mann ist. Zu einem Mann wird ein
Mensch noch durch viele andere Anzeichen, wobei der Bartwuchs noch ein
eher weniger deutliches Merkmal ist.
Mann sein heisst meiner Meinung nach vor allem, Raum fuer sich zu
erkaempfen / beanspruchen, das Ruder zu uebernehmen und Einwaende zu
ignorieren.
Strukturell ergeben sich daraus Expansion, Hierarchie und Gewalt. Und
weil diese Mechanismen heute allgegenwaertig sind, koennen wir immer
noch von einem Patriarchat sprechen.
Maenner haben gegenueber Frauen den Vorteil, dass sie mit dem Kampf
gegens Patriarchat gleich bei sich, einem aktiven Vertreter,
losstarten koennen. Frau kann vielleicht bei sich nach angelernten
Anbiederungen an patriarchale Anforderungen suchen, oder auf ihre
Mitmaenner einreden, sich doch zu aendern. Aber als Maenner koennen
wir die Mackeranzahl auf diesem Planeten ganz leicht um eins
reduzieren, ohne jemanden toeten zu muessen.
Es waere an der Zeit, dass (wir) Maenner anfangen, eigenes
Fehlverhalten zu erkennen und auszumerzen. Das alles darf einfach
nicht bei der Erkenntnis "So sind wir eben, wir Maenner" oder bei
Gegenanschuldigungen wie "die Feministinnen sind auch nicht besser"
stehen bleiben.
Patriarchat scheisse finden heisst Maennlichkeit dekonstruieren,
Patriarchat scheisse finden heisst Feminismus unterstuetzen.
Schwaechlinge, Feiglinge und Luschen an die Macht!
-pc-
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