akin-Pressedienst
Elektronische Teilwiedergabe
der nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'
Nachdruck von Eigenbeiträgen mit Quellenangabe erbeten
Namentlich gezeichnete Beiträge stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts
über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus
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Kontakt zur Redaktion: http://akin.mediaweb.at
Empfaenger : /A/TERMINE/WIEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Aufruf-Treffen am Dienstag: WICHTIG
Datum : Mo 13.05.96, 02:27
Groesse : 1965 Bytes
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"Aufruf":
Konzept Rädelsführerin neu
Die Prozesse rollen. Wegen des "Aufrufs zum Ungehorsam gegen Militärgesetze"
(Ich weiß, ich weiß: gäääääähn! Aber den Gerichten
wird es ja auch nicht zu blöd.) hat die Dampfwalze bereits eine Geschwindigkeit
von 100 Prozessen/Monat erreicht. Nicht genug damit, haben wir auch eine
neue Rädelsführerin: Birgit Hebein ist verdächtig, das Inserat mit dem
3.Aufruf an das Profil in Auftrag gegeben zu haben.
Das könnte übel ausgehen. Daher ist es wohl doch notwendig, noch einmal
die Ärsche zu heben und zur Aktionsbesprechung am *14.Mai* um 18h in die
Bürogemeinschaft, Schotteng. 3a/1/4/59, 1010 Wien zu kommen. Weitere Infos:
(0222)533-1238 (TV-Gruppe), 535-6200
(akin), 505-1952/0 (GE). Und nicht vergessen: Solidarität ist eine W...
-- ah nein, das darf man ja nicht sagen, sonst wird man
gleich wieder von den F-chen zitiert. *br*
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Empfaenger : /CL/SUEDAMERIKA/ALLGEMEIN, /CL/KLIMA/TROPENWALD
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Raubbau an Chiles Wäldern
Datum : Mo 13.05.96, 02:30
Groesse : 4579 Bytes
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akin-Pressedienst
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Chile:
> Das Spiel mit dem Feuer-Land
Der südlichste Regenwald der Welt droht der
Papierindustrie zum Opfer zu fallen
Stabiles Wirtschaftswachstum und niedrige Inflation haben Chile
zum Musterland Lateinamerikas gemacht. Kaum jemand möchte sich heute an
den Preis erinnern, den die Chilenen für die neoliberale Wirtschaftsreform
der Pinochet-Diktatur zahlen mußten. Vor den ökologischen Folgen dieser
Wirtschaftspolitik lassen sich die Augen jedoch immer schlechter verschließen.
In fast allen Häfen Südchiles ragen Berge aus Holzchips in den Himmel.
Weltmarkt und Papierindustrie machen auch vor dem subantarktischen und
gleichzeitig südlichsten Regenwald der Welt nicht halt. Die dortigen Südbuchenwälder
(Nothofagus pumilio, betuloides und antarctica) mit ihrer großteils nur
2 bis 10 cm dünnen Humusschicht sind ein äusserst fragiles Ökosystem.
Das weltweit größte Holznutzungsprojekt "Rio Kondor", ein ökologisches
Desaster, steht in Feuerland kurz vor Beginn -- im Herzen einer beeindruckend
schönen, von Flüssen, Seen und Wäldern mit großer Artenvielfalt geprägten
Landschaft.
267.000 Hektar der Insel Feuerland, mehr als ein Viertel davon von bisher
unberührtem Urwald bedeckt, wurden 1991 von der neuen chilenischen demokratischen
Regierung zu einem Preis von 5 US$ pro Hektar an ein chilenisch-kanadisches
Firmenkonsortium veräußert. Zwei Jahre später taucht selbiges unter dem
Namen Forestal Trillium (FTR) als neues Joint-venture wieder in Chile
auf. Dort werden nun 5 Mio. US$ in Lobbying investiert. Eine als
"freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung" bezeichnete Public-Relations-Kampagne
gleicht einer Woge, die langsam wachsendes ökologisches Bewußtsein im
Keim ersticken soll.
Bisher ist jedenfalls unklar, ob unter den extremen klimatischen Bedingungen
Patagoniens überhaupt Wald nachwachsen kann. Daher wurde die von Trillium
geplante Vorgangsweise im Gutachten der Umweltbehörde deutlich als drohende
irreversible Schädigung des Naturhaushaltes bezeichnet. Trotzdem wurde
das Projekt in einer politischen Abstimmung approbiert.
Der Staat kommt dem Konzern bereits während der UVP-Phase mit Infrastrukturmaßnahmen
-- sprich Straßenbau zur Erschließung des Gebiets -- entgegen. Darüber
hinaus wird der Firma 50 Jahre lang Steuerfreiheit gewährt. Die Verabschiedung
eines Forstgesetzes wird seit drei Jahren von diversen Holzfirmen im Senat
blockiert.
Obendrein beabsichtigt man, die jahrhundertealten Stämme wertvollster
Edelhölzer, die auf dem Weltmarkt Preise bis zu 12.000 US$ per Festmeter
erzielen können, vorrangig zu Holzchips -- als Grundstoff für die japanische
Papierindustrie, Hauptabnehmer der chilenischen Holzproduktion -- zu verarbeiten:
Das bedeutet zugleich Umweltzerstörung und geringstmögliche Wertschöpfung.
Eine mögliche Verringerung der Marktchancen ist eines der wenigen Argumente,
die in der beschriebenen Situation zu einem sensibleren Umgang mit den
Naturschätzen beitragen können. Deshalb steht die "Allianz für die chilenischen
Wälder" via Internet (http://ona.fi.umag.cl/126 ASCI roalvara) (http://ona.fi.umag.cl/
mmen) für Informationen zur Verfügung.
*Christine Röhrer aus Magallanes/Chile; Der Standard, 4.5.1996*
******
Anmerkung: Weitere Informationen zu Chile siehe auch akin 8/96. Technischer
Hinweis für Internet-Surfer: Die Adresse kommt dem
LayOuter komisch vor. Vielleicht steht "126ASCI" für eine Tilde
("~"), dieses Zeichen hat nämlich den ASCII-Code 126.
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Empfaenger : /CL/ENERGIE/ALTERNATIVEN, /A/NEWS/SOLAR, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Solar-Energie-Video und Slowakeiprojekt
Datum : Di 14.05.96, 01:34
Groesse : 2538 Bytes
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akin-Pressedienst
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Sonnenenergie:
> Der Schnorr-Brief der Woche
Dank Umweltministerium und Gemeinde Wien steht die Förderung des 1.Solarprojektes
der Slowakei jetzt fest. Die solare Warmwasseranlage für die Küche der
Grundschule in Kalna nad Hronom ist ausfinanziert. Daher gibt es neue
Pläne, um den Meinungsbildungs- und Bewußtseinsprozeß der slowakischen
Bevölkerung noch nachhaltiger auf die Nutzung erneuerbarer Energien zu
lenken:
- Montage einer Solaranlage für die Duschen des Turnsaales der Grundschule
- Alternativenergieausstellung in der Schule
- Schulunterrichtsprojekt: Theoretische und praktische Behandlung der
Möglichkeiten und Vorteile der Nutzung erneuerbarer Energien
- Schulung der LehrerInnen des Landkreise zu diesem Thema
- Öffentlichkeits- und Medienarbeit
Spenden an: Frauen für eine atomkraftfreie Zukunft, Fehnerweg 16, 2380
Perchtoldsdorf. PSK-Konto 93022965
*Quelle:Pro Slowakei atomkraftfrei*
> Solar-Video
Der im Auftrag des Österreichischen Naturschutzbund produzierte Film "...denn
sie wissen, was sie tun -- Ökoland Österreich" soll aufzeigen, daß die
Vison der Deckung des gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energieträgern
durchaus realistisch sei. Der Film (VHS, Dauer 45 Minuten) ist erhältlich
nach Einzahlung von öS 100,- auf das Konto 2110492 bei der Salzburger
Sparkasse, BLZ 20404, Kennwort Ökoland Österreich.
*Quelle: ÖNB Szb./gek.*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/MENSCHENRECHTE/EUROPA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Ausnahmzustand am Karlsplatz
Datum : Di 21.05.96, 13:17
Groesse : 1957 Bytes
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akin-Pressedienst
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Wien/Polizei:
> Ausnahmezustand
G. hat Rasterlocken. Ansonsten ist er kaum besonders auffällig.
Das reicht aber schon. Wozu haben wir schließlich die
Alarmabteilung?
G. wird angehalten. In der U-Bahn-Station Karlsplatz. Beim Umsteigen.
Die Beamten verlangen, daß er sich auszieht. Auf dem Bahnsteig.
Sie könnten schon mit ihm auf die Wache gehen, sagen sie, aber das wäre
ziemlich viel Aufwand. "Und dann wärst Du mit uns allein".
G. verzichtet. Zieht sich aus. Bis auf die Unterhose.
Es stellt sich heraus: G. ist kein Junkie. Es gibt auch sonst keinen Grund,
G. weiter anzuhalten. G. darf sich wieder anziehen.
Zum Abschied sagt man noch: "Wennst in den nächsten drei Wochen noch einmal
da auftauchst, nehm ma dich fest". Rechtsgrundlage? "Wegweiserecht."
G. fragt sich nun, ob er zukünftig nur mehr am Schottenring umsteigen
soll. *br*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/PRESSE, /CL/ANTIFA/AKTIONEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : ÖTB-Bundesturnen in Krems
Datum : Di 21.05.96, 13:19
Groesse : 4968 Bytes
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akin-Pressedienst
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Österreich/Ungusteln:
> Kremser Festwochen
Es wird wieder geturnt
Vom 8.7. bis 14.7. 96 findet in Krems/Donau das Bundesturnfest des Österreichischen
Turnerbundes statt. Wie schon 1986 müssen wir auch diesmal mit einer Woche
des Deutschnationalismus und Rassismus rechnen. Nicht umsonst wird der
ÖTB vom "Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands" als "dank
ihrer Mitgliederzahl, ihrer organisatorischen Verankerung in ganz Österreich
und ihres Ansehens mit Abstand wichtigste Organisation des Deutschnationalismus
und Rechtsextremismus" eingestuft. Die Einordnung als rechtsextreme Organisation
begründet das DÖW mit dem Selbstverständnis ("Jahnsches Turnen"), den
Verbindungen, dem ideologisch fundierten Funktionärskader ("Dietwarte")
sowie den ideologisch eindeutig positionierten Publikationen und Organen
des ÖTB.
Kein Wunder also, daß 1986 neben harmlosen Sportinteressierten (die den
größeren Teil der ÖTB-Mitglieder ausmachen), überzeugten Deutschnationalisten
und Rechtsextremisten auch bekennende Nationalsozialisten (Küssel, Schimanek,
Endress) durch die Kremser Landstraße marschierten. Nicht fehlen durften
natürlich die ÖTB-typischen "Rassenreinheit"-Flaggen sowie das Turnerkreuz,
welches trotz frappanter Hakenkreuz-Ähnlichkeit weiter beibehalten wird.
Die Zahl der TeilnehmerInnen (1986 je nach Wochentag zwischen 3.000 und
12.000 ÖTBlerInnen), der politische Charakter dieser Festivitäten und
die Begleitumstände (einige regionale Nazigruppen sind ebenso zu erwarten
wie eine Mobilisierung durch die zahlreichen deutschnationalen Burschenschaften
vor Ort - so entstammt RFS-Chef Alexander Höferl einer Kremser Burschenschaft)
machen eine Mobilisierung unsererseits mehr als nötig.
Krems und der ÖTB -- ein für NÖ symptomatisches Naheverhältnis: Bemerkenswert
die Tatsache, daß derartige rechtsextreme Großveranstaltungen in Städten
wie Krems nichts Neues sind -- nur bislang nahezu unbemerkt von der kritische
Öffentlichkeit über die Bühne gingen. Zu selbstverständlich ist die Packelei
zwischen den zutiefst schwarz-bürgerlichen Stadtregierung, deutschnationalen
Ewiggestrigen und blaubraunen Rechtsextremisten. Selbst offener Neonazismus
wird erst dann thematisiert, wenn er sich gegen die bürgerliche Ordnung
an sich richtet. Dementsprechend auch die repressive Stimmung, mit der
die zahlenmäßig geringe fortschrittliche Opposition konfrontiert ist.
Unsere Lust am Leben gegen ihren Rassismus! Insofern ist diese "ÖTB-Festwoche"
nicht allein Grund für unseren Widerstand. Sondern auch ein willkommener
Anlaß, die ehemalige Gauhauptstadt Krems stellvertretend fürs ganze Land
eine Woche lang mit unseren Inhalten zu konfrontieren. Auf politischer
und kultureller Ebene
wollen wir dem ÖTB, dessen Inhalte zu einem guten Teil bloße Übertreibung
zutiefst bürgerlicher Werte bedeuten, die Show stehlen und allen aufgeschlossenen
oder erschließbaren Menschen Mut zum Widerstand machen. Wir wollen hier
einen Versuch unternehem, aus der schon traditionellen Defensive, in der
sich fortschrittliche Kräfte in der Provinz befinden, auszubrechen und
vor allem bei den Jugendlichen linke Inhalte und Wertvorstellungen zu
verankern. Deshalb laden wir alle progressiven Gruppen und Menschen ein,
sich an der Organisierung dieses Events zu beteiligen.
Die Vorbereitungstreffen dazu finden jeden Freitag um 19 Uhr statt. Ort:
Pernerstorfergasse 42, 1100 Wien. Ab Anfang Juni gibt's auch ein Infotelefon:
Unter 521 25/242 könnt Ihr ab 28.Mai jeden Di und Do zwischen 16 und 18
Uhr die notwendigen Infos einholen. Schriftliches bitte unter Kennwort
"Kremser Festwochen" an folgende Adresse: Grünes Haus, Lindengasse 40,
1070 Wien
*Aktionsbündnis gegen den Mief von 1000* *Jahren (einige Antifas in NÖ
+ Wien)*
*gekürzt*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/BEHINDERT/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Ö: Gebärdensprache anerkennen!
Datum : Di 21.05.96, 13:29
Groesse : 2841 Bytes
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akin-Pressedienst
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Behindert werden:
>Gebärdensprache anerkennen
Mehr als 500 überwiegend gehörlose Menschen demonstrierten am
13.April. in Linz. Diese Demo war Teil eines dreitägigen "Konzils" der
Gehörlosen vom 12. bis 14.4 1996 in Linz zum Thema "Gebärdensprache und
Anerkennung der Gebärdensprache". Im Namen dieser, etwa 8000 Personen
zählenden Gruppe, wird von diesem Konzil das Grundrecht auf eine freie
Entfaltung ihrer Persönlichkeit gefordert:
Bereits seit vielen Jahren kämpfen gehörlose Menschen in Österreich um
die gesetzliche Anerkennung und Förderung der Gebärdensprache - als eigenständige
Sprache, ähnlich den ethnischen Minderheiten. In den USA, in Skandinavien
oder in Uganda ist die Gebärdensprache schon längst anerkannt. Seitdem
bei einem Kongreß in Mailand im Jahre 1880 hörende Gehörlosenpädagogenlnnen
die Lautsprache zur einzig gültigen Unterrichtssprache erklärt hatten,
reicht dieses Gebärdensprachenverbot bis in die Gegenwart hinein und übt
eine
fatale Wirkung auf die Kultur und Bildungsmöglichkeiten von gehörlosen
Menschen aus.
Immer mehr Wissenschaftler würden aber im Zuge ihrer Forschungen erkennen,
daß die Gebärdensprache eine vollwertige, der Lautsprache ebenbürtige
Sprache ist, so die Gehörlosen. Dennoch gelte die lautsprachliche "Zwangserziehung"
von Gehörlosen immer noch als richtig und in den meisten Gehörlosenschulen
ist die Gebärdensprache bis heute lediglich ein spärlich angebotenes Freifach.
Dieses "Konzil" soll die erste einer Reihe von wiederkehrenden Konferenzen
und Veranstaltungen zum Thema Gebärdensprache sein.
*Bizeps*
Kontakt: Bizeps, Behindertenberatung, Kaiserstr. 55/3/4a, 1070 Wien, Tel.
++43/1/5238921-0; Fax Klappe -20; bizeps@magnet.at
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Empfaenger : /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Cafer Y. abgeschoben
Datum : Di 04.06.96, 13:09
Groesse : 3638 Bytes
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akin-Pressedienst
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Asyl:
Cafer Y. abgeschoben
Am Donnerstag, dem 30 Mai wurde der Kurde Cafer Y. (siehe akin Nr
17/96 Flugblatt der "Plattform gegen Repression") aus dem Polizeigefangenhaus
Rossauer Lände, via Flughafen Schwechat, an den türkischen Folterstaat
ausgeliefert. Seither fehlt jedes
Lebenszeichen. Die fieberhaften Bemühungen, die Abschiebung zu verhindern,
waren am Willen der Ausländerbehörden ohne jede Rücksicht, ihre Macht
zu demonstrieren, gescheitert.
Obwohl in einem Bescheid des Bundesasylamtes freimütig zugegeben wird:
"Die Folter ist in der Türkei weit verbreitet. Von einer systematischen
behördlichen Untersuchung der Fälle von Folter und strafrechtlicher Verfolgung
der Schuldigen kann nicht gesprochen werden. Lediglich in Einzelfällen
kam es zur Verurteilung der Verantwortlichen. Folterungen finden meist
während der Polizeihaft statt. ... Es ist gegenwärtig kein Durchbruch
bei der Beachtung der Menschenrechte konstatierbar..."Einen Asylgrund
sah die Behörde darin allerding nicht.
