**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. September 2004; 18:08
**********************************************************

Werbung:

> Geistige Hygiene

Leserbrief zu: "Die spinnen, die Schweden" (akin 20/04, akin-pd 14.9.2004)

Es ist sehr erfreulich, dass das Thema Werbung einmal auch unter den Linken
aufgegriffen wird. Ich bin schon lange der Meinung, dass Werbung kritischer
beobachtet und viel oefter medial problematisiert werden muesste. Sie ist
heute unmittelbarer Ideolgievermittler, wenn nicht sogar Ideologietraeger.
Wie in dem Artikel gut herausgearbeitet wurde, ist besonders bei Kindern und
Jugendlichen die ideologische Funktion und Langzeitwirkung von Werbung in
Richtung gesellschaftsbejahendes Verhalten katastrophal wirksam. Aber was
uns bei Kinderwerbung noch auffaellt, uebersehen wir oft bei uns selbst. Was
will uns beispielsweise die vordergruendige Botschaft: "Geiz ist geil"
tatsaechlich vermitteln? Oder der Slogan:"Es ist verdammt hart, der Beste zu
sein", der uns neben der Firmenwerbung und dem neo-rassistischen
"der-Beste-sein-Kult" eine durch und durch reaktionaere
arbeiterInnenfeindliche Unternehmenspolitik unterjubelt.

Unter guter (?) Werbung versteht heute die Werbewirtschaft immer mehr neben
der Produkthervorstreichung die gezielte Konditionierung von Verhalten und
Bewusstsein: Werbung als grossangelegtes Manipulations-Versuchslabor.

Es ist nicht verwunderlich, dass es eine zunehmende Akzeptanz, ja sogar
Perfektionierung von Werbemethoden in der Politik gibt. Oder wer ist heute
in der Lage, bei Nachrichtensendungen zwischen sachlicher Information und
politischer Werbung zu unterscheiden? Manipulative Berichterstattung getarnt
als objektive Informationsvermittlung. Sowohl die "Segnungen" irgendeines
Produktes als auch die Versprechungen von PolitikerInnen sind fuer den/die
Einzelne/n in den meisten Faellen nicht ueberpruefbar (z.B. Wien - die
Umweltmusterstadt). Ein wesentlicher Trick sowohl in der Politik als auch in
der Produktwerbung ist, dass die ganz bewusst irregefuehrten, getaeuschten
und manipulierten KonsumentInnen und BuergerInnen als muendig deklariert
werden. Aber um diesen wirklich muendigen weil im besten Sinn emanzipierten
Buerger geht es auch gar nicht, der ist in diesem System von Luegen,
Halbwahrheiten und permanenter Gehirnwaesche ohnehin nur ein
unkalkulierbarer Kostenfaktor.

Eigentlich muesste man eine BuergerInnen-Bewegung in`s Leben rufen, wie z.B.
"BuergerInnen beobachten die Werbung", die im Sinne geister Hygiene um
wenigsten einen werbefreien Tag in der Woche kaempfen sollte, was natuerlich
(wie das schwedische Beispiel zeigt) nur Sinn macht, wenn dies europaweit
durchgesetzt werden kann. Jede Art von rassistischer, sexistischer, Gewalt
und Egoismus foerdernde Werbung muesste angeprangert und diskreditiert
werden. Wobei unter rassistisch nicht nur die landlaeufige Bedeutung, wie
AuslaenderInnenfeindlichkeit etc. gemeint ist, sondern die viel weiter
gehenden Varianten von Ausgrenzung durch besondere aggressive Hervorhebung
von Attributen wie jung, erfolgreich, egoistisch, schoen, reich etc.
*Josef Iraschko (gek.)*




*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin