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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2010; 21:51
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Gruene/Debatte:
> Oesterreichische Mentalitaet
Reaktion auf "Unfaehig zum Streit" von B.Redl in 
akin 20/2010:
Lieber Bernhard! Du wirst dich wundern, aber ich bin diesmal sogar 
begeistert von dem, was du ueber die Gruenen geschrieben hast und kann 
dir nur zustimmen. Auch in Bezug auf den "Standard"! Ich moechte aber 
deinen Kommentar erweitern. Zunaechst einmal ist meine Meinung dazu, 
dass, wenn es eine Fuehrung der Wiener Gruenen schafft, zwei der drei 
aussichtsreichsten Bezirksgruppen zu spalten (ich vergleiche die Sache 
uebrigens sehr gerne mit dem Abschneiden der franzoesischen 
Fussball-Mannschaft bei der diesjaehrigen WM, bei der ein unfaehiger 
Trainer die Mannschaft spaltete und ein Teil rausgeworfen wurde), dann 
muss sie dafuer die Verantwortung uebernehmen. Das ist einfach 
Unfaehigkeit!!! Ich glaube, die Wahlen werden fuer die Gruenen 
schlecht ausgehen. Ich habe beschlossen, die Gruenen in Wien NICHT zu 
waehlen, die Bezirksgruenen schon, denn die aus meinem Bezirk koennen 
ja nichts dafuer, was in anderen Bezirken passiert. Solange DIESE 
Fuehrung der Wiener Gruenen im Amt ist, sind sie fuer mich nun 
unwaehlbar. Genauso wie ein Handyanbieter, wenn er die Preise 
ploetzlich aufs Doppelte erhoeht oder wegen Unfaehigkeit im Management 
einen schlechten Service hat, mit einem Anbieterwechsel bestraft 
gehoert, gehoeren die Wiener Gruenen wegen ihrer Unfaehigkeit, einen 
professionellen und inhaltlich guten Wahlkampf zu fuehren, bestraft. 
Wuerde man sie waehlen und sie wuerden sogar zulegen, wuerde sich bei 
den Gruenen nichts aendern. Ich hatte sogar einen Dialog mit einer der 
Verantwortlichen. Selbstkritik? Null!
Dass Eva Glawischnig ohne Gegenkandidat/in mit einem Anteil gewaehlt 
wird, der eher an DDR-"Wahlen" erinnert und von dem wahrscheinlich 
sogar ein Kreisky nur traeumen konnte, ist obszoen! Ich bin 
ueberrascht, dass du die USA lobst. Das freut mich! Ein Teil der USA 
ist uebrigens seit den 60er Jahren richtig basisdemokratisch geworden! 
Man nennt die Parteiversammlungen "Caucus" und die sind so, wie man 
sich die Gruenen vorstellen moechte. Der "Standard" begreift das 
anscheinend nicht! Der "Standard" will verhindern, dass die "Gruenen" 
so werden (was sie ja eh nicht sind) wie es die USA laengst sind! Und 
nicht nur das, aber, ich denke, in den USA ist es denkunmoeglich, dass 
sich ein texanischer Parteigenosse der Demokraten oder Republikaner 
die Wahlliste von einer Hillary Clinton oder Sarah Palin erstellen 
laesst. Da laesst sich niemand was von oben vorschreiben! So etwas tut 
man dort einfach nicht und es passiert auch nicht!
Ich fordere, dass die Gruenen endlich Vorwahlen einfuehren wie sie in 
den USA gang und gaebe sind!
Auch in Bezug der "Konfliktfaehigkeit" kann ich dir nur zustimmen, 
allerdings ist die Sache zweiseitig, denn die Konflikte bei den 
Gruenen gab es ja von Anfang an und da gab es viele, die den 
"Konflikt" ja gerade suchten, und das hat wiederum auch etwas mit 
"Konfliktunfaehigkeit" zu tun, naemlich einen Konflikt so auszutragen, 
dass er produktiv ist. Und dafuer gibt es einen Grund und er hat 
NICHTS mit den Gruenen zu tun, aber sehr viel mit der 
oesterreichischen Mentalitaet: Die Diskutanten kommen schnell auf die 
persoenliche Ebene, es zaehlen nicht mehr Argumente, sondern 
Eitelkeiten. Jeder haelt sich fuer gescheiter als der andere ist. Das 
ist nicht nur bei den Gruenen so, sondern gerade bei den "Linken" ganz 
allgemein so, sagt mir zumindest meine Erfahrung mit vielen 
verschiedenen linken Basisgruppen. Aber es ist auch nicht eine Sache 
der "Linken", denn auch in den anderen Parteien gibt es ja fast 
ununterbrochen irgendwelche Streits und Abspaltungen!
Ich denke, wir (Oesterreicher) muessen das richtige Diskutieren und 
Argumentieren schon in der Schule lernen! (Kannst du dich erinnern? 
Wurde in deiner Klasse jemals "diskutiert"?) Ich schau mir sehr gerne 
deutsche Talkshows an oder Larry King auf CNN. Das ist eine ganz 
andere, viel produktivere Streitkultur! Und die Leute nehmen das auch 
nicht so ernst. Da liefern sich Republikaner und Demokraten bei Larry 
King wueste Gefechte, loben sich aber zwischendurch gegenseitig oder 
streuen Witze ein! Um nochmals zum Fussball zurueckzukommen: Der 
oesterreichische Fussball liegt international weit hinten, was 
Schnelligkeit, Kreativitaet, Kombinieren und Technik betrifft. Beim 
Diskurs ist es leider genauso. Oesterreich liegt da ebenso weit hinten 
und es wird noch lange dauern bis sich das aendert!
*Thomas Herzel*
[Anm. der Red.: Unklar ist uns, was Herzel mit "Vorwahlen" meint. 
Tatsaechlich werden die Wahllisten bei den Gruenen auf 
Bundeskongressen, Landesversammlungen etc. erstellt, also auf 
Veranstaltungen, die dem hiesigen Listenwahlrecht angepasst, durchaus 
als Vorwahlen anzusehen sind. Wie diese dann ablaufen, ist eine andere 
Frage, aber die stellt sich auch bei den US-Vorwahlen.]
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