Ebensowenig wurden Ausführungen von Cafer Y. weiter Beachtung
geschenkt, daß im Rahmen der Ableistung seines Militärdienstes sowohl
gegen Verbände der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, als auch bei der Durchsuchung
kurdischer Dörfer eingesetzt wurde. "Dabei wurde ich zur Teilnahme an
Verhören und Mißhandlungen der kurdischen Zivilbevölkerung gezwungen,
die pauschal der Kollaboration mit der PKK beschuldigt wurde..."
Eine Episode am Rande, die für sich spricht: Eine Bekannte von Cafer Y.
wurde von der Fremdenpolizei aufgefordert, nachzuschauen, ob es noch Habseligkeiten
von Cafer gebe und diese gegebenfalls ins Polizeigefangenenhaus Rossauer
Lände zu bringen. Sie kam dieser Aufforderung nach. Am vergangenen Mittwoch,
also einen Tag vor der Deportation, wurde sie an der Tür des Polizeigewahrsams
mit der Begründung abgewiesen, sie könne die Sachen erst während der normalen
Besuchszeit am Sonntag abgeben; doch da war Cafer Y bereits in die Türkei
abgeschoben. Catharina Turnwald von den Grünen, die sich, nachdem sie
von den Vorgängen erfahren hatte, intensiv für den Kurden eingesetzt hat,
beschwerte sich über dieses Vorgehen. Ihr wurde lapidar mitgeteilt: "Die
Sachen kann man ihm ja nachschicken".
Trotz dieser eher depremierenden Erfahrungen wird uns das Schicksal von
Cafer Y. auch weiterhin nicht gleichgültig sein. Inzwischen sind auch
amesty international und UNHCR mit dem Fall befaßt. Sobald es neue Informationen
gibt, werden wir sie Euch mitteilen.
*W. W.*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Europol: Grün-Schwarz gegen Rot-Blau?
Datum : Di 04.06.96, 13:14
Groesse : 3762 Bytes
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akin-Pressedienst
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Europol:
> Schwarz-Grün gegen Rot-Blau?
Eigenartige Lagerbildungen konstatieren die Grünen: Eine "Verhinderungskoalition
aus SPÖ und FPÖ" stellte die Abgeordnete Doris Pollet-Kammerlander, nach
der letzten Sitzung des parlamentarischen Hauptausschusses fest. Zur Diskussion
standen die Durchführungsbestimmungen zum Europol-Übereinkommen, die die
Erfassung
von Daten über religiöse Überzeugungen, rassische Herkunft, politische
Anschauungen und das Sexualleben vorsehen.
Die Grünen brachten in der Sitzung einen Antrag zur Bindung des Innenministers
bei der kommenden EU-Ministerratssitzung ein, die Caspar Einem verpflichtet
hätte, die Erhebung solcher Daten abzulehnen. "Dieser kritische Antrag,
der durchaus die Unterstützung
der ÖVP-Abgeordneten gefunden hätte, konnte durch das gemeinsame Vorgehen
von SPÖ und Freiheitlichen nicht zur Abstimmung gebracht werden", behauptet
Pollet-Kammerlander in einer Aussendung. Während die konservativen Nationalräte
unter Führung der Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat durchaus über Bürgerrechte
mit sich reden ließen, hätte eine rot-blaue Mehrheit im Hauptausschuß
mittels Vertagungsbeschluß die Angelegenheit verschleppt, so Sepp Brugger,
Jurist des Grünen Klubs gegenüber der akin. Wobei es sich momentan noch
um Scheingefechte handelt, da die umstrittenen Bestimmungen vor kurzem
aus dem Entwurf entfernt wurden. Doch damit seien sie noch lange nicht
vom Tisch. Man muß so früh als möglich Widerstand dagegen leisten, so
Brugger.
Dennoch: Sollten die ÖVP-Abgeordneten wirklich zu einer Zustimmung bereit
gewesen sein, so dürfte es sich dabei nicht gerade um ein ihr wichtiges
Anliegen gehandelt haben -- oder Rauch-Kallats Mannschaft liest nicht
den ÖVP-Pressedienst. In der einzigen Aussendung der ÖVP in den letzten
Tagen zu diesem Thema, betonte nämlich der EU-Sicherheitsbeauftragte der
Volkspartei, Hubert Pirker, daß der deutsche Entführungsfall Reemtsma
eindrucksvoll bewiesen habe, "daß gegen Verbrecher nur in europäischer
Kooperation rasch und effizient vorgegangen werden" könne. Österreich
müsse "rasch alle nationalen Voraussetzungen treffen, um die europäischen
Möglichkeiten, die Schengen und EUROPOL bieten, nutzen zu können". Und
Pirker weiter: "Bundesminster Einem ist gefordert, europäische Sicherheitskooperationen
im Interesse Österreichs zu realisieren. Und zwar sehr rasch. Österreich
darf von seinem Innenminister erwarten, dass er seine sicherheitspolitische
Verantwortung wahrnimmt und handelt." Irgendwelche Bedenken oder auch
nur Alibisätze bezüglich Bürgerrechten und Datenschutz sind in der Aussendung
nicht zu finden. Und so ist unser Weltbild wieder hergestellt. *br*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kurzinfo: Berufungsverhandlungen wegen Paraden-Aktionen Datum
: Di 04.06.96, 13:17
Groesse : 1643 Bytes
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akin-Pressedienst
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Berufungen wegen Aktion vom 26. Oktober
Die bei der Militärparade verhafteten Frauen und Männer werden zur
Zeit beim UVS (Unabhängigen Verwaltungssenat) vorgeladen, da sie Berufung
gegen das Straferkenntnis (Strafen zwischen 500,-- und 600,--) erhoben
haben. Die Urteile werden erst nach Wochen zugeschickt. Eine Reaktion
auf die Beschwerde vor dem UVS gegen das Vorgehen der Polizei ist hingegen
noch ausständig, d.h. es gibt noch keinen Verhandlungstermin.
Spenden für Anwalts-Verfahrens- und Strafkosten sind herzlich erwünscht.
Kennwort: FRAUEN; KTONR: 10010670573, BLZ: 14000
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Bücher: Situation der Zeitungskolporteure
Datum : Di 04.06.96, 13:19
Groesse : 3136 Bytes
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akin-Pressedienst
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Bücher:
> Tabuzone der Medienmacht
Zur Lage der Kolporteure
Eine Überfülle an Rezensionen ist bisher nicht zu konstatieren,
und die kleine Geschichte der Interventionen um das
zugrundeliegende Forschungsprojekt, die Roman Hummel "statt einer Einleitung"
zum Besten gibt, ist auch nicht zu verachten.
Die sozialen Bedingungen der heute etwa 1.200 Zeitungskolporteure in Osterreich
zählen ebenso zu den Tabuzonen der heimischen Medienmacht wie etwa der
begünstigte Posttarif und die mit der Parteienförderung innig verschwisterte
Presseförderung. Nur wenige Kolporteure gehören zu den gut verdienenden
"Fat Cats", die Mehrzahl hungert sich mit etwa 4.000 Schilling im Monat
durch, stellen Roman Hummel und seine Mitautoren fest. Trotzdem dürfte
die Kolportage für die Zeitungen kein Geschäft sein, was die hartnäckige
Weigerung, den "selbständigen Unternehmern" am Straßenrand ein Minimum
sozialer Rechte zu gewähren, mit erklären dürfte. Die frühindustriell
anmutenden Disziplinierungs- und Kontrollmaßnahmen dieser reinen Ausländerbranche
(in der die Zeitungen heute versuchen, das informelle "Ägyptermonopol"
zu brechen), könnten im übrigen auch als Lehrstück für die Auswirkungen
einer liberalisierten Zuwanderung aus Entwicklungsländern im Unternehmer-interesse
dienen.
Die eigentümliche Situation beruht ja nicht zuletzt darauf, daß die verfassungsgesetzlich
geschützte Pressefreiheit auch die Kolportagefreiheit schützt, weshalb
weder Beschäftigungsbewilligung noch Arbeitserlaubnis zur Ausübung der
Kolportage nötig sind. Aufgrund von Absprachen mit dem Innenministerium
ist aber die Beendigung des Kolportageverhältnisses praktisch mit dem
Hinauswurf aus Österreich verbunden. Ein interessantes Gutachten über
Rechtsfragen der Kolportage ergänzt das offenbar ein wenig "totgeschwiegene"
Buch. *R.Schediwy, Wiener Zeitung, 2.6.96*
Roman Hummel, Günther Löschnigg, Heinz Wittmann, "KRONE!" "KURIER!" Soziale
Lage und rechtliche Situation der Zeitungskolporteure, Österreichischer
Kunst- und Kulturverlag,
Wien 1996 208 Seiten.
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Empfaenger : /A/ANTIMIL, /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Petition Zivildienst
Datum : Mo 10.06.96, 23:56
Groesse : 2524 Bytes
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akin-Pressedienst
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> Petitions-Unterschriftenliste zum Thema Zivildienst
Ausdrucken, unterschreiben und an das Netzwerk Gewissensfreiheit
(Adresse untenstehend) zurückschicken.
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Datum der Unterstützung:
Zivildienstgesetz
Mit der Verlängerung des Zivildienstgesetzes Ende 1995 wurde eine Regelung
verlängert, die vielen Zivildienstwilligen das Recht auf Wehrdienstverweigerung
nahm. Auch die Einigung der Koalitionsparteien über die - für dieses Jahr
geplante -Zivildienstgesetzesnovelle schafft keine befriedigende Lösung.
BürgerInneninitiative / Petition:
FREIHEIT FÜR DAS GEWISSEN!
Für die Neufassung des Zivildienstgesetzes fordern die UnterzeichnerInnen
von den Parlamentsabgeordneten:
Keine Einschränkung der Gewissensfreiheit: Die Abgabe einer Zivildiensterklärung
muß jederzeit möglich sein!
Gleiche Dauer von Wehr- und Zivildienst (= acht Monate)!
* Der Aufschub aus Gründen der Berufsausbildung muß bleiben -jetzige Regelung
beibehalten!
*Gleiche Entlohnung von Wehr- und Zivildienern!
Vor- und Zuname Anschrift Geburtsdatum Unterschrift
Informationen und weitere Petitionslisten bei:
Netzwerk Gewissensfreiheit, Schottengasse 3a/1/59, 1010 Wien, Tel: 0222/533
72 71, Fax: 0222/532 74 16
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Empfaenger : /A/BASSENA, /CL/KINDER/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Glosse: Alle Jahre wieder -- 80.000 "Nicht genügend"
Datum : Di 11.06.96, 13:53
Groesse : 3847 Bytes
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akin-Pressedienst
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Schule/Glosse:
> Alle Jahre wieder
"Die Schule hat aber Dein Lebensinhalt zu sein!" hieß es damals,
als ich zu zu Hause vermeldete, daß er es eben nicht ist. Heute ist es
schon eine Weile her, aber ich werde es dieser Instution wohl nie verzeihen,
daß sie 13 lange Jahre versucht hat, mich zu dressieren.
Abgesehen von einigen Fieberanfällen zwischendurch, die mir Erinnerungen
an verstaubte Deutsch-, sadistische Mathe- oder unfähige Chemielehrer
bereiten, und manchmaligen Wutanfällen, daß dieses Lehrpersonal nicht
in der Lage war, mir beizubringen, wie man richtig lernt, kommen mir einmal
im Jahr die Greuel dieser Zeit wieder hoch: Bei den amtlichen Verlautbarungen,
wieviele junge Menschen diesmal wieder ihr "Leider nicht!" in den Zensuren
finden. Wer meint, ich übertreibe, den bitte ich, sich an die eigene Schulzeit
zu erinnern. Wir haben doch alle (mit Ausnahme der Musterschüler natürlich),
so manches Mal Blut geschwitzt, nur weil man uns eingeredet hat, daß ein
gutes Zeugnis -- oder wenigstens eines ohne "Fetzen" -- das wichtigste
im Leben sei. "Sonst mußt Du Kanalräumer werden" hieß es zu Hause immer
-- was damals als das Gräßlichste galt, das man einem introvertierten
Jugendlichen an die Wand malen konnte. Und dabei hatte ich wirklich ein
sehr tolerantes Elternhaus.
80.000 Schülerinnen und Schüler werden heuer "negativ" sein. Bei den AHS
sind es 15%, bei den BHS gar 20%, deren Lehrer ihnen eine "nicht genügende"
Leistung bescheinigen. Rund 47.000, so die Statistiker, werden auch im
Herbst nicht zum Aufstieg in die nächste Klasse berechtigt sein. Das heißt
47.000 mal Riesenkrach zu Hause, vorwurftriefendes Mitleid der Verwandten,
Frust, das Selbstwertgefühl auf dem absoluten Nullpunkt.
Viele derjenigen, die nicht aufsteigen dürfen, werfen übrigens gleich
das Handtuch. Laut einer Studie des IHS waren im vergangenen Schuljahr
nur mehr 49% aller "Sitzenbleiber" in berufsbildenden Schulen bereit,
es ein zweites Mal zu probieren. Im Schuljahr 84/85 waren es immerhin
noch 74% gewesen. In den AHS sind die Quoten nur minimal besser.
Später dann versuchen manche als Externisten -- mit noch sehr viel mehr
Schweiß --, die Matura nachzuholen, dieses heißersehnte Papierl, das einen
erst zum Menschen in unserer Gesellschaft macht.
Dennoch: Viele schaffen es auf dem regulären Weg. Und verfluchen dann
die Schule, jene Maschine, die uns die Lust am Lernen gründlich ausgetrieben
hat.
An meinem ersten Schultag hat man mir gesagt, nun beginne der
"Ernst des Lebens". Gemeint war damit wohl, daß ich mich ab jetzt
daran gewöhnen sollte, fertiggemacht zu werden.
So gesehen stimmt es ja doch: Nicht für die Schule, für das Leben
lernen wir...
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Bosnien-Hilfe obdachlose
Datum : Di 11.06.96, 13:59
Groesse : 2218 Bytes
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akin-Pressedienst
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> Bosnienprojekt obdachlos
Selbst Hilfe braucht die "Hilfe für die Vergessenen". War das
Lager der Bosnien-Samariter beim Wiener Nordbahnhof in den letzten Monaten
immer wieder von der Räumung bedroht, so ist jetzt damit endgültig Schluß.
Laut dem Organisator der Initiative, Herbi Loitsch, mußte die von Bürgermeister
Häupl zur Verfügung gestellte Lagerhalle am 31.Mai dem Wiener Wirtschaftsförderungsfond
übergeben werden. Die Aktivisten konnten jedoch noch eine Galgenfrist
bis 16.Juni aushandeln. Was bis dahin nicht weg ist, wird vom WWFF auf
Kosten der Initiative entsorgt. Immerhin befanden sich heute, Dienstag,
noch 5 LKW-Fuhren dort. Zwar gäbe es jetzt als Not- und Übergangslösung
eine Halle im Waldviertel, die die Initiative vielleicht benutzen könnte,
so Loitsch, aber auf die Dauer wäre das auch nicht möglich.
"Hilfe für die Vergessenen" hatte es sich seit 1992 zur Aufgabe gemacht,
jene Gegenden Bosniens mit Spenden zu versorgen, die nicht so im Brennpunkt
der Öffentlichkeit standen. Wer der Gruppe Helfen will, wende sich an
Herbi Loitsch, Lichtenauerg.4, 1020 Wien, Tel. 0222/2142843 *akin*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Drogenpolitik: Wasserspritzen für ein sauberes Wien?
Datum : Di 11.06.96, 14:03
Groesse : 2403 Bytes
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akin-Pressedienst
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Drogenpolitik/Jugend:
> Junkies stören Touristen
Tägliche Razzien im Stadtpark
Am letzten Donnerstag gab es im Wiener Stadtpark eine große Polizeiaktion
gegen die dortige Drogenszene. Zwei Festnahmen erfolgten, es wurden nach
Angaben der Polizei Dutzende Tabletten Ecstasy sowie weitere verbotene
Substanzen beschlagnahmt. Neueste Taktik der Polizei: Die Rasenflächen
und die Plätze, wo sich die Drogenszene aufhält, werden mit Rasensprenklern
vom Wiener Stadtgartenamt permanent unter Wasser gehalten. Diesem künstlichen
Dauerregen weichen Händler und Konsumenten aus.
Polizeipräsident Peter Stiedl bestätigt diese Taktik und verweist auch
auf die U-Bahn-Szene Karlsplatz: Hier fahren nun die Kehrmaschinen, es
wird besonders häufig aufgewaschen. Das Putzpersonal falle damit den Dealern
lästig und vertreibt sie.
"Wir haben jeden Tag eine Aktion im Stadtpark", bestätigt City-Stadthauptmann
Herbert Grolig. Ziel und Zweck sei es, durch dauernde Präsenz die Drogenszene
zu vertreiben. "Wir wollen sie angesichts der besonderen touristischen
Bedeutung dieses Platzes hier nicht haben, wenngleich wir das Drogenproblem
generell natürlich nicht alleine mit polizeilichen Maßnahmen lösen können",
sagt der Stadthauptmann. Die Maßnahmen laufen unter dem Namen "Aktion
Blaulicht". *Die Presse, 8.6.96/bearb.*
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Empfaenger : /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : /A/PRESSE
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kurdischer Deserteur auf der Flucht
Datum : Di 11.06.96, 14:09
Groesse : 2077 Bytes
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akin-Pressedienst
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> KURDISCHER DESERTEUR BRAUCHT HILFE
Wir haben bereits in der beiden vorhergehenden Ausgaben der akin (s. akin-pd
vom 4.6.) über das Schicksal des kurdischen Deserteurs
Cafer Y. berichtet, den die Ausländerbehörden am 30. Mai von Schwechat
nach Istanbul abgeschoben haben.
