Das teuerste Ruestungsgeschaeft der Zweiten Republik macht ein
bedenkliches Geflecht von Politik und Industrie sichtbar. In der
Zusammenschau all des bislang Bekanntgewordenen ergibt sich ein recht
klares Bild:
6,6 Millionen für BZÖ-Werbefirma
Der Eurofighter-Produzent EADS überweist 6,6 Millionen Euro der Werbefirma "100% Communication" des ehemaligen FPö-Bundesgeschäftsführers und späteren BZÖ-Wahlkampfleiters Gernot Rumpold. Das entspricht in etwa der Summe, die eine Grosspartei für einen ganzen Nationalratswahlkampf ausgibt. Rund 2,4 Millionen davon werden für das "Kaufen" der heimischen Medienlandschaft verwendet. über 4 Millionen sind ungeklärt. Dem EADS Lobbyisten Erhard P. Steininger, der für EADS die Überweisung an Rumpold eingefädelt hat, wird von EADS offen gedroht, wenn er vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagt. Weitere "Werbe"-Millionen von EADS gab es für das PR-Studio von Peter Ott, dem früheren ÖVP-Kammerfunktionär, sowie für die Agentur von Karin Keglevich, die bereits den Wahlkampf des damaligen Präsidentschaftskandidaten Thomas Klestil gemanagt hatte.
Karl-Heinz, Frank und die Hellseher
Frank Stronachs Magna-Konzern ist von den Aufträgen von Daimler-Chrysler, dem EADS-Hauptaktionär, abhängig. Ergo betätigt sich Stronach als Lobbyist für den Eurofighter. Sein unmittelbarster Draht in die Politik war Finanzminister Grasser, zuvor Angestellter bei Stronach und mit Rückkehrrecht in den Magna-Konzern ausgestattet. Mit dem Düsenjet des Magna-Spitzenmanagers Siegfried Wolf, der jahrelang Grasser Chef war, besuchte der Finanzminister bereits im Juni 2001 das Eurofighter-Werk in Manching – zwei Monate bevor die offizielle Drakennachfolge eingeleitet wurde. Grasser erhielt Ende Juni 2001 ein geheimes Schreiben des EADS-Aufsichtsratsvorsitzenden, in dem eine Stückzahl von 18 lieferbaren Flugzeugen bis 2007 genannt wird. Damit verfügt EADS über bemerkenswert hellseherische Fähigkeiten: denn ursprünglich war das Jahr 2005 als Beschaffungstermin und eine Stückzahl von 24 fixiert worden. Erst später wird die Ausschreibung auf das EADS-Angebot hin massgeschneidert.
"Völlige Selbstentleibung"
Um Widerstände im Verteidigungsministerium gegen den Eurofighter zu brechen, versprach Grasser, sonst der Sparmeister der Nation, die zusätzlichen Kosten für die teuren Eurofighter direkt aus dem Finanzministerium zu bezahlen. Grasser stimmte einem "Einredeverzicht" im Kaufvertrag zu, in dem sich die Republik zu Zahlungen verpflichtet, auch wenn das erworbene Produkt, der Eurofighter, gar nicht geliefert wird. Heinz Mayer, Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, hat den Einredeverzicht geprüft. Sein Fazit: "Das ist die totale Unterwerfung unter den Willen des Verkäufers. Ich kann das nur als völlige Selbstentleibung bezeichnen." Nachsatz: Grasser besitzt Daimler-Chrysler-Aktien im Wert von EUR 11.000,- (er besitzt auch ein 42.800 Euro-Aktