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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Maerz 2009; 18:18
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Diskussion:
> Boese Familie
Leserbrief zu "Vor dreissig Jahren. Revolution und Konterrevolution im
Iran." von Michael Genner (akin 5/09, akin-pd 17.2.2009)
Zitat: "Die Zerstoerung der traditionellen Familie, der islamischen
Moral im Iran wird, so hoffen wir, das Zeichen zum Aufbruch sein fuer
die Jugend in allen vom Islam gepraegten Laendern, aber auch fuer die
naechste Generation der Eingewanderten in Europa und Oesterreich."
Hat denn die Verfuehrung der 68er zur Zerstoerung der traditionellen
Familie und der christlichen Moral bei uns zu einer besseren,
gerechteren Gesellschaftsordnung, oder ueberhaupt nur zu
gluecklicheren, geglueckteren zwischenmenschlichen Beziehungen
gefuehrt? Meines Erachtens tun die Muslime gut daran, sich mit der
Integration und Anpassung an unsere Beziehungskultur zurueckzuhalten
und in ihren traditionellen Grossfamilien stabile und
belastungsfaehige, und damit auch in stuermischen Zeiten psychische
Sicherheit vermittelnde Beziehungsstrukturen zu erkennen; welche man
in unseren heutigen Patchwork-Systemen vergeblich suchen wird: die
sind naemlich eher dazu angetan, in Entfremdung und Isolation zu
fuehren und damit weiters zu Depressivitaet und Aggressionsentladung.
Solche Beziehungsverflachung als sozialen, oder auch nur als
menschlichen Fortschritt - und gar als Fortschritt fuer die Linke - zu
feiern, erscheint mir aeusserst fragwuerdig. Ein beziehungsunfaehiger
Rechter mag im Grunde ein stimmiges, seinem Ego treues, dem
Wirtschaftssystem und seiner sozialen Funktion perfekt angepasstes
Individuum sein, das mit sich selbst und der Welt im Reinen und
zufrieden sein kann. Ein beziehungsunfaehiger Linker hingegen ist ein
Krueppel. Wie will er denn ein auf Solidaritaet und kollektivem
menschlichen Zusammenhalt basierendes alternatives Gesellschaftsmodell
glaubwuerdig vertreten, wenn er nicht einmal im Privaten zu dessen
Verwirklichung faehig ist?
Ich waere also vorsichtig damit, die Menschen ihrer Religion zu
entfremden, vor allem vonseiten einer Linken, die sich selbst nicht
mehr ueber dem Weg traut und nicht sicher ist, was sie ihnen anstelle
dieser Religion eigentlich geben kann. Nichts giert mehr nach rascher
Wiederauffuellung als das Vakuum, das der Religionsverlust
hinterlaesst. Pseudoreligionen sind in der Regel noch einmal
destruktiver und heilloser, als Religionen das sein moegen. Das
Nazitum war eine Scheinreligion, aber auch der Marxismus: die
Auswirkungen sind bekannt. Jedenfalls scheint das, was zumindest in
Europa gerade abzulaeuft, eher die Zeit der Linken als die
konservativer Religionsfuehrer zu sein: die bleiben sich naemlich
selber treu und stellen damit immerhin verlaessliche Referenzpunkte in
Zeiten gesellschaftlicher Umbrueche dar. 68er-Illusionismus beiseite:
Fakt ist, je mehr sich die Menschen von den Auswirkungen der
Globalisierung und der Finanzkrise betroffen und verunsichert fuehlen,
umso mehr wenden sie sich, kompensatorisch, althergebrachten Glaubens-
und Verhaltensmustern zu - und daraus erklaert sich die Renaissance
der Erzkonservativen ebenso wie der Aufschwung der Rechtsparteien.
*Carl Schaidt*
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