Dort wurde er gleich am Flughafen von der türkischen Polizei,
die offensichtlich von ihren österreichischen KollegInnen informiert worden
war, in Empfang genommen. Wie wir
inzwischen erfahren haben, wurde er aus dem Polizeigewahrsam in ein Spital
überstellt, von wo er fliehen konnte. Er lebt zur Zeit in der Türkei im
Untergrund und plant einen erneuten Fluchtversuch. Diesmal sicher nicht
wieder ins fremdenfeindliche Österreich.
Wer Cafer Y. helfen will und damit zeigt, daß nicht
alle ÖsterreicherInnen rassistische FremdenhasserInnen sind, kann dies
mit einer Spende auf das Konto der ARGE f. Wehrdienst-vereigerung und
Gewaltfreiheit, BAWAG 10010670581 BLZ
14000 - Kennwort "Cafer" - tun. *W.W.*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Friseurinnung will Urlaubs- und Weihnachtsgehalt streichen Datum
: Di 11.06.96, 14:14
Groesse : 2633 Bytes
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akin-Pressedienst
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Soziales:
>Gratishaarschnitt für alle
Arbeitgeber stellen immer absurdere Forderungen
Friseurinnen und Friseure zählen zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen.
Trotz Minilöhnen verweigert die Bundesinnung der
Friseure jedoch Lohnverhandlungen für die Beschäftigten in den Friseursalons
und fordert sogar massive soziale Verschlecherungen. Aus diesen Gründen
veranstaltete die Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst
(HGPD) letzten Montag in der Fußgängerzone Favoriten eine Straßenaktion
unter dem Motto "Gratishaarschnitt für jedermann, denn bei diesen Löhnen
können wir bald auch gratis arbeiten".
Der Hintergrund für die Aktion: Die Bundesinnung der Friseure verweigert
mit Hinweis auf die angeblich schlechte Lage des Gewerbes die Aufnahme
von Kollektivvertragsverhandlungen und stellt obskure Forderungen nach
sozialen Verschlechterungen für
die Beschäftigten wie die Verkürzung des Urlaubsanspruches um eine Woche,
die Streichung des Weihnachts- und des Urlaubsgeldes und den Wegfall der
Abfertigung.
Eine Friseurin im ersten Berufsjahr erhält laut Kollektivvertrag nur 11.215
S brutto pro Monat (9.026 S netto). Der höchste KV-Lohn beträgt ab dem
6. Jahr 14.679 S brutto monatlich (11.008 S netto).
Diesen Minilöhnen stehen im Durchschnitt Maxipreise der Friseursalons
gegenüber: Ein Haarschnitt mit Wasserwelle, der rund 40 Minuten Arbeitszeit
erfordert, kostet laut Preiserhebung der Arbeiterkammer (27. 3. bis 18.
4. 1996) durchschnittlich 445 S.
*ÖGB-PD/gekürzt*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /A/FLUECHTLINGE/AKTION
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Fahrräder für Flüchtlinge
Datum : Di 11.06.96, 14:21
Groesse : 1436 Bytes
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akin-Pressedienst
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Gesucht:
> Fahrräder für Flüchtlinge
Das Heim der Caritas in der Robert-Hamerlingstraße-Wien 15., sucht Fahrräder
- auch für Kinder (in jedem Zustand) Es häufen sich die
Anzeigen bzgl. Schwarzfahrens der Flüchtlinge in den Öffis - und
die Fahrscheine sind für die Caritas unerschwinglich.
Kontakt: Renate Saßmann, GE, 50519520 oder akin, 53 56 200 oder bei
diesem Account
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Empfaenger : /CL/SOZIALISMUS/ALLGEMEIN, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Wiener Jugendzentren: Mariahilf darf nicht Manchester werden
Datum : Di 11.06.96, 15:40
Groesse : 3808 Bytes
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akin-Pressedienst
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* nichts über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus * **************************************************************************
Jugend/Wien:
> Mariahilf darf nicht Manchester werden
Der Club Manchester in der Gumpendorferstraße ist ein Jugendklub,
der neue Akzente setzen will. Er unterscheidet sich von
"herkömmlichen" kommunalen Einrichtungen dadurch, daß er von Jugendlichen
selbst aufgebaut wurde und nicht vorwiegend problemorientiert arbeitet.
Versuchen andere Projekte, wie etwa die Wiener Jugendzentren, die Problemsituation
von Jugendlichen aufzuarbeiten, so setzt der Club Manchester auf Primärprävention.
Das bedeutet, daß durch die Schaffung von Freiräumen, durch positive Auseinandersetzungen
mit den Themen junger Menschen und durch Veranstalten von sozio- und multikulturellen
Events ein Klima geschaffen wird, das Aggressionspotentiale auffangen
kann, bevor sie zum Ausbruch kommen.
Aggression junger Menschen richtet sich nicht nur gegen andere Menschen,
sondern immer mehr gegen sich selbst (Drogen). Gebrauch illegaler Drogen,
inklusive des nicht-suchterzeugenden Rauschmittels Cannabis bedeutet für
Jugendliche meist ein Abrutschen in die Kriminalität.
Alle Bemühungen, eine Liberalisierung der Suchtgiftgesetze zu erreichen,
sind bisher gescheitert, die Polizei gibt zu, das "Drogenproblem nicht
lösen zu können" (Edelbacher) und reagierende Sozialarbeit und Therapien
zeigen nur geringfügige Erfolge. Einziges Mittel, die Situation in den
Griff zu bekommen, ist: primäre Prävention. Der Club Manchester leistet
- und das ist vermutlich gar nicht die ursprüngliche Intention der Betreiber
-diese Arbeit.
Die konservative Mehrheit im Bezirk Mariahilf versteht diese "komplexen
Zusammenhänge" allerdings nicht und meint, daß eine Ansammlung von Jugendlichen
automatisch eine permanente Bedrohung für Ruhe und Frieden der älteren
BewohnerInnen (alle, die über 30 sind?) und setzt Willkürakte. Verschiedene
Leute bemühen sich redlich, den Betrieb zu unterbinden, indem sie ungerechtfertigte
Anschuldigungen bei Finanzamt, Polizei, Feuerwehr, Marktamt und Baubehörde
deponieren. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um eine Betriebsgenehmigung
zu verhindern, obwohl andere gastronomische Betriebe im Bezirk bei schlechterer
Ausstattung (Notausgänge und -beleuchtung) einen ungestörten Betrieb aufrechterhalten
dürfen.
Genehmigungen hängen offensichtlich nicht von Fakten ab, sondern von politischen
Bewertungen einer Einrichtung. Augenscheinlich ist auch die Tatsache,
daß von den Anrainern keinerlei Beschwerden kommen, wie dies bei anderen,
kommerziellen Lokalen wie etwa Diskotheken, an der Tagesordnung ist. Dennoch
haben Betreiber gastronomischer Lokalitäten mit weniger Schwierigkeiten
zu kämpfen als unabhängige Jugend- und Kultureinrichtungen.
*Peter C.Dvorsky*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Stalingrad: Offener Brief aus Moskau
Datum : Do 13.06.96, 15:14
Groesse : 5234 Bytes
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akin-Pressedienst
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Stalingraddenkmal:
> Wir dokumentieren den Offenen Brief einer Gruppe russischer
> Intellektueller an den Oesterreichischen Kanzler.
Uebersetzung aus dem Russischen:
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Offener Brief an Herrn Bundeskanzler Dr. Franz Vranitzky
und alle anderen, die das Oesterreichische Kriegerdenkmal fuer die Gefallenen
von Stalingrad 1942/43 unterstuetzen
Moskau, 13. Mai 1996
Werter Herr Bundeskanzler!
Am 8.Juni 1996 soll ein Denkmal fuer die Gefallenen der Schlacht um Stalingrad
1942/43 in Anwesenheit von Veteranen des Oesterreichischen Bundesheeres
eingeweiht werden.
Das Denkmal (Kostenpunkt rund 10 Millionen Schilling) wird von der Republik
Oesterreich (Bund, Laender, private Spender) und der Stadt Wolgograd finanziert.
Das "Personen-Komitee 50 Jahre Stalingrad", die Initiatoren zur Errichtung
des Denkmals von Oesterreichischer Seite, bezeichnen es als "Symbol der
Aussoehnung zwischen den Voelkern".
Doch sind in dem genannten Komitee keineswegs lauter konsequente Kriegsgegner.
Wie uns bekannt wurde, sind bei den Unterstuetzern des Oesterreichischen
Komitees zur Errichtung und Initiierung des Denkmals in Wolgograd auch
Personen mit extrem rechter, nationalistischer und xenophober Gesinnung
wie etwar der Fuehrer der sogenannten "Freiheitlichen" Joerg Haider, der
ehemalige Pressesprecher dieser Partei Walter Seledec und andere. Diese
politische, in Oesterreich taetige Organisation arbeitet mit der franzoesischen
Front National, der russischen Partei Schirinovskis und anderen profaschistischen
Kraeften zusammen.
Der Geschaeftsfuehrer des Komitees W.Seledec ist auch einer der Initiatoren
des offen militaristischen und faschistoiden Denkmals fuer die deutschen
und Oesterreichischen Gebirgsjaeger, welches 1994 in Murmansk aufgestellt
wurde. Das Murmansker Denkmal hat die Form des nazistischen "Eisernen
Kreuzes", die zentralen Aufschrihen am Monument sind u.a.: " Die Toten
mahnen die Lebenden: Vergeszt uns nicht! Behuetet die Heimat! Haltet Frieden!"
Mit anderen Worten: Nach Meinung Seledec' und seiner Freunde haben die
Soldaten der Wehrmacht in den Jahren des 2. Weltkriegs -- mit der Waffe
auf dem Territorium der UdSSR kaempfend -- "die Heimat verteidigt".
Es ist klar, dasz profaschistische und chauvinistische Initiatoren derartiger
Denkmaeler in Wirklichkeit in keiner Weise Voelkerverstaendigung anstreben.
Ihre wirkliche Absicht ist die Rehabilitierung und Verleihung eines "respektablen"
Gesichts fuer Nazitum und Hitlerismus.
Mit diesem Ziel wurde dieses Projekt angefangen und in diesem Zusammenhang
steht die Errichtung des Denkmals in Wolgograd und die Propagandakampagne
dafuer.
Wir sind entschlossene Gegner jeder Form von Nationalismus, jeder Feindschah
gegen Menschen anderer Nationalitaet und Herkunft. Deshalb empoert es
uns, wenn verkleidete Faschisten provokative Aktionen organisieren, die
dazu dienen, diesen menschenverachtenden Ideen einen neuen Impuls zu geben.
Um so mehr, wenn dies verlogen und unter dem Vorwand des Gedenkens an
die Opfer dieses so fuerchterlichen und zerstoererischen Krieges geschieht.
In Wirklichkeit beleidigt dies nur die Erinnerung an sie.
Wir wollen keine "Versoehnung" mit dem Faschismus. Wir finden die Teilnahme
von offiziellen Repraesentanten der Republik Oesterreich und Vertretern
der Sozialdemokratischen Partei an gemeinsamer, Aktionen mit Nationalisten
und Xenophoben der "Freiheitlichen" Partei und anderer extrem rechter
Organisationen beschaemend. Wir. fordern Sie, Herr Bundeskanzler, und
alle anderen Organisatoren und Unterstuetzer des geplanten Projekts auf,
von der Teilnahme an den offiziellen Eroeffungsfeierlichkeiten des Denkmals
Abstand zu nehmen und sich davon zu distanzieren.
UNTERZEICHNET VON:
Prof. M.M. WOJEIKOV, Institut fuer Oekonomie der Russischen Akademie der
Wissenschaften (RAN)
Prof. A.W. BUSGALIN, Oekonom,
W.W. DAMIER; Kandidat der Wissenschaften, Institut fuer allgemeine Geschichte
der RAN,
D.A. LOSOWAN; Mitarbeiter von Memorial,
A.W. GUSEV; Kandidat der Wissenschahen, Historiker
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Empfaenger : /A/BASSENA, /CL/PRESSE/KNOW-HOW, /CL/SOZIALISMUS/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Glosse: Ich kann keine Fußnoten lesen
Datum : Sa 15.06.96, 19:23
Groesse : 5110 Bytes
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akin-Pressedienst
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Glosse:
> Ich kann keine Fusznoten lesen
Ich habe mich immer geaergert ueber die Fusznoten dieser Welt. Nein,
das meine ich jetzt nicht sympolisch-metaphorisch-im-uebertragenen-
Sinne, sondern wortwoertlich. Ich kann diesen Fliegendreck am Ende eines
Textes nicht ausstehen. Dabei geht es mir nicht einmal um den kleinen
Druck -- trotz meiner zweimal 5 Dioptrien --, sondern um die Praxis der
Befusznotung an sich. Fusznoten haben fuer mich grosso modo nur eine Existenzberechtigung:
eine ausfuehrliche Quellenangabe zu liefern, damit misztrauische Konsumenten
von Sekundaerliteratur die Originalquellen studieren koennen. Allenfalls
verstehe ich es noch, wenn jemand einen seltenen Ausdruck erklaeren moechte,
der in einem Zitat steht -- oder auch ein Wort, das zwar einer Mehrheit
seines Publikums bekannt sein duerfte, einer qualifizierten Minderheit
aber ein spanisches Dorf.
Absolut enervierend wird es aber, wenn jemand an einen -- sagen wir einmal
-- 40-seitigen Text mit wissenschaftlichem Anspruch einen Anmerkungsapparat
hintendranhaengt, der aus gut und gerne 70 Eintragungen besteht. Davon
sind vielleicht 30 komplette Quellenangaben, 20 sind Ebd.'s oder a.a.O.'s
und 20 sind inhaltliche Anmerkungen.
Jetzt frage ich: Wie soll ich das lesen? Soll ich bei jeder Fusznote nachsehen
-- auch wenn sie mitten in einem elendslangen Schachtelsatz ist --, um
dann prompt wieder bei einem "a.a.O." zu landen? Oder soll ich sie ignorieren,
weil man das einfach so nicht lesen kann? Dann frage ich mich, wozu macht
sich der Autor die Muehe zwischen die Literaturangaben inhaltliche Anmerkungen
zu schummeln?
Entweder: Die Anmerkung ist wichtig. Dann gehoert sie in den Text. Oder:
Die Anmerkung ist nicht wichtig. Dann kann der Autor sich -- und mir --
diese schenken.
Warum steht sie trotzdem dort? Weil der Autor zu faul ist, sich anzustrengen,
seine Gedanken buendig aufs Papier zu bringen! Er macht es sich leicht,
indem er Nebengedanken, Seitenlinien, Hintergruende einfach in die Fusznote
abschiebt. Fluchen ueber die Vertracktheit darf dann der Leser.
Vielen Autoren fehlt der Mut, auf Argumente in einem Text zu verzichten,
wenn es die Konstruktion verlangt. Es scheint, als koennten sie es nicht
lassen, alles zu einem Thema sagen zu muessen, was ihnen gerade einfaellt,
egal ob es jetzt der Kausalitaet ihrer Argumentation dienlich ist oder
nicht.
Das mag intellektuellen-feindlich klingen (Etwa so: "Es kommt gerade auf
die Nebengedanken an, in einer komplexen Welt von heute..."), ist es aber
keineswegs. Denn um Verstaendlichkeit sollte es doch wohl jedem Autor
zu tun sein, wenn seine Angelegenheit auch noch so kompliziert ist. Nicht
nur der Gedanke ist als intellektuelle Leistung zu schaetzen, sondern
auch die Anstrengung, diesen zu vermitteln. Und tatsaechlich, den meisten
Autoren, die inhaltliche Fusznoten schreiben, duerfte ja sehr wohl daran
gelegen sein -- sonst wuerden sie nicht mittels einer kleinen, hochgestellten
Ziffer versuchen, ihren Text zu strukturieren. Damit glauben sie einen
Weg gefunden zu haben, mit dem sie beides haben koennten: Sowohl eine
klare Argumentationslinie als auch die Nebenbemerkungen. Und haengen letztere
eben hinten an.
Nur ich fauler Adressat sehe nicht ein, warum ich beim Lesen alle 15 Zeilen
nach hinten blaettern musz, weil es ja doch was Wichtiges sein koennte
und der Schreiberling sich zu gut dafuer oder unfaehig war, einmal zu
ueberlegen, wie er diesen Einschub sinnvoll in sein Textkonstrukt einfuegen
koennte -- oder ob dieser Einschub nicht vielleicht verzichtbar waere.
Wobei ich noch einen letzten Seufzer in Richtung der Layouter zu stoszen
habe. Wenn ihr mit solchen Anmerkungsfetischisten zu tun habt, macht Euch
die Arbeit und setzt die Fusznote dorthin, wo sie hingehoert, naemlich
nicht en bloc hintendran, sondern wirklich als Notiz "am Fusze" des Blattes.
Das wuerde uns Konsumenten zumindest das Blaettern ersparen.
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Donnerstag:Türkei-Demo
Datum : Mo 17.06.96, 11:08
Groesse : 717 Bytes
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akin-Pressedienst
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Donnerstag, 20.6., 18h, Westbahnhof:
*Demo* gegen den Beschlusz der tuerkischen Regierung die gegen die Haftbedingungen
hungerstreikenden polititschen Gefangenen in Isolationshaft zu stecken
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kinder-Ozon-Demo
Datum : Di 18.06.96, 13:33
Groesse : 1988 Bytes
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akin-Pressedienst
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Umwelt:
> "UNS REICHT'S!"
Kinder-Kundgebung gegen die Ozonverursacher
Kinder zaehlen zu den Hauptbetroffenen der sommerlichen
Ozonbelastung. Aus diesem Grund - angesichts der am 9. Juni erreichten
Vorwarnstufe in Ostoesterreich - gibt es eine Demo am
*Dienstag, 25. Juni*
*von 16-18 Uhr vor der Wiener Oper.*
Alle Kinder sind herzlich eingeladen, das Wort zu ergreifen. Mikrophone
und Rednerpulte stehen bereit. Auszerdem gibt es ein buntes Kinderprogramm
mit Clowns und Kabarett. An die Kids: Nehmt Transparente und Instrumente
zum Laermmachen mit!
Schulen und Jugendgruppen werden eingeladen, das Thema Bodennahes Ozon
im Unterricht zu behandeln und koennen beim Oekologie-Institut Informationen
bestellen. Der elfjaehrige Daniel Weber: "Ich weisz nicht, wie schlimm
das noch wird, wenn die Leute so bloed bleiben, wie sie sind. Manchen
ist das Auto wichtiger als die Menschen." *Pressetext/bearb.*
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Empfaenger: /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kremser Aktionswoche gegen Turnerbund-Treffen
Datum : Di 18.06.96, 13:33
Groesse : 3149 Bytes
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akin-Pressedienst
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Antifa:
> Aktionswoche 8.-14.7. gegen turnerische Recken
Krems -- ob Schulen, Sportplaetze oder Parkanlagen: Kaum ein
Platz, der dem Oesterreichischen Turnerbund bei seinem
Bundesturnfest vom 8. bis zum 14.Juli von der Stadt nicht eingeraeumt
wird (s. a. akin-pd vom xx.5.96). Mehrere Tausend Turner werden mit "Rassereinheit"-Flaggen
und unter "Gut Heil"-Rufen durch die Straszen der niederoesterreichischen
Stadt ziehen. Damit diese Woche nicht ganz ein Fest des Deutschnationalismus
und des Rechtsextremismus wird, finden heuer zur gleichen Zeit antifaschistische
Aktionstage in Krems statt. Wir wollen nicht nur die rechtsextreme Tradition
und die Kontinuitaet rechtsextremen Geistes in den OeTB-Strukturen aufzeigen,
sondern auch unsere eigenen, alternativen Lebensvorstellungen zum Ausdruck
bringen.
> Programm (Orte sind manchmal noch ungewisz):
Montag bis Freitag, taeglich von 10 bis 20 Uhr Versammlungen, Aktionen
oder Feste zugleich am Taeglichen Markt UND im Stadtpark (noerdlicher
Bereich) UND beim Jahndenkmal.
Dienstag 17h: Pressekonferenz (Galerie Stadtpark oder Pfarrsaal) Dienstag
19h: Podiumsdiskussion: Subventionierter Rechtsextremismus?
Mittwoch 19.30: Konzert 10 Saiten, 1 Bogen (Pfarrsaal)
Donnerstag 20h: Pudiumsdisk.: "Homosexualitaet und Turnen" (Kunsthalle)
Freitag 20h bis Samstag morgens: Konzert Arbeiterkammer
Samstag: 10-20 Uhr Aktionstag (Taeglicher Markt) UND Versammlung (Jahndenkmal)
UND Konzert (Arbeiterkammer) UND 12-22 Uhr Sommerfest im Stadtpark (suedl.Bereich)
Samstag 17-19h: DEMO
Sonntag: 10-20 Uhr: Versammlung beim Jahndenkmal UND im Stadtpark (noerdl.
Bereich) UND 10-17 Uhr: multikulturelles Fest Volksheim Lerchenfeld
Die ganze Woche ueber: Straszentheater, Workshops, Spaszaktionen...
Fuer *Unterkuenfte* ist gesorgt (Bettenboerse), Infos: 0222/52125/242,
Ab 1.7.: 02732/82413
*Aktionsbuendnis gegen den Mief von 1000 Jahren*
--
*Anm.:* Der Redaktion erschien dieses Programm etwas sehr optimistisch,
es wurde uns aber versichert , dasz das durchaus ernst gemeint ist.
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Empfaenger : /A/TERMINE/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Theater am Donauinsel-Fest
Datum : Di 18.06.96, 13:34
Groesse : 2333 Bytes
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akin-Pressedienst
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Des is a Theater!
"Mit der Satire ist es wie mit dem Pistolenschiessen, man musz ein
wenig hoeher zielen, als man treffen moechte, da es einem beim Schusz
die Hand nach unten verreiszt" sagt Alfred Polgar. Daran wollen wir uns
halten, wenn auch das Objekt unserer Verarschung nur schwer zu persiflieren
scheint: Am Samstag, den 22.Juni, am Donauinselfest bei der U-Bahn-Station
Reichsbruecke wollen wir unser Stegreiftheaterstueck "Das Militaer und
seine Richter" auffuehren. Gespickt mit Zitaten von Staatsanwaelten wie
Sepp-Dieter Fasching ("das grosze A im Kreis") und Richtern wie Werner
Schittenhelm ("solange der Frieden nicht gesichert ist, kann der Gedanke
des Rechtsstaates nicht voll durchgesetzt werden") wollen wir unsere Prozesse
wegen Aufrufs zum Ungehorsam gegen Militaergesetze nachspielen. Eine Wiederholung
soll es dann am 28. 6. im Resselpark beim Fest im Resselpark geben.
Wer unser Theater sehen moechte, ist herzlich eingeladen, um 15 Uhr auf
der Insel zu sein. Wer noch mitspielen moechte, der komme jedoch am Mittwoch,
19.6., um 16 Uhr bei Schoenwetter in den Votiv-Park (richtig: Siegmund-Freud-Park),
bei Schlechtwetter in die Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/59, 1010
Wien. Weitere Auskuenfte bei Bernhard im akin-Büro unter 0222/5356200.
*br*
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: /CL/ANTIFA/AKTIONEN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : /A/TERMINE/OESTERREICH
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Kremser Aktionswoche gegen Turnerbund-Treffen
Datum : Di 18.06.96, 13:40
Groesse : 3151 Bytes
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akin-Pressedienst
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Antifa:
> Aktionswoche 8.-14.7. gegen turnerische Recken
Krems -- ob Schulen, Sportplaetze oder Parkanlagen: Kaum ein Platz, der
dem Oesterreichischen Turnerbund bei seinem Bundesturnfest vom 8. bis
zum 14.Juli von der Stadt nicht eingeraeumt wird (s. a. akin-pd vom xx.5.96).
Mehrere Tausend Turner werden mit "Rassereinheit"-Flaggen und unter "Gut
Heil"-Rufen durch die Straszen der niederoesterreichischen Stadt ziehen.
Damit diese Woche nicht ganz ein Fest des Deutschnationalismus und des
Rechtsextremismus wird, finden heuer zur gleichen Zeit antifaschistische
Aktionstage in Krems statt. Wir wollen nicht nur die rechtsextreme Tradition
und die Kontinuitaet rechtsextremen Geistes in den OeTB-Strukturen aufzeigen,
sondern auch unsere eigenen, alternativen Lebensvorstellungen zum Ausdruck
bringen.
> Programm (Orte sind manchmal noch ungewisz):
Montag bis Freitag, taeglich von 10 bis 20 Uhr Versammlungen, Aktionen
oder Feste zugleich am Taeglichen Markt UND im Stadtpark (noerdlicher
Bereich) UND beim Jahndenkmal.
Dienstag 17h: Pressekonferenz (Galerie Stadtpark oder Pfarrsaal) Dienstag
19h: Podiumsdiskussion: Subventionierter Rechtsextremismus?
Mittwoch 19.30: Konzert 10 Saiten, 1 Bogen (Pfarrsaal)
Donnerstag 20h: Pudiumsdisk.: "Homosexualitaet und Turnen" (Kunsthalle)
Freitag 20h bis Samstag morgens: Konzert Arbeiterkammer
Samstag: 10-20 Uhr Aktionstag (Taeglicher Markt) UND Versammlung (Jahndenkmal)
UND Konzert (Arbeiterkammer) UND 12-22 Uhr Sommerfest im Stadtpark (suedl.Bereich)
Samstag 17-19h: DEMO
Sonntag: 10-20 Uhr: Versammlung beim Jahndenkmal UND im Stadtpark (noerdl.
Bereich) UND 10-17 Uhr: multikulturelles Fest Volksheim Lerchenfeld
Die ganze Woche ueber: Straszentheater, Workshops, Spaszaktionen...
Fuer *Unterkuenfte* ist gesorgt (Bettenboerse), Infos: 0222/52125/242,
Ab 1.7.: 02732/82413
*Aktionsbuendnis gegen den Mief von 1000 Jahren*
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*Anm.:* Der Redaktion erschien dieses Programm etwas sehr optimistisch,
es wurde uns aber versichert , dasz das durchaus ernst gemeint ist.
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Empfaenger : /CL/ATOM/AKW, /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Fusionsenergie: Göttliches Sonnenfeuer auf der Erde?
Datum : Di 18.06.96, 14:10
Groesse : 13191 Bytes
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akin-Pressedienst
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Strahlende Zukunft:
> "Goettliches" Sonnenfeuer auf der Erde
Zum Monatswechsel wurde zwischen Oesterreich und der Europaeischen Atomgemeinschaft
ein Assoziierungsvertrag fuer Kernfusionsforschung vereinbart -- der morgen,
am 19.6. unterzeichnet werden soll -- aus
dem nach vorliegenden Informationen Oesterreich die Verpflichtung erwaechst,
die Mittel fuer Kernfusionsforschung von derzeit 10 Millionen Schilling
jaehrlich auf 100 Millionen aufzustocken. Dies soll zum Anlasz genommen
werden, einmal naeher auf «die Energiequelle der Sterne» (beliebter Werbegag)
diese angebliche «Energiequelle der Zukunft» einzugehen.
*
Zum Grundprinzip: Im Gegensatz zur Kernspaltung, bei der schwere Kerne
unter Freisetzung von Energie in diverse Spaltprodukte zerlegt werden,
bringt man hier - sehr salopp ausgedrueckt - leichte Kerne unter Ueberwindung
der elektromagnetischen Abstoszungskraefte so nahe zusammen, dasz die
starken aber kurzreichweitigen Kernkraefte wirksam werden und ebenfalls
unter Freisetzung von Energie ein neuer schwererer Kern gebildet wird.
Dabei gibt es eine Fuelle von moeglichen Prozessen, die alle gemeinsam
haben, dasz ihr Energiepotential weit hoeher ist als das der Kernspaltung.
Das und die Tatsache, dasz Wasserstoff als moegliches Ausgangsmaterial
auf der Erde im Ueberflusz vorhanden ist, hat seit Jahrzehnten die Phantasie
so mancher Zeitgenossen ueber die Grenzen des Zutraeglichen befluegelt.
Aus den vorher erwaehnten zahlreichen Prozessen wurde die Deuterium- Tritium
Reaktion als erstes ZIel auserkoren, weil damit das Kriterium mehr Energie
herauszuholen, als hineingesteckt, wird am leichtesten erreicht wird.
Zur Erinnerung an die Schule: Deuterium und Tritium sind Wasserstoffisotope,
Deuterium mit einem Kern bestehend aus einem Proton und einem Neutron,
Tritium mit einem Proton und zwei Neutronen.
*Erste Probleme*
Damit hat man sich schon zwei Probleme eingehandelt. Erstens werden bei
dieser Reaktion Neutronen frei und zweitens ist Tritium radioaktiv und
hat, mit Sauerstoff verbunden, nebenbei dieselben chemischen Eigenschaften
wie Wasser. Es kommt in der Natur selten vor, die Befuellung eines Fusionsreaktors
wird aus Lithium hergestellt und wuerde eine beachtliche Menge ausmachen.
Die Halbwertszeit betraegt ca 12 Jahre. Das Freiwerden von Neutronen fuehrt
wiederum zu Abschirmungsproblemen. Es gibt zwar auch einen Prozesz ohne
Freisetzung von Neutronen, der aber nioch schwerer durchzufuehren ist.
Weiterer Schoenheitsfehler: Das dafuer notwendige Helium-3 -Isotop kommt
in der Natur in groszen Mengen vor - auf dem Mond.
*Funktion*
Um diesen Fusionsvorgang zu erzeugen, muessen Temperaturen von ca. 100
Millionen Grad erreicht werden. Zu diesem Zwecke werden Anordnungen
mit konzentrischem Beschusz von Brennstoffpillen durch Laserstrahlen (Beruehrung
mit militaerischer Waffenorschung!) oder - als derzeitige Hauptentwicklungslinie
- in etwa ringfoermige Einschluesse des Plasmas (4. Aggregatzustand, eine
Art ionisiertes Gas) durch starke Magnetfelder (kein Material haelt diese
Temperaturen aus), verwendet. Das Ganze ist natuerlich technisch hochinteressant
und eine ungeheure, aufwendige (und teure) Spielerei. Es musz Vakuum erzeugt
werden. Um entsprechend starke Magnetfelder herzustellen nimmt man Supraleiter,
die mit fluessigem Helium auf etwa minus 270 Grad gekuehlt werden. Da
diese Supraleiter nur wenige Meter vom heiszen Plasma entfernt sind, musz
die Isolation entsprechend gut sein. Das Element Niob, das fuer diese
Supraleiter verwendet wird ist nebenbei sehr selten. Das Problem ist nun,
das Plasma moeglichst lang genug zu komprimieren und bei hoher Temperatur
zu halten, bis eben mehr Energie rauskommt als reingesteckt wird. Darauf
wird schon seit Jahrzehnten (und auch noch die naechsten Jahrzehnte?)
mit immer groeszeren und teureren Versuchsanordnungen hingearbeitet.
*Abfall*
Dabei gehen die Physiker schoen schrittweise vor, schoen eins nach dem
anderen. Zuerst muessen wir die Temperaturen erreichen, dann muessen wir
ein Material entwickeln, das als Abschirmung geeignet ist, ueber laengere
Zeit intensiven Neutronenbeschusz auszuhalten. Das Problem dabei ist,
dasz durch Neutronenbeschusz sich die chemischen Eigenschaften und damit
die Stabilitaet des Materials innerhalb kurzer Zeit veraendert. Dann musz
unter Einsatz von Robotern diese teure Wand getauscht werden. Das heiszt,
es fallen grosze Mengen radioaktiven Materials an, zwar nicht so langlebig
wie etwa Plutonium aber doch groeszere Mengen als bei heutigen Spaltreaktoren.
Unterschaetzt bis ignoriert wird, dasz diese Eigenschaft zwangslaeufig
negative Einfluesse auf den Betrieb eines allfaelligen Fusioskraftwerks
haben musz. Funktion im Energiesystem: So, jetzt nehmen wir einmal an
wir haetten irgendwann um das Jahr 2040 die jetzigen Forschungsziele erreicht,
aber was dann? Was sollen wir damit? Zur Energieversorgung gehoert doch
offenbar mehr.
Offensichtlich hat sich bei aller Tueftelei noch niemand wirklich ueberlegt
und es als zentrale Frage aufgefaszt -- es spielt in der Diskussion wenig
Rolle -- wie denn so ein Reaktor, wenn er in fuenfzig Jahren mehr Energie
liefert als er verbraucht, sinnvoll in einem Energiesystem funktionieren
soll. Vielleicht haben auch Personen mit hinreichender Ignoranz gemeint,
sich ueber diese Frage hinwegsetzen zu koennen.
Um ueberhaupt funktionieren zu koennen, wuerde er mit mehreren 1000 Megawatt
noch groeszere Leistungen haben muessen als die jetzigen AKW's. Die Energiedichte
waere zu hoch, und da mit der vielen Energie nichts anderes gemacht werden
wuerde als sie ueber die Erzeugung von Dampf mit schlechtem Wirkungsgrad
in Strom umzuwandeln, waere der Kuehlungsbedarf enorm (Nebenwirkungen:Fluszerwaermung,
Nebelbildung durch Kuehltuerme).
*Er paszt in kein Energiesystem hinein*
Entweder agiert der Fusionsreaktor als 5. Rad am Wagen, dann koennte das
Geld gespart werden.
Wenn er aber fuer die Stromversorgung essentiell ist, dann stellt es hohe
Anforderungen an die Uebertragungsleistung des Stromnetzes, an die Reservehaltung,
wenn bei einem Defekt auf einen Schlag 2000 MW und mehr fehlen, die kurz
und langfristig, ersetzt werden muessen. Der in kurzen Abstaenden erforderliche
Austausch verstrahlter Abschirmungen verursacht haeufige Stehzeiten (steigert
Erzeugungskosten, erfordert Reservekraftwerke). Das Netz wird aus weniger
Standorten gespeist, was auch hier den Absicherungsaufwand in die Hoehe
treibt.
*Physiker*
Es ist erschreckend, wie leichtfertig insbesondere in Zeiten eines rigorosen
Sparkurses mit begrenzten Forschungsgeldern umgegangen wird und welche
Naivitaet sich in der Diskussion breitmacht, bei der sich insbesondere
Physiker, die mit Fragen der Energiewirtschaft, aber auch Energietechnik
nur am Rande zu tun haben, besonders hervortun. Scheinbar wird in dieser
Wissenschaftlergesellschaft nur mehr darueber nachgedacht, wie wir etwas
tun sollen, ohne sich darueber Gedanken zu machen warum wir etwas tun
sollen. Es ist beindruckend, den Leiter des Projektes des Max-Planck-Institutes
in einem Film zu hoeren, der bei der kurz vor der Vertragsunterzeichnung
zum Einpauken an der TU stattfindenden"FusionExpo" gezeigt wurde. Dieser
meinte, dasz -- wenn wir dann Jahrzehnte hunderte Milliarden Schilling
reingesteckt haben --, "sich die Menschheit frei entscheiden koenne, ob
sie diese Technologie haben will oder nicht" -- ja wo lebt denn dieser
Mensch? Solche Weltfremdheit laeszt, vorsichtig gesagt, nicht gerade groszes
Vertrauen in die "geistige Elite der Gesellschaft aufkommen. Eine solche
Fuehrungsrolle wurde von ressortmaeszig unzustaendigen Physikern und tw.
Nobelpreistraegern wie Bethe,Weizsaecker, sowohl beansprucht als auch
ihnen bereitwillig zuerkannt. Diese Position wurde bei der Forcierung
der Kernspaltung ausgenuetzt, ohne je die Grundfragen "Wer braucht wo,
wann, wieviel, welcher Art von Energie und wie lange?" zu stellen. Auch
in Oesterreich gibt es Exemplare dieser Gattung, wenn auch nicht so renommiert.
Der Innsbrucker Universitaetsprofessor Ferdinand Cap (schon zu Zwentendorf-Zeiten
unterwegs) spricht von der billigen Energie ohne Abfaelle, der theoretische
Physiker Prof. Winter (TU Wien) bezeichnet die Kernfusion als theoretisch
geloest. Nach nunmehr vorliegenden Fachgutachten zum...
*Energieproblem*
Bei vielen Menschen aus allen politischen Lagern dringt die Gier durch
bei der Aussicht auf so viel Energie auf einem Haufen. "Das Energieproblem"
der Menschheit ist jedoch nicht das eines immer hungriger werdenden Maules,
das es einfach zu stopfen gilt. Auch ein zu hohes Energiedargebot und
ueberzogene Energie- und Materialfluesse stellen ein Problem und eine
Bedrohung dar (z.B. ist mit hinreichender Menschenkenntnis ohne weiteres
eine derart exzessive Verwendung denkbar - mit Straszenheizung im Winter
etc. - bei der eine direkte Erderwaermung zum Problem wird).
*Kosten*
Schon die Entwicklung der Kernspaltung war ein finanzielles Fiasko. Mit
diesem Wissen und dieser Erfahrung sehenden Auges in ein zweites noch
groeszeres Fiasko hineinzusteuern waere grob fahrlaessig. Auchjetzt sind
es wieder Physiker, die zwar gut ueber die Grundlagen Bescheid wissen,
deren Unvermoegen, sich auf die Niederungen der Erfordernisse des praktischen,
sinnvollen und wirtschaftlichen Einsatzes von Technologien einzulassen
zu ihrem Grundlagenwissen in krassem Gegensatz steht.
Ohne dasz jetzt schon wirklich haltbare Kostenrechnungen existieren ist
durchaus mit astronomisch hohen Stromerzeugungs- u. Verteilungskosten
zu rechnen, die jene der jetzt noch teuren Photovoltaik uebertreffen koennten.
Allein die spezfischen Anlagekosten werden dreimal so hoch angenommen,
wie bei jetzigen Kernreaktoren, der naechste Forschungsreaktor ITER soll
100 Mrd Schilling kosten- Kosteneexplosionen noch nicht eingerechnet.
*Etikettenschwindel*
Obige Tatsachen und vor allem der Zeithorizont machen klar, dasz diese
Technologie kein Beitrag zu den jetzigen Problemen wie etwa dem Treibhauseffekt
leisten wird. Es geht hier also nicht um angewandte Energieforschung,
auch nicht um Grundlagenforschung - das Prinzip der Kernfusion ist laengst
bekannt - sondern um einen Zwischenbereich, wo dem Spieltrieb mit Plasmaeinschluessen
mit viel Geld nachgeholfen werden soll. Solche Summen lieszen sich mit
ausgewiesener Grundlagenforschung nicht bewegen. Der Anschein musz aber
aufrechterhalten werden, schlieszlich handet es sich um eines der groeszten
und bestdotierten Forschungsprojekte, das fuer Forscher nebenbei den handfesten
Vorteil hat, dasz es schon existiert. Das bedeutet viel Geld fuer eine
bestimmte Klientel, die nichts anderes tun kann oder tun will und damit
mutwillig dieEnergiezukunft gefaehrdet.
Wirklich etwas fuer sinnvolle Energieforschung tun wuerde bedeuten, das
Geld fuer Projekte im Bereich Stirling Motoren (insbesondere in Kombination
mit festen Biobrennstoffen), Biogastechnologie bzw. mehrschichtige Photovoltaikzellen
zur Verfuegung zu stellen.
*Irgendwann, irgendwie?*
Aber vielleicht habe ich die Situation miszverstanden. Vielleicht geht
es den beteiligten Herrschaften (in den meisten Faellen sind es solche)
nicht um ein Eingehen auf fuer das Gemeinwohl sinnvolle Loesungen, sondern
um ein Durchziehen eines in den Kopf gesetzten Projektes, koste es was
es wolle-irgendwie, irgendwann wird es schon funktionieren. Wenn es wirklich
gelaenge die Menschheit von Fusionsreaktoren abhaengig zu machen, haetten
jedenfalls diejenigen, die Fusionsreaktoren bauen und betreiben, weit
groeszere Macht in den Haenden als heutige Energiegesellschaften. Der
Traum, zerstoererische aber erwuenschte Wachstumsprozesse noch ein biszchen
laenger vor dem Zusammenbruch zu bewahren, mag ebenfalls eine Rolle spielen,
alles in allem ein Grund mehr, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen.
*Wolfgang Rehm* *(Umweltinitiative VIRUS)*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : FLOe und KuPo: VSStOe mißbraucht seine Macht in der OeH Datum
: Di 18.06.96, 14:26
Groesse : 3148 Bytes
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akin-Pressedienst **************************************************************************
Universität:
FLOe und KuPO: VSStoe miszbraucht Macht
Auf einer Pressekonferenz haben heute, Dienstag, die OeH-
Fraktionen "Fachschaftslisten Oesterreich" und "Kunst und Politik"
ihren Austritt aus der Koalition am Zentralausschusz, der bundesweiten
Standesvertretung der Studenten, bekanntgegeben. Sie wollen auch ihre
Duldung der Exekutive nicht mehr aufrechterhalten. Die etwas vage Begruendung
laut einer Presseaussendung: "Nach einem Jahr der Exekutivarbeit ist keine
Realisierung der anfangs definierten Ziele in Sicht. Stattdessen verwendet
der Verband Sozialistischer Studenten Oesterreichs, wie vormals die Aktionsgemeinschaft,
den Zentralausschusz zur Wahrung der eigenen Interessen". FLOe und KuPo
koennten die aufgetretenen Miszbraeuche nicht weiter dulden. "Staendiges
Nichteinhalten des Koalitionsuebereinkommens, in Frage stellen von grundlegenden
Richtungsentscheidungen, finanzielle Miszwirtschaft, Bezahlung politischer
FunktionstraegerInnen und Nichteinbeziehung der Koalitionspartner" seien
nur einige davon.
Laut FLOe-Bundeskoordinator Dieter Amann heiszt das aber nicht, dasz man
jetzt sofort der OeH-Exekutive das Misztrauen aussprechen werde. Auch
fuehle man sich immer noch an die inhaltlichen Koalitionsvereinbarungen
gebunden. Doch wird es nach der Treue-Aufkuendigung der beiden Listen
noch mehr auf die Bildung "freier Mehrheiten" ankommen, wie der Zentralausschusz
entscheidet. Bekanntermaszen hatten ja schon frueher die Liberalen der
Exekutive die Liebe aufgekuendigt.
Nach dem Gesetz ist mit der momentanen Situation die Exekutive noch nicht
gefaehrdet. Die Rest-Koalition aus GRAS, VSStOe und KSV besitzt nurmehr
22 von 65 Mandate, doch ist zur Abwahl einer einmal installierten Exekutive
eine 2/3-Mehrheit noetig.
Allerdings vermutet Amann weiteren Zuendstoff. Nach Koalitionsuebereinkommen
haette der Vorsitz von Agnes Berlakovich (VSStOe) nach einem Jahr zu Michaela
Sivich (GRAS) wechseln sollen. Doch die Rotation ist bisher ausgeblieben.
Ob diese jetzt noch moeglich sein wird, ist fraglich. *br*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/PRESSE, /CL/MEDIEN/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Medienfreiheit: Quatsch mit SOS
Datum : Mo 24.06.96, 16:39
Groesse : 13171 Bytes
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akin-Pressedienst
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Medienpolitik:
> Quatsch mit SOS
Das Thema "Medien" ist in aller Munde. Manche nehmen diesen dabei
leider etwas ungerechtfertigt voll.
*
Einige Zeitungen tragen einen Branchenkampf aus, alle verwechseln das
mit Politik und so sieht Politik dann auch aus: Diesfalls treten "Falter",
"Standard" und "Profil" zum offenen Branchenkampf gegen die "Mediaprint"
an, Journalistengewerkschaft und Gruene sind mit von der Partie. Nebenbei
soll eventuell der ORF (1.) *vor* seiner Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
oder (2.) *durch* seine Umwandlung in eine Aktiengesellschaft gerettet
werden. Unter dem Titel "SOS Medienfreiheit" soll das Volk solidarisch
begehren, was die Genannten sich wuenschen. Warum denn das? Das "Profil",
jahrzehntelang das konkurrenzlose, ideelle Gesamt-"News", wird nun in
der Konkurrenz mit dem realen Separat-"News" aufgerieben und mit ihm sein
Herausgeber Hubertus Czernin. Der "Standard", der sich in Themenwahl und
unergiebiger journalistischer Kolportage kaum von "Kurier", "Krone" oder
anderen taeglichen, oesterreichischen Druckwerken unterscheidet, wehrt
sich - an sich zurecht - dagegen, durch im Sinne liberalen Marktdenkens
miszbraeuchlichen "KroKuWAZ"-Monopolismus an seinem Fortkommen gehindert
zu werden. Der "Falter", der sich allen Unsinn und alle Unart des sogenannten
"Journalismus" mit geradezu kindischer Ernsthaftigkeit zueigen gemacht
hat und sich als die einzige "Alternative" - und zwar zu allem - darstellt,
will sich halt - an sich zurecht - auch nicht von der "KroKuWAZ"-Kampfmaschine
unterkriegen lassen. Alle genannten Zeitungen pfeifen in der Regel auf
alles, was auszerhalb ihrer selbst stattfindet. Ich will es ihnen nicht
Auge um Auge vergelten und stehe deshalb nicht an, mich ihnen ausnahmsweise
in einigen Punkten anzuschlieszen:
*Auch dafuer*
Auch ich bin uneingeschraenkt fuer die Zerschlagung der "Mediaprint",
ferner fuer die Zerschlagung regionale und sonstige Maerkte beherrschender
Medienkonzentrate, kurzum fuer die Schaffung eines zweckdienlichen Medienkartellrechts.
Ich bin dafuer, dasz JournalistInnen sich auf einem einigermaszen freien
Arbeitsmarkt bewegen koennen sollen, dasz die sogenannte "innere Medienfreiheit"
als besonderer arbeitsrechtlicher Schutz der MedienmitarbeiterInnen gepflegt,
wenn noetig auch ausgeweitet wird und ich bin ferner dafuer, dasz der
ORF fuer gute JournalistInnen gelegentlich adaequate Verwendung haben
soll.
*Weiters dafuer*
Darueber hinaus - und dem, was Medienpolitk zum Beispiel sein mueszte,
schon etwas naeher - bin ich gemeinsam mit meinen FreundInnen in der Vereinigung
alternativer Zeitungen und Zeitschriften fuer ein Medienrecht, das die
Verletzung der persoenlichen Integritaet auch und gerade jenen Medien
verleidet, die daran am besten verdienen (VAZ-Stellungnahme zu dem Entwurf
einer Mediengesetznovelle 1992); fuer die Hintanhaltung von Kommerz und
Konzentration im audiovisuellen Bereich, solange und soferne dazu noch
eine Chance besteht (VAZ-Stellungnahme: "Unertraeglich" ist nicht nur
ein Wort, 1993); gegen die offizielle Anerkennung und fuer die offizielle
Zurueckweisung der Diffamierung und Kriminalisierung von Personen, Gruppen,
Organisationen, Medien und Denkrichtungen durch im strengen Sinn reaktionaere
und als solche gemeingefaehrliche Stroemungen in FPOe und OeVP (diverse
Stellungnahmen der VAZ in Sachen "TATblatt", "FORVM", "EKG", "ZAM", "Die
Linke" und "UNITAT" 1994 bis 1996); gegen die zu befuerchtende wirtschaftliche
Bedrohung kleiner Zeitschriften durch erhebliche Verteuerungen und Zugangsbeschraenkungen
im Postzeitungsdienst (Schreiben der VAZ an Bundesminister Scholten, 21.
Maerz 1996); fuer eine Medienfoerderung im oeffentlichen Interesse anstatt
des derzeitigen, vollkommen unsinnigen Verschenkens von hunderten
Steuermillionen an Zeitungen, die sie weder verdienen noch brauchen (VAZ-Stellungnahme:
Zur Notwendigkeit einer Totalreform der Medienfoerderung, 1996).
*Ceterum censeo*
Wuerde all das realisiert, dann waere damit einiges gewonnen. Gelaenge
nicht mehr als die "Zerschlagung der Mediaprint" und die "Rettung" von
"Standard", "Falter", "Profil" (eventuell "ORF", siehe oben), dann waere
alles verloren: Es geht naemlich laengst nicht mehr um die Sicherung dessen,
was in einigen Massenmedien gerade noch moeglich ist, es geht um die Herstellung
und Foerderung all dessen, was in diesen nie moeglich war und nie moeglich
sein wird, weil sie dafuer nicht gemacht sind. Es geht um die Herstellung
und Foerderung wirklicher Medien-Alternativen:
*1.*
Alternative Medien sind gegenueber dem Markt genauso ignorant, wie Marktmedien
gegenueber der Oeffentlichkeit. Alternative Medien wollen Oeffentlichkeiten
herstellen und sich in Oeffentlichkeiten bewaehren - unwillkuerlich stellen
sie dabei auch kleine Maerkte her und wenn sie geschickt sind, wissen
sie das werblich zu nuetzen. Marktmedien wollen Maerkte herstellen und
sich auf Maerkten bewaehren - unwillkuerlich stellen sie dabei auch kleine
Oeffentlichkeiten her und wenn sie geschickt sind, wissen sie das werblich
zu nuetzen.
*2.*
Alternative Medien fordern ihre LeserInnen heraus, sie verlangen und bekommen
ihre Aufmerksamkeit, ihre Teilnahme und ihren Widerspruch. Marktmedien
reizen ihre KonsumentInnen, bis sie gekauft sind - dann haben sie ihre
Funktion am Leser- und Anzeigenmarkt erfuellt und werden, so sie von Pappe
sind, dem Rohstoffmarkt zugefuehrt.
*3.*
Alternative Medien sind derweil am erfolgreichsten, wenn sie sich auf
die konstruktiven Aspekte kapitalistischen Fortschritts beziehen: Aufklaerung,
sozialer, demokratischer, menschenrechtlicher, kultureller, allenfalls
oekologischer Fortschritt. Marktmedien sind allweil am erfolgreichsten,
wenn sie konstruktive wie destruktive Aspekte kapitalistischen Fortschritts
zur Unkenntlichkeit belangloser Mitteilungen und begriffsloser Meinungen
zerhaeckseln - und sich damit, ohne freilich eine Idee davon haben zu
koennen, unter die destruktiven Kraefte mischen.
*4.*
Alternative Medien haben eine Aufgabe, Marktmedien haben eine Auflage.
*5.*
Schwach sinniger Weise erhalten hierzulande jene Medien, die eine Auflage
haben, offizielle Beachtung und Foerderung; jene, die eine Aufgabe haben,
hingegen nicht. PolitikerInnen, die den Widersinn, der darin liegt, nicht
begreifen, moegen sich zur Schaerfung des Verstandes und als Motivationsuebung
ueberlegen, was von der Politik bleibt, wenn sie vollstaendig vom Markt
absorbiert wird -gerade so wie die Oeffentlichkeiten, von denen PolitikerInnen
heute so wenig wissen wollen. Sie werden sehen, was sie davon haben und
wir werden den Schaden nicht alleine tragen.
*6.
Ueber die Politikvergessenheit von Politikern zu reden, genuegt nicht.
Man musz auch ueber die Ignoranz der "alternativen" Milieus reden, deren
Bedarf an taeglich allem durch einige Seiten rosa Papiers offenbar leichtlich
zu decken ist, die ihre Meinungen durch etwas woechentliche Profilierung
fuer ausreichend façonniert halten und die sich unter Kritik kaum noch
etwas anderes vorstellen koennen, als jemanden einen Dolm zu heiszen.
Sie erbauen sich an Meinungshaeppchen (Typ: "Gut/Boese", Begruendung:
duerftig bis fehlend), sie verlieren sich in Mitteilungsfetzen (Typ: "In/Out",
Relevanz: vage bis nicht feststellbar) und waehnen sich dabei den anderen
taeglichen Alleslesern ueberlegen. Sie beklagen sich gelegentlich darueber,
dasz die "herrschenden" Medien die "herrschende Meinung" wiedergeben und
wollen dort ihre eigene - nicht herrschende - Meinung gedruckt und gesendet
sehen. Sie begreifen nicht, dasz in diesen Medien nur gedruckt und gesendet
werden kann, was der Herrschaft des Meinungshaften nicht zuwiderlaeuft.
Innerhalb des Genres "Meinung" wird die im uebrigen gerade "herrschende"
in der Regel die auflagenmaximierende, also bevorzugte sein.
*Der Stand der Dinge
Oeffentlichkeiten wurden in den vergangen Jahren vom Markt verdraengt
oder absorbiert: Zeitschriften im alternativen Bereich muszten eingestellt
werden (etwa "Wiener Tagebuch", "Aufrisse", "MOZ", zuletzt unter dem Zeichen
der Widerruflichkeit das "FORVM"), ihre Erscheinungsweise in Frequenz
und/oder Umfang reduzieren, ihren redaktionellen und/oder produktionellen
Aufwand zu Lasten des Inhalts und/oder des Erscheinungsbildes verringern.
Die augenblickliche Lage ist schlecht bis katastrophal schlecht und gibt
zu hochfliegenden Hoffnungen keinen Anlasz: Neben der allgemein schlechten
Konjunkturlage (Einsparungen in oeffentlichen und privaten Budgets) sind
die alternativen Zeitschriften auch von der bereits eingangs erwaehnten
politischen Verunglimpfung und von der ausgangs kritisierten "Indifferenz"
der eigenen "Zielgruppen" bedroht.
Alternative Medien sind beim gegenwaertigen Stand der Dinge die letzten,
die buergerliche Oeffentlichkeit im traditionellen Sinn ernst nehmen,
herstellen und hochhalten, auch wenn sie darueber hinaus wollen muessen.
Buergerliche Oeffentlichkeit ist indes ein Funktionsbereich, der nur in
einem bestimmten institutionellen Gefuege funktioniert: Staat und Politik,
Wissenschaft und Kultur. Der Kapitalismus friszt seine Kinder, seine Warenform
friszt seine Wissenschaft, seine Politik, seine Kultur. Sie haben ihr
historisch Moegliches *auch* an Aufklaerung, *auch* an Gerechtigkeit,
*auch* an sinnlicher Befreiung getan. Wir muessen nun die Moeglichkeit
in Betracht ziehen, dasz die seit Jahren zu verzeichnende "Geistlosigkeit
der Universitaet" (Klaus Heinrich) und - jener davoneilend - der Universitaetspolitik
eine kuenftige Universitaetslosigkeit des "Geistes" ankuendigt; dasz die
allenthalben zu beklagende gesellschaftliche Perspektivenlosigkeit der
politischen Funktionaere eine kuenftige Politiklosigkeit gesellschaftlicher
Perspektiven ankuendigt; dasz die aus allen Kanaelen rinnende Sinnlosigkeit
der Kulturbetriebe eine kuenftige Kulturbetriebslosigkeit der Sinne ankuendigt.
Ist den buergerlichen Formprinzipien nichts in welch humanistischem Sinne
auch immer fortschrittliches resp. zivilisatorisches mehr abzugewinnen,
dann funktionieren auch die Bezugnahmen unserer alternativen und also
klassisch buergerlichen Oeffentlichkeiten nicht mehr.
Wir sollten daher - um im Rahmen politischer Aktualitaet zu bleiben -
wenigstens die Moeglichkeit in Erwaegung ziehen, dasz
die hier zu beklagende, mediale Vernichtung von Oeffentlichkeiten die
Notwendigkeit der Schaffung kuenftiger, eventuell nicht "medialer" oder
"transmedialer" Oeffentlichkeiten ankuendigt.
Die aktuell spannenden Fragen zum Thema "Medien" lauten etwa folgendermaszen:
Wie weit und wie lange ist die Tendenz zu groesztmoeglicher Zerstreuung
fuer die groesztmoegliche Zahl ertraeglich? Wie zerstreut muessen wie
viele sein, bis sie an dieser Gesellschaft zerbroeseln oder diese Gesellschaft
an sich und ihnen zerbroeselt? Oder werden sich welche wo und wie wieder
sammeln? Wie moegen solche Sammlungen wohl aussehen? Werden sie fuer unabsehbare
Zeit die Rekonstruktion von Oeffentlichkeit im traditionellen Sinn anstreben
- am institutionellen Gefuege von Staat und Politik, Wissenschaft und
Kunst orientiert - oder wird ihnen, also uns wesentlich Anderes in den
zu entwickelnden Moeglichkeitssinn kommen? Welcher materiellen Mittel
werden wir uns bedienen, welche Formen werden sich als annehmbar, welche
alten und neuen Technologien werden sich als nutzbar erweisen?
*Eine Empfehlung zum Schlusz*
Inzwischen empfehle ich, sich an jene bestehenden oder zu schaffenden
Medien zu halten, die sich immerhin und mindestens um die Aufrechterhaltung
und Entwicklung von Oeffentlichkeiten, so wie wir sie gekannt haben werden,
bemuehen. Die dafuer noetige Zeit und Konzentration kann gewonnen werden
durch gezielten Konsumverzicht bei anderen Medien.
*Robert Zoechling*
Robert Zoechling ist Obmann der Vereinigung alternativer Zeitungen und
Zeitschriften (VAZ).
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/BASSENA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Freut Euch Leute: Kontraproduktives von den Grünen
Datum : Di 25.06.96, 13:39
Groesse : 5063 Bytes
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akin-Pressedienst
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Gruene/Verkehr/Politische Kultur:
> Freut Euch, Leute!
Die Gruenen benehmen sich schon wieder sehr daneben. Sowohl die angekuendigte
"Skater und Radler-Rallye" als auch die OeBB-Unterschriftenaktion sind
kontraproduktiv und ein schlechter
Dienst an der politischen Kultur
*
Der dieswoechigen akin (21/96) liegen zwei Flugis der Gruenen bei. Bei
diesen stoeszt mir doch so einiges auf. Zum einen die Ankuendigung der
"2. Wiener Skater- und Radler-Rallye". Der Titel dieser Veranstaltung
signalisiert genauso wie der Folder Aggressivitaet und neue Koerperlichkeit.
Radfahren und Skaten wird da genau in jenes Bild gestellt, von dem man
eigentlich wegkommen wollte: Als Sportaktivitaet. Mit verantwortungsvollem
Verkehrsverhalten hat das nichts zu tun. Da nuetzt es nichts, ganz klein
draufzuschreiben: "Mehr Raum und Sicherheit fuer alle, die radfahren und
skaten, aber nicht zu Lasten von Fuszgaengern und Fuszgaengerinnen". Tatsaechlich
gibt es ja an den im Folder angefuehrten Forderungen nichts auszusetzen.
Nur bis dahin lesen viele nicht mehr, die sich von Radfahrern und Skatern
bedroht fuehlen, wenn diese eben doch auf dem Gehsteig respektive diesen
idiotischen darauf gepinselten Radwegen unterwegs sind. Und es ist zu
befuerchten, dasz auch viele der Skater und Radler (resp. "Mauntaeinbeika")
es nicht lesen und lediglich ihrem "Fun" froenen wollen. Wenn man so eine
Veranstaltung "mit Stunt Shows und Musik" macht, darf man sich nicht wundern,
wenn der vorgebliche Zweck dabei verlorengeht: Die Darstellung von Radeln
und Rollschuhlaufen als Verkehrsalternativen.
Die einzigen, die sich wirklich darueber freuen koennen, sind die Hersteller
von Mountainbikes und Rollerblade-Schuhen. Das hat man schon letztes Jahr
gesehen, als man sich auf dieser Veranstaltung mit Kommerztransparenten
und einer Flugblattflut von Sportartikelhaendlern konfrontiert sah. Was
bleibt also? Eine Demo fuer die Industrie.
*
Zum anderen ist da eine Unterschriftenliste gegen die Kahlschlagpolitik
der Bundesbahn. Die geforderten Masznahmen sind ja ebenfalls keineswegs
zu kritisieren. Wohl aber auch hier ist die Form katastrophal: "Unterschreiben
und gewinnen! Unter allen UnterzeichnerInnen verlosen wir Erfrischendes".
Was hier geschieht, ist die Bankrotterklaerung des auszerparlamentarischen
Denkens der Gruenen. Wer eine Unterschriftenliste mit einem Gewinnspiel
koppelt, braucht nicht zu glauben, dasz er noch irgend eine Glaubwuerdigkeit
besitzt. Wie soll jemand eine Unterschriftenliste ernstnehmen, wo der
Unterschreibende etwas gewinnen kann. U-Listen sind sowieso schon ziemlich
in Verruf geraten, da viele Leute mit Hingabe jeden Bloedsinn unterschreiben,
ohne den Inhalt zu lesen. Ich kann mich erinnern, dasz wir einmal bei
einer Obdachlosenaktion am Karlsplatz ein Blatt Papier mit Unterschriften
vollbekamen, auf dem kein Forderungstext zu lesen war. Man hat den Leuten
auch keinerlei Forderungen mitgeteilt -- sie haben einfach ihren Namen
unter den von anderen Mitmenschen auf einen ansonsten leeren Zettel gesetzt.
Jetzt kommen die Gruenen daher und verlosen
"1 sommerfrisches Wochenende an einem oesterreichischen See" und "1 Modelleisenbahnset".
Und wundern sich dann, wenn jemand vermutet, die Unterzeichner haben auf
den Badekurzurlaub gespitzt anstatt sich fuer die politischen Forderungen
zu interessieren.
*
Wenn sich solche Aktionen haeufen, darf man sich nicht wundern, wenn klassische
auszerparlamentarische Mittel wie Demonstrationen oder Unterschriftenliste
an Beachtung verlieren. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es. Man erinnere
sich an die diversen "Hungerstreiks", die schluszendlich doch nur
Fastenkuren waren und damit dieses radikale Mittel gewaltlosen Widerstands
vollkommen unglaubwuerdig machten.
Freunde, gebt Obacht: Politischer Aktionismus ist eine Waffe. Falscher
Gebrauch macht sie stumpf -- was uns allen schadet!
*Bernhard Redl*
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Empfaenger : /A/ANTIMIL, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : austro-französische Kriegsspiele
Datum : Di 25.06.96, 13:43
Groesse : 3185 Bytes
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akin-Pressedienst
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Österreich/Neutralitaet:
> Austro-franzoesische Kriegsuebungen
Anfang Juni verbruederten sich in den Tiroler Bergen eine
Kompanie eines franzoesischen Gebirgsbataillons mit dem Jaegerregiment
6 des Oesterreichischen Bundesheeres. Die 107 franzoesischen Soldaten
waren eingeladen, Tiroler Kasernenluft zu schnuppern und sich in Tirols
gebirgigen Truppenuebungsplaetzen zu tollen. Begeistert berichteten darueber
die "geistigen Landesverteidiger" in den auflagenstarken Printmedien.
"Ach, was sind das fuer tolle Burschen," muszte mensch sich beim Zeitunglesen
denken, "jene Helden, die sich da in oesterreichisch-franzoesischer Kameradschaft
ueber Eis, Schnee und Fels begleiten." Was die maechtigen Politiker erst
verbal fordern, was auf diplomatischem Parkett noch Diskussionsstoff ist,
dies wird in militaerischen Kooperationen hundertfach bereits realisiert.
Dann erscheinen die so harmlosen oesterreichisch-franzoesischen Soldatenverbruederungen
auch als Fingeruebungen einer kuenftigen Euro-Armee. Hier wird demonstriert,
was es bedeuten wird, Teil der kuenftigen NATO-Armee zu sein. Wir, die
oesterreichische Armee, und ihr, die Force de Frappe, die nukleare Militaermacht
Frankreichs, Teil von NATO und WEU, wir hauen uns auf ein Packel, sind
ja eine "Schicksalsgemeinschaft" und "Wertegemeinschaft" (beides Andreas
Khol), wenn es darum geht, den Kapitalismus des Westens vor den Aufmuepfigen
zu schuetzen, wenn es gilt, fuer die Sicherung der Ressourcen in "Solidaritaet"
zusammenzustehen.
In solchen Kriegsuebungen - da geht es doch mehr als um Bergsteigerei!
- wird auf den Status der immerwaehrenden Neutralitaet Oesterreichs keine
Ruecksicht genommen. Die da immer noch verfassungsmaeszig zur Verteidigung
der Neutralitaet Oesterreichs keine Ruecksicht genommen. Die da immer
noch verfassungsmaeszig zur Verteidigung der Neutralitaet beauftragt sind,
werden zu Neutralitaetsverraetern. Husch, husch, schlieszen wir uns der
starken Militaermacht an, dann sind wir wer .... Hatten wir diese Haltung
nicht schon einmal?
*Klaus Heidegger*
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Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/ATOM/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Ö: Kernfusionsvertrag noch nicht fix
Datum : Di 25.06.96, 13:44
Groesse : 3509 Bytes
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akin-Pressedienst
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Österreich/Strahlende Zukunft:
> Kernfusionsvertrag noch verhinderbar
Der Assoziationsvertrag zwischen Oesterreich und der EURATOM ueber
deren Kernfusionsprogramm ist -- entgegen der Meldung in akin
20/96 -- noch nicht unterzeichnet. Die erwaehnte Entscheidung zum Monatswechsel
duerfte lediglich eine interne Vorentscheidung (Wissenschaftsministerium,
Bundeskanzleramt) gewesen sein. Der Vertrag wird nicht vom Wissenschaftsminister
(oder soll ich schreiben: "Zukunfts"minister?) unterzeichnet, sondern
von der Akademie der Wissenschaften. Minister Scholten gab Mitte letzter
Woche OeAW Praesident Welzig in einem Brief "Gruenes Licht" dafuer. Wenn
die oesterreichischen Formalakte dann abgesegnet sind, musz die EU-Kommission
diesen Punkt noch auf ihre Tagesordnung setzen und beschlieszen. Dies
koennte einerseits Monate dauern, andererseits in einer Blitzaktion noch
vor Juli geloest werden.
Auch beim Geld gibt es Unklarheiten. Angeblich gibt das Wissenschaftsministerium
derzeit 5 Millionen Schilling pro Jahr dafuer aus. Obwohl es in Oesterreich
keine reinen Fusionsforscher gibt, wurden von der EU incl. angegebener
Personalkosten 80 Millionen Schilling als oesterreichische Aufwendungen
anerkannt. Nach dem EU-Foerderschluessel wuerden 25% davon, also 20 Millionen
zurueckflieszen und zusaetzlich fuer Fusionsforschung verwendet werden.
Andere Zahlen geben das gesamte derzeitige Fosrchungsvolumen mit 10 Mio
Schilling/Jahr an. Der Gruene Klub stellte hingegen eine parlamentarische
Anfrage und glaubt Hinweise zu haben, dasz durch diesen Vertrag die oesterreichischen
Aufwendungen auf 364 Mio fuer 3 Jahre anwachsen werden. Nach Abzug der
Kostenrueckfluesse aus der EU wuerde das jene 100 Mio/Jahr ausmachen,
die in akin 20/96 erwaehnt wurden.
Von den oesterreichischen Fusionsbefuerwortern wurde im uebrigen behauptet,
man wolle sich nicht am ITER-Reaktor beteiligen, der zur Erforschung der
Kernenergienutzung dient, sondern nur Grundlagenforschung betreiben. Im
ersten Punkt des Assoziationsvertrages steht jedoch klar als Ziel die
Entwicklung eines Reaktors zur Energiegewinnung.
Wer also sich noch einmischen will, kann das beim Wissenschaftsministerium
tun. Herr Dr. Seitz (0222/53120-4930) hat dort nichts anderes zu tun,
als sich kontroversielle Standpunkte anzuhoeren. Auch ein Fax steht unter
0222/5338206 zur Verfuegung.
*Wolfgang Rehm / VIRUS*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : SCOTT-Bericht über österreichische Waffenschieber
Datum : Di 25.06.96, 13:46
Groesse : 3148 Bytes
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akin-Pressedienst
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Oesterreich/Waffenhandel:
> Britischer Bericht ueber oesterreichische Waffenschieber
Die Aeuszerungen von Kanzler Vranitzky und einigen
Wirtschaftspolitikern ueber eine Aufweichung des Kriegsmaterialiengesetzes,
um in Laender wie beispielsweise Saudiarabien liefern zu koennen, haben
wieder viel Staub aufgewirbelt. Tatsaechlich unterliegen auch in anderen
Laender die Waffenexporteure restriktiven Beschraenkungen, was Lieferungen
an politisch problematische oder kriegsfuehrende Laender angeht. Um in
den Irak zu exportieren, lieferten eine britische Firmen Waffen an Firmen
in Drittstaaten, die unbezweifelbare Importzertifikate ihrer Regierungen
besorgten. Zumindest vier solcher Importzertifikate zeichnete laut dem
offizioesen Scott-Bericht, der jedes Jahr den gesamten britischen Waffenhandel
dokumentiert, in den Jahren 1986/87 auch das oesterreichische Handelsministerium.
Die einschlaegig bekannten Firmen Hirtenberger und Assmann werden in dem
Bericht als Abnehmer von insgesamt 363.000 Stueck Sprengzuender zwischen
1986 und 1988 genannt. Weiters wird in dem Bericht ein Mitarbeiter der
Herstellerfirm Allivane zitiert mit den Worten: "Da gab es eine Menge
verschiederen Vertraege. Ich glaube, dasz prinzipiell der gesamte Ausstosz
von Allivane auf verschiedenen Routen entweder in der Iran oder in den
Irak ging. Eine Menge ging in den fruehen Tagen ueber Oesterreich."
Tatsache ist, dasz dieser Bericht nicht nur der APA, sondern auch dem
Bundesministerium fuer auswaertige Angelegenheiten vorliegt. Von dort
hat ihn naemlich der Gruene Klub im Parlament erhalten. Die Gruenen haben
mittlerweile eine Anfrage an die Ministerien fuer Inneres, Aeuszeres und
Wirtschaft gestellt, um nachzufragen, ob bislang konkrete rechtliche Schritte
gesetzt worden sind. Sollte bislang diesbezueglich nichts geschehen sein,
duerfte der Groszteil der moeglichen Straftaten allerdings schon verjaehrt
sein. Lediglich beim Nachweis von schweren Amtsmiszbrauch oder aehnlich
relevanten Delikten waere ein strafrechtliche Handhabe vorhanden. *br*
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Empfaenger : /CL/FLUECHTLINGE/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : /A/FLUECHTLINGE/DISKUSSION
Org.-Abs. : SOS-MITMENSCH.OOE@DEMUT.or.at (SOS Mitmensch)
Betreff : Österreich/Recht/Sprache: UVS OÖ, Schubhaft, 96.01.30
Datum : Do 27.06.96, 11:35
Groesse : 5121 Bytes
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Erst nach fast einem Monat Schubhaft wurden zwei Palästinenser aus dem
Libanon über den Grund ihrer Anhaltung in einer ihnen verständlichen Sprache
informiert. Der UVS Oberösterreich gab SOS-Mitmensch OÖ darin recht, daß
dies zu spät war.
Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
VwSen-400388/4/Wei/Bk
Linz, am 30. Jänner 1996
... Der Bf und sein Bruder haben die Übernahme des Schubhaftescheides
noch am 26. November 1995 ohne Angabe einer Uhrzeit durch ihre Unterschrift
bestätigt. Sie wurden in weiterer Folge im Auftrag der belangten Behörde
von der Gendarmerie Suben zum Vollzug der Schubhaft in das Polizeigefangenenhaus
der Bundespolizeidirektion Wels überstellt. Dort werden sie bis dato in
Schubhaft für die belangte Behörde angehalten.
1.3. Am 21. Dezember 1995 fand die fremdenpolizeiliche Einvernahme des
Bf und seines Bruders im Rechtshilfeweg vor der Bundespolizeidirektion
Wels unter Beiziehung eines Dolmetschers statt. Neben der Erhebung der
ÊNationaleË der Schubhäftlinge wurden Sie zur Ein- und Ausreise befragt.
...
... Mit Schriftsätzen vom 23. Jänner 1996, eingelangt am 25. Jänner 1996,
haben der Bf und sein Bruder je eine gleichlautende ÊBeschwerde gegen
die Rechtswidrigkeit des Schubhaftbescheides, der Festnahme und der Anhaltung
in Schubhaft gem. ñ 51 Abs 1 FrGË beim Unabhängigen Verwaltungssenat des
Landes Oberösterreich eingebracht ...
2.1. Begründend wird in der Beschwerde unter Hinweis auf das Erkenntnis
des Verfassungsgerichtshofes vom 10. Oktober 1994, Zl. B 46, 85/94, ausgeführt,
daß die Muttersprache des Bf und seines Bruders arabisch sei und daß sie
über keine Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Sie wären weder bei der Festnahme
noch in absehbarer Zeit danach über die Gründe ihrer Festnahme in einer
ihnen verständlichen Sprache in Kenntnis gesetzt worden. Die erste fremdenpolizeiliche
Einvernahme habe erst am 21. Dezember 1995 stattgefunden. In der Zeit
vom 26. November 1995 bis zum 21. Dezember 1995 habe die belangte Behörde
den Bf über die Gründe seiner Festnahme und Anhaltung im Unklaren gelassen,
weshalb die Festnahme und Anhaltung für rechtswidrig zu erklären wären.
...
4. Der unabhängige Verwaltungssenat hat erwogen:
... Die Beschwerde vermeint, die belangte Behörde hätte höchstens binnen
einer Woche tätig werden müssen. Soweit damit die Information des Bf über
die Gründe der Festnahme und Anhaltung in einer ihm verständlichen Sprache
gemeint ist, trifft diese Ansicht zu. Diese Informationspflicht vermag
aber per se nichts an der der Notwendigkeit der Schubhaft entgegenzuhalten,
daß die Fremdenbehörde
neben der Einvernahme des Fremden noch zahlreiche andere Aufgaben zu erfüllen
hat. Eine unverhältnismäßige Dauer der Schubhaft wegen behördlicher Untätigkeit
kann der erkennende Verwaltungssenat der Aktenlage nicht entnehmen. Der
Bf hat diesbezüglich auch keine konkreten Gesichtspunkte vorgebracht.
Seine Einlassung erschöpft sich in einer ganz allgemeinen und gänzlich
unbegründeten Behauptung zu den organisatiorischen Möglichkeiten der belangten
Behörde. Damit kann er aber keine Rechtswidrigkeit aufzeigen. ...
4.5. Im Hinblick auf die Judikatur des Verfassungsgerichtshofes zur Informationspflicht
gegenüber dem festgenommenen Fremden ist die Beschwerde teilweise im Recht.
Im Erkenntnis vom 10. Oktober 1994, Zlen. B 46/94 und 85/94, hat der Verfassungsgerichtshof
klargestellt, daß es sich bei dieser Informationspflicht über die Gründe
der Festnahme in einer verständlichen Sprache gemäß Art 5 Abs 2 EMRK (Êin
möglichst kurzer FristË) und gemäß Art 4 Abs 6 PersFrSchG 1988 (Êehestens,
womöglich bei ihrer FestnahmeË) um verfassungsgesetzlich festgelegte Erfordernisse
der Festnahme bzw. Anhaltung handelt. Nach Ansicht des Verfassungsgerichtshofes
hat der unabhängige Verwaltungssenat diese Verletzung des Rechts auf persönliche
Freiheit im Schubhaftprüfungsverfahren aufzugreifen und die Anhaltung
bis zur Information in einer verständlichen Sprache für rechtswidrig bzw
verfassungswidrig zu erklären.
Nach der Aktenlage ist davon auszugehen, daß der Bf und sein Bruder, die
beide aus Palästina stammen, nur arabisch sprechen. Für Fremdsprachenkenntnisse
finden sich keine aktenkundigen Anhaltspunkte. Das Gegenteil geht aus
der Begründung des Schubhaftbescheides hervor, wo ausgeführt wird, daß
im fremdenpolizeilichen Verfahren unter Beiziehung eines Dolmetschers
die genaue Identität noch festzustellen sein werde. Erst anläßlich der
fremdenpolizeilichen Einvernahme vom 21. Dezember 1995 wurden der Bf und
sein Bruder mit Hilfe eines Dolmetschers ausreichend informiert und belehrt.
Sie erhielten anläßlich der Schubhaftverhängung weder ein Informationsblatt
in arabischer Sprache noch wurden die ausgehändigten Schubhaftbescheide
in das Arabische übersetzt. Die gerügte Verletzung im verfassungsgesetzlich
gewährleisteten Informationsrecht über die Gründe der Festnahme und Anhaltung
trifft demnach bis zur fremdenpolizeilichen Einvernahme zu.
Empfaenger : /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Späte Folgen Pinochets: Österr. Ex-Botschafter klagt Exil-Chileni
Datum : Di 02.07.96, 15:49
Groesse : 4364 Bytes
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akin-Pressedienst
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Oesterreich/Chile/Diplomatie:
> Oesterreichischer Ex-Botschafter klagt Exil-Chilenin
Spaete Folgen der Pinochet-Diktatur
Ex-Botschafter Segúr-Cabanac beklagte sich ueber eine ORF-Sendung
zum Geburtstag von Pinochet, die die vielen Opfer der Diktatur erwaehnte
und behauptete, es habe ein illegales Heer auf Seiten Allendes gegeben,
was sozusagen den Putsch rechtfertige.
Frau Monica Medina, eine Chilenin, die als Fluechtling nach Wien kam (sie
ist inzwischen oesterreichische Staatsbuergerin) antwortete mit einem
Leserbrief, in dem sie u.a. erwaehnt, dasz Segúr-Cabanac als damaliger
oesterreichischer Botschafter aeuszerst freundlich dem Pinochet-Regime
gegenueber eingestellt war und dazu beigetragen hat, dasz politisch Verfolgte,
die um Asyl in seiner Botschaft angesucht hatten, in die Haende der DINA
gelangten.
Segur-Cabanac hat Frau Medina aufgefordert, diese Aeuszerungen zurueckzunehmen,
was sie nicht tat, worauf er sie wegen uebler Nachrede klagte. Das Verfahren
ist noch nicht abgeschlossen.
Die Anschuldigung, die Frau Medina erhebt, bezieht sich auf folgenden
Vorfall: In der Nacht vom 15. zum 16.Juni 1976 betrat eine Gruppe von
etwa 30 Personen die bulgarische Botschaft, um Asyl vor der Verfolgung
durch die Diktatur zu suchen. Diese Botschaft wurde damals von Oesterreich
verwaltet, da Bulgarien die Beziehungen zur Diktatur Pinochets abgebrochen
hatte. Botschafter war Segúr-Cabanac. Die Polizei holte diese hilfesuchenden
Menschen aus der Botschaft heraus und brachte sie in das Konzentrationslager
Cuatro Alamos. Da zu dieser Zeit in Santiago de Chile die Organisation
der Amerikanischen Staaten tagte und groszer internationaler Druck entstand,
die Verhafteten wieder freizulassen, wurden diese tatsaechlich gegen Abend
des 16.Juni in einem Parkgelaende ausgesetzt. Sofort aber begann eine
Jagd auf Einzelne von ihnen. Zumindest zwei wurden verschleppt und sind
bis heute verschwunden. Ebenso wurde bis heute die Frage, wieso die Polizei
in die Botschaft eindringen und damit exterritoriales Gebiet verletzen
konnte, nicht beantwortet. Das oesterreichische Auszenministerium erklaerte
damals der Chile-Solidaritaetsfront, die Hilfesuchenden haetten die Botschaft
noch vor Tagesanbruch verlassen, ohne um Asyl anzusuchen.
Aufgrund der Tatsache, dasz von oesterreichischer Seite gegen diese flagrante
Verletzung der Exterritorialitat nie protestiert wurde, weder vom Botschafter
noch vom Auszenamt, stellt sich die Frage, ob die Polizei nicht mit Wissen
und Billigung der oesterreichischen Behoerde in Santiago in die Botschaft
eindrang.
Noch eine Facette am Rande dieser Auseinandersetzung: Bruno Furch, frueher
stellvertretender Vorsitzender der Chile-Solidaritaetsfront, nahm ebenfalls
in der Presse zum Leserbrief von Segur-Cabanac und seiner Drohung, Frau
Medina zu klagen, Stellung und wies dessen Maerchen von der Guerilla-Armee
zurueck: "Leider war von dieser Geister-Anmee nichts zu bemerken, als
die Putschisten losschlugen, weil sie und der CIA nicht darauf hoffen
konnten, demokratische Wahlen zu gewinnen." Dieser Leserbrief trug Bruno
Furch mehrere anonyme Annufe ein, bei denen er groeblichst mit antisemitischen
Hasztiraden beschimpft und bedroht wurde.
*Aus: "Christen fuer Chile", Juni 1996 Nr. 89/gekuerzt*
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: /A/PRESSE, /CL/EUROPA/OESTERREICH
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Radikalenerlaß per Aktion 8000
Datum : Di 02.07.96, 15:52
Groesse : 1663 Bytes
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akin-Pressedienst
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Oesterreich/Soziales:
> Radikalenerlasz
Die Aktion 8000 gibt es nicht mehr. Es lebe die "Gemeinnuetzige Wiedereingliederungshilfe".
Der Unterschied ist gewaltig. In den Bedingungen zur Gewaehrung heiszt
es seit kurzem an die Adresse
der Antrag stellenden Vereine gewandt, die Arbeitslose anstellen
wollen: "Die Beihilfenbewerberin verpflichtet sich, dasz keine politischen
Zielsetzungen verfolgt oder Taetigkeiten durchgefuehrt werden, die auf
eine Veraenderung der Rechtsordnung und/oder der oeffentlichen Institutionen
ausgerichtet sind".
*Frauen/Lesben-Plattform gegen Sozialraubbau / bearb.*
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: /A/ANTIMIL
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : "Aufruf" im Sommer?
Datum : Di 02.07.96, 16:00
Groesse : 2413 Bytes
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akin-Pressedienst * * nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin' *
* *
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"Aufruf":
> Prozesse im Sommer?
Ueber Prozesse wegen des Aufrufs zum Ungehorsam gegen
Militaergesetze im Sommer wissen wir derzeit noch nichts. Das heiszt aber
nicht, dasz sie nicht noch kommen koennten. Wer eine Vorladung kriegt,
soll sie zuerst einmal an die Buerogemeinschaft Schottengasse 3a/59, Fax
0222/5327416, z.H. Gruppe fuer Totalverweigerung, schicken. Da ueber den
Sommer die TV-Gruppe personell noch schwaecher ist, werden wir versuchen,
doch zumindest ein Notprogramm zur Betreuung aufrecht zu erhalten (Tel.
0222/ 5331238, Anrufbeantworter, Nummer hinterlassen; eventuell koennt
ihr auch bei der GE bei Renate, 0222/ 5051952-0, Fax 5053943-22Auskuenfte
erhalten). Da die Prozesse erfahrungsgemaesz um 9 Uhr beginnen, schauen
wir, an diesen Tagen zumindest eine TV-Vertreterin gegen 8 Uhr 30 im Landl
zu haben. Wir wollen Menschen, die bereits Prozeszerfahrung haben, dringend
bitten sich bei uns zu ruehren, um mehr Leute zu haben, die neuen Justizopfern
ein bisserl auf ihre Prozesse vorbereiten.
Ceterum censeo: Im uebrigen hamma Leiberln mit dem Aufrdruck "Asyl fuer
Deserteure" / "Fluechtlinge aufnehmen" fuer 150 Oeschis, die wir gern
verkaufen tataten.
Ansonsten wuenschen wir Euch einen feinen Sommer und mit viel Kraft in
den Herbst, Eure
*Gruppe fuer Totalverweigerung*
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Empfaenger : /A/PRESSE
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Org.-Empf. : Christian_Demmer@blackbox.at
Org.-Abs. : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Floridsdorfer Jugendfürsorge (Der Polizei war fad)
Datum : Di 02.07.96, 16:07
Groesse : 4617 Bytes
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akin-Pressedienst
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Der Polizei ist fad:
> Floridsdorfer Jugendfuersorge
Die GAJ Floridsdorf lud zu einem "flashigen Festl" fuer letzten
Donnerstag ein -- wie flashig es werden sollte, wuszten sie dabei
allerdings noch nicht. Die Vorgeschichte: Ornette Novotny besitzt einen
Waggon am Bahnhof Jedlersee, wie den meisten Lesern und Innen bekannt
sein duerfte. Als -- laut einem Augenzeugen --Polizisten gegen 20.25 Uhr
in dieser Gegend auftauchen, halten sie ihn erstmal fuer einen Sandler,
der illegalerweise in den Waggons wohne. Dann entdecken sie eine Gruppe
Leute, die in Richtung der Waggons gehen. Die Polizisten folgen ihnen
gemeinsam mit Ornette zu seinem Waggon, kontrollieren Ausweise und besichtigen
den Waggon. Gegen 20 Uhr 45 ziehen sie mit der Meldung "Werden schauen,
ob das legal ist" ab und hinterlassen das Versprechen wiederzukommen.
Das taten sie dann auch, wie ein weiterer Augenzeuge, Manfred Steidl,
im folgenden berichtet:
» Gegen 23:03 stieg ich in FlUridsdUrf aus der S-Bahn. Dasz einem
da der 26-er davonfaehrt, gilt ja als ortsueblich, sagen die Einheimischen.
Aber soo weit ist es ja auch nicht: Bruennerstrasze - Hermann-Bahr-Strasze
- Pragerstrasze - Bruecke (Eingang nicht gefunden), weiter bis Bhf. Jedlersee,
wo der Zugang auf der Fahrbahn ist, da der Gehsteig sich als Parkspur
eingebuergert hat, und dann auf den Gleisen zurueck.
Als ich dann endlich den Waggon gefunden hatte und gerade gemuetlich werden
wollte, waren sie schon da: ca. 8 Typen in Uniform, um fuer Urdnung auf
dem Bahngrund zu surgen. Auch mich erkannte einer gleich: "Sie san doch
der Bezirksrat Dingsda aus dem Dritten", natuerlich mit Widerrede eines
Kollegen, als ich "jaja" sagte: "Sie san doch ned der Dingsda". Als ich
darauf bestand, amtsbekannt zu sein, sagte Kottan (Name geaendert): "I
kenn Ihna ja ned, Herr Steindl".
Waehrend ich immer noch wissen wollte, welche Gesetzesuebertretung
man mir vorwirft, und warum man da "sowas wie eine Hausdurchsuchung" durchfuehrte,
("Sie koennen mir ka Gesetzesuebertretung nachsagen, Herr Steindl"), wurde
drauszen vor dem Waggon der 14- oder 15-jaehrige Markus zuerst abgewatschent
und dann handlich in Schellen verstaut. Anschlieszend wurde durch seine
Verbringung ins Koat Hermann-Bahr-Strasze die oeffentliche Urdnung wiederhergestellt,
der Rest der Gaeste ("Haschbriada, Karlsplatzkinda") haette sich im oder
um den Waggon herum die ganze Nacht lang niedersaufen koennen, aber irgendwie
war da die Freude an einem Festl in einem kleinen Rest Wildnis, die sich
gerade auf Bahngrund immer wieder bildet und bilden kann, schon zu sehr
geschwunden.
Zwei Maedeln wurden wegen ihres jugendlichen Alters heimgebracht. Auffallend
dabei: obwohl von den beiden verlangt OHNE weibliche Begleitung! Ich unterstelle
nicht jedem Mann, auch nicht jedem Uniformtraeger, Schlechtes, aber man
hoert manchmal Sachen (diesfalls aus der Drogenszene), die einfach zum
Speib'n sind. Naechstes Mal empfehle ich ein Festl in einem Bus, den man
zweckmaeszig auf einem Radweg oder in der Fuzo abstellt. Es genuegt nicht,
den Feind zu studieren, um ihn zu bekaempfen, man musz auch die Urdnungshueter
studieren, um in Ruhe feiern zu koennen. «
Markus verbrachte die Nacht im Koat und wurde unter der Androhung einer
Anzeige wegen "Taetlichen Angriffs auf einen Beamten" am naechsten Tag
um 7 Uhr frueh von seinen Eltern abholen gelassen.
*akin*
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Empfaenger : /GRUENE_A/FORUM, /A/BASSENA
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Re: Freut Euch Leute: Kontraproduktives von den Grünen
Datum : Di 02.07.96, 16:12
Groesse : 5639 Bytes
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akin-Pressedienst
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Gruene:
> Die Gruenen sind nicht schuld
Zu: "Freut Euch Leute" (Akin 21/96)
Lieber Bernhard,
meist liebe ich ja die Kritiken und auch Zensuren, die Du
regelmaeszig an die Gruenen verteilst. Im Ernst, sie wirken der Betriebsblindheit
entgegen, sie helfen mir, meinen kritisch-linken Blick auf die eigene
Partei zu schaerfen. Ehrlichen Dank dafuer! Aber das Zensurverteilen kann
auch zwang- und krampfhaft werden. Zuletzt warst Du schon ziemlich nahe
dran.
Zur Skater- und Radlerdemo - "Tatsaechlich gibt es ja an den im Folder
angefuehrten Forderungen nichts auszusetzen" schreibst Du. An der Tatsache
der Demo selbst und der Werbung dafuer wohl auch nicht.
Was bleibt also Boeses? Die Grafik und das Layout der Folder. Also die
Form der Werbung. Wieviele Demos gab es in den letzten Jahren, bei denen
Dir das Layout der Flugis recht gut gefiel, aber entsetzlich wenig Teilnehmer
kamen? Ich kann mich fast nur an solche erinnern. (Oft stammte das Layout
von mir). Doch der Erfolg einer Sache haengt doch hauptsaechlich davon
ab, wieviele Menschen dafuer oeffentlich auftreten.
Nun skaten halt vorwiegend junge, "unpolitische", Zeitgeist und Konsum
zugeneigte Menschen. Mittlerweile sind es ein paar Hunderttausend. Was
ist falsch an dem Versuch, diese Leute ueber ihre Interessen zu einer
gemeinsamen Aktion mit richtigen Forderungen zu bringen?
Und wie glaubst Du, dasz das funktionieren koennte - layout-maeszig?
Zur OeBB-Unterschriftenaktion - Du kritisierst auch hier nicht die Forderungen,
sondern, dasz es Preise zu gewinnen gibt. (Aehnliches hat die FOeJ meines
Wissens schon vor dreiszig Jahren versucht). Dasz es sinnvoll waere, moeglichst
viele Unterschriften von betroffenen Pendlern zu bekommen, steht wohl
auszer Streit. Darauf zielte die Aktion. Gruene Abgeordnete zum Nationalrat
und Wiener Gemeinderaete haben in den Pendlerzuegen tausende dieser Flugis
verteilt und mit den Leuten geredet. In der akin ist die Unterschriftenliste
zusaetzlich, sozusagen als Pflichtexemplar. Natuerlich war die Aktion
auch als Wahl- und Sympathiewerbung gemeint. Daher der Wunsch, an das
unbekannte Wesen PendlerIn,
moeglicherweise mit einem Gewinnanreiz heran zu kommen. Die (wir) Linken
hatten diesbezueglich in den letzten zwanzig Jahren nicht einmal Miszerfolge.
Es wurde schlicht und einfach nicht versucht, sich mit der Pendlerproblematik
vor Ort auseinanderzusetzen.
Verteufle also nicht den ersten Versuch in diese Richtung - auch wenn
er Dir nicht gefaellt (mir auch nicht) und tu nicht, als waere er der
Tod
auszerparlamentarischer Mittel. Warten wir das Ergebnis (den Ruecklauf
der Unterschriftenlisten) ab.
Eines halte ich fuer ausgeschlossen: dasz auch nur ein Pendler (Pendlerin
sowieso), der in einem Pendlerzug von Pilz, Chorherr, Petrovic, Stoisits
oder Voggenhuber eine Unterschriftenliste mit Forderungen an die OeBB
in die Hand gedrueckt bekommt, nicht gneist, um was es dabei geht. Solche
Leute findest Du vielleicht am Karlsplatz, aber nicht unter Werktaetigen
um 6 Uhr Frueh im Zug.
Zu Deinem letzten Absatz - herzallerliebster Bernhard - meinst Du nicht
auch, dasz klassische auszerparlamentarische Mittel wie Demos oder Unterschriftenlisten
an Bedeutung verlieren, weil sie von so wenigen Leuten angewandt werden.
"Wir", die Linken, Alternativen, Autonomen, Antifaschisten, radikale Frauenrechtlerinnen,
Antiimperialisten, Sozialisten, Kommunisten, 3.Welt-Freaks, MenschenrechtsaktivistInnen,
wir "guten und wahren" Menschen sind hier eine irrsinnig kleine Minderheit
(in meinem bewuszten Leben ist sie staendig kleiner geworden), die die
Massen nicht auf die Strasze, nicht in Hallen und nicht zum Unterschreiben
bringt - von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen.
Und daran soll die Gruene Partei schuld sein?
Bernhard, mit so ernsten Sachen macht mensch keine Witze!
Freunde, gebt Obacht: es gibt keine auszerparlamentarische Opposition,
auszer es macht sie wer. Die Parlamentsgruenen werden das nicht sein.
Je schneller das zur Kenntnis genommen wird, desto eher besteht die Chance,
Erfolg zu haben.
Dann kann vielleicht auch die parlamentarische Arbeit der Gruenen von
Fall zu Fall auszerparlamentarisch genuetzt werden. Dann waere auch so
was aehnliches wie ein Wechselspiel (oder Doppelpasz, weil gerade EM ist)
moeglich.
Ich weisz, aus leidvoller, sehr langer Erfahrung, wie schwer das alles
ist. Aber die Gruenen dafuer zu geisseln, dasz sie es nicht fuer uns tun,
ist laehmend!
*Herbert Sburny-Brunner*
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Empfaenger : /CL/SOZIALISMUS/THEORIE, /CL/GENTECHNIK/ALLGEMEIN
Absender : AKIN@LINK-ATU.comlink.de (Redaktion aktuelle informationen)
Betreff : Bücher: Biologismus - Rassismus - Nationalismus
Datum : Di 02.07.96, 16:15
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akin-Pressedienst
* Nachdruck von Eigenbeiträgen mit Quellenangabe erbeten * * Verantwortung
der VerfasserInnen * xten mit anderem Copyright als dem unseren sagt *
nichts über eine anderweitige Verfügungsberechtigung aus * **************************************************************************
Buecher:
> Muehselig, aber noetig
Gero Fischer, Maria Woelflingseder (Hg.):
Biologismus, Rassismus, Nationalismus
Rechte Ideologien auf dem Vormarsch Verlag Promedia, Wien 1995, oeS 215,-ISBN
3-900478-97-X
Jetzt kugelt dieses Buch schon seit etlichen Wochen, ja Monaten auf meinem
Schreibtisch herum. Nach dieser akin beginnt unsere Sommerpause, jetzt
musz ich es also besprechen. Grosze Entschuldigung an Maria Woelflingseder,
die ich -- weil der Verlag nicht und nicht ausgeliefert hatte -- so sehr
wegen des Besprechungsexemplars sekkiert hatte.
Das Buch ist ja auch wirklich eine zaehe Angelegenheit, ungeeignet als
abendliche Bettlektuere. Im November 1994 fand im WUK ein Symposium unter
dem selben Titel statt: "Biologismus, Nationalismus, Rassismus". Damals
war ich sehr daran interessiert, verliesz aber schon am ersten Abend waehrend
des dritten Vortrages das WUK, weil meine Rezeptionsfaehigkeit erschoepft
war. Schade, dachte ich mir damals, das ist ja alles hochinteressant,
aber das mueszte man nachlesen koennen. Mein Stoszgebet wurde erhoert:
Aus diesem und einem weiteren Symposium im Juni 1995 machten die Herausgeber
ein sehr brauchbares Kompendium, das nur leider ein Stichwortverzeichnis
vermissen laeszt.
Tatsaechlich ist das Thema ein sehr weitschweifiges und komplexes. Es
laeszt sich nicht ganz so leicht behandeln, wie manche post-autonome Kreise
es versuchen. Oft genug wird auch versucht, sich auf philosophische, soziologische,
historische oder psychologische Argumentation zu beschraenken. Doch es
reicht nicht, reaktionaere, sich wissenschaftlich oder pseudowissenschaftlich
begruendende Tendenzen zu verdammen. Man musz sich mit ihnen auseinandersetzen.
Beachtenswert dabei vor allem der Standpunkt von Rolf Loether, der in
seinem Beitrag "Der Mensch -- Natur- und Gesellschaftswesen" dringend
monierte, dasz sich fortschrittliche Kritik nicht auf die geisteswissenschaftliche
Behandlung reduzieren lassen duerfe, sondern tatsaechlich auch die Naturwissenschaften,
namentlich die Biologie verwenden muesse. Loether zitiert den Evolutionsbiologen
R. Lewontin: Wenn bei irgendeiner Weltkatastrophe "lediglich das Volk
der Xhosa an der Spitze Suedafrikas ueberlebte, blieben immer noch 80
Prozent der menschlichen genetischen Variation bewahrt". Die biologisch-naturwissenschaftliche
Beweisbarkeit dieser Behauptung vorausgesetzt waere der rassistische Ansatz
der Biologisten damit ausgehebelt.
Aehnlich wie Loether argumentiert Hans-Walter Leonhard. Der Nuernberger
Paedagoge will in seinem Beitrag den Behauptungen Soziobiologie und Biologismus
groszteils mit Argumenten von Biologen und Genetikern den Wind aus den
Segeln nehmen. "Durch diese Vorgehensweise moechte ich es der Soziobiologie
erschweren, ihren beliebten (und leider manchmal zutreffenden) Vorwurf
zu erheben, Kontrahenten aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen
Bereich wuerden zumeist ohne zureichende Sachkenntnis pauschalisierende
Kritik ueben". Gerade eines der
schlagendsten Argumente der Soziobiologen, dasz eben nur die Staerksten
ueberleben koennten, und nur dadurch der Mensch zu dem werden konnte,
was er ist -- naemlich ein Wesen, dessen saemtlichen Koerpermerkmale bestimmte
Funktionen erfuellen -- kann durch die Aussage eines nicht gerade als
Antidarwinisten bekannten Wissenschafter ins Wanken gebracht werden: "Konrad
Lorenz (1982) verdeutlicht diesen Sachverhalt durch folgenden Vergleich:
Die jeweilige Gestalt eines Lebewesens entspreche nicht dem funktionalen
Neubau eines Hauses, sondern einem Anwesen, das zuerst nur aus einer notduerftigen
Behausung bestand und dann stetig erweitert und umgebaut wurde, mit entsprechenden
Zweckaenderungen alter Raeume. ... Auch die je aktuelle Auspraegung der
Merkmale eines Lebewesens sei in diesem Sinne nicht allein durch ihren
Nutzen bestimmt, sondern gleichzeitig durch ihre Voraussetzungen". Leonhard
zitiert auch den amerikanischen Evolutionstheoretiker Stephen Jay Gould,
der diesen Ansatz auf den Punkt bringt. Dieser sieht naemlich unsere Welt
angefuellt mit einer "quirligen Masse von Unvollkommenheiten, die gut
genug (haeufig bewundernswert) funktionieren; eine behelfsmaeszige Notausstattung
mit Adaptionen, die hervorgegangen sind aus den seltsamsten, im Verlauf
der Geschichte in unterschiedlichsten Kontexten erworbenen Teilen".
Hiermit wird immerhin ein geschichtliches Element in die Debatte eingefuegt
-- noch ist allerdings nur von "Adaptionen", also notwendigen Anpassungen
die Rede. Doch der Gedanke erschuettert auch die Vorstellung, dasz nur
Mutationen ueberlebt haben koennen, die in der Evolution einem bestimmten
Zweck gedient haetten. Denn ist einmal gesichert, dasz nicht nur die staerksten
Wesen ueberleben konnten, sondern alle, die dieses Notprogramm erfuellen,
so gilt: Nicht mehr zweckmaeszige Erbanteile, entstanden durch Selektion
ihn frueheren Evolutionsstufen, sind fuer die Ueberlebensfaehigkeit von
der selben Relevanz wie rezente Mutationen, die nie einen speziellen Zweck
erfuellt haben. Leonhard: "Aus der Tatsache, dasz ein Lebewesen in der
Selektion ueberlebte und den `Tauglichkeitstests' bestand, kann deshalb
nicht angeleitet werden, dasz alle Facetten der Lebensgestaltung eine
reproduktive Zweckdienlichkeit aufweisen ... Evolution ist auch post festum
[nachtraeglich, hinterher] betrachtet nicht immer zielgerichtet, sondern
viele Entwicklungen sind kontingent [zulaessig]".
Einen notwendigen Beitrag zum Thema "Abschied vom IQ" lieferte Martin
Potschka. Sicher, der Satz: "Intelligenz ist das, was der Intelligenzquotient
miszt" ist uralt. Doch das Festhalten am IQ wurde durch die mittlerweile
jahrzehntelange Kritik an der Meszbarkeit der Intelligenz nicht wirklich
ueberwunden. Juengstes Beispiel dafuer: "The Bell Curve" ("Die Glockenkurve"),
jenes umstrittene Buch von Herrnstein und Murray, das uns beweisen wollte,
dasz Schwarze zwar besser pudern koennten, dafuer aber bloeder waeren,
und das dem oesterreichischen Publikum mit bewundernswerter Ignoranz von
P.M. Lingens nahegebracht wurde. Potschka beweist sehr schoen, wie unsinnig
der IQ ist. Als beispielsweise 1917 in den USA die ersten groszen Testreihen
gemacht wurden, zeigte sich das Bild, dasz die Frauen durchschnittlich
deutlich bessere Werte erreichten als die Maenner. Prompt wurden jene
Fragen herausgefiltert, bei denen die Frauen besser abschnitten. Oder:
Der mittlere IQ, der auf Weisze mit 100 Punkten normiert ist, liegt --
nicht nur laut Herrnstein/Murray -- bei 75. Dazu gibt Potschka folgendes
zu bedenken: "Mit einem IQ unter 70 gilt man als schwachsinnig. In unserer
Bevoelkerung gibt es davon einige wenige Prozent, man erkennt sie meist
an ihrem auffaelligen Verhalten. Stimmt die Behauptung ueber den mittleren
IQ in Afrika, mueszten dort etwa 40 Prozent der Bevoelerung schwachsinnig
sein."
Auch macht Potschka klar, dasz Herrnstein und Murray die Gauszsche Glockenkurve
hoechst unwissenschaftlich verwendet haben. Tatsaechlich gibt es 3 verschiedene
Anwendungen dieser als "Normalverteilung" bekannten Kurve. Das jetzt hier
naeher zu erlaeutern, wuerde den Rahmen der Rezension sprengen -- dazu
gibt es ja schlieszlich das Objekt dieser Besprechung. Aber es wird bei
der Lektuere des Artikels klar, dasz Herrnstein/Murray -- ebenso wie die
geistigen Vaeter des IQ -- vollkommen unzulaessig die Kurve als immer
und ueberall gueltig ansehen und daher zu Beweisfuehrungs- und Normierungszwecken
verwenden. Tatsaechlich ist das jedoch nur bei einer Statistik von Meszfehlern
zulaessig, nicht hingegen bei einer Ansammlung von tatsaechlichen Werten
unterschiedlicher zu messender Objekte, sprich im konkreten Fall: verschiedener
Menschen.
Die erwaehnten Beitraege sind nur drei von insgesamt 21, im vorliegende
Buch gegliedert in drei Groszthemen "Natur versus Mensch", Mensch -- Barbar
-- Tier" und "Nationale Frage". Die einzelnen Artikel zusammen verkuenden
nicht die grosze Wahrheit und das ist schon mal ein wunderbarer Fortschritt
fuer eine Linke, die gerne ins Parolenhafte abgleitet. Auch wenn so manches
Mal zum Genusz ein gutes Fremdwoerterbuch vonnoeten ist, kann ich uns
die Lektuere nur empfehlen. "Uns?" Naja, wie erwaehnt, es ist keine Angelegenheit,
die man waagrecht in den letzten Abendstunden konsumieren kann. Die erste
Person Mehrzahl ist daher leider vonnoeten, weil: Ich bin bei der Haelfte
steckengeblieben. Und hab' mich schmaehlicherweise anderer Lektuere hingegeben.
Auch nicht uninteressanter. Aber das sind andere Rezensionen... *Bernhard
Redl*
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Nachsatz (war nicht in der Druckausgabe):
Zum sexistischen Ansatz faellt mir der BOKU-Professor Peter Weish ein,
der kuerzlich (nicht in dem Buch, sondern in Oe1 "Im Gespraech" mit Peter
Huemer) sinngemaesz meinte, dasz ernsthafte Biologisten mit ihrer sexistischen
Sicht der Dinge -- Weibchen pflegt Nachwuchs, Maennchen versucht seinen
Samen moeglichst weit zu verteilen -- in Bezug auf praehistorische Zeiten
durchaus Recht gehabt haetten. Nur haetten sie eben vergessen, dasz seit
der Epoche der mehr oder weniger menschlichen Urhorden doch eine enorme
Zeitspanne verstrichen ist. In der haetten sich zwar kaum genetische Anpassungen
vollzogen, doch ist diese biologische Determination ja nicht alles, was
das menschliche Handeln bestimmt. In dieser Zwischenzeit haetten sich
naemlich in der menschlichen Gesellschaft, deren Einzelwesen bekanntermaszen
reflexionsfaehig sind, derart viele Verhaltensregeln, Techniken und Mythen
entwickelt, dasz der genetische Einflusz nur mehr einer von vielen waere.
Ich weisz nicht, ob er damit recht hat -- es gibt eine Menge an Einwaenden
aber der Versuch, die Problematik fakultaetsuebergreifend anzugehen, ist
aeuszerst interessant und notwendig.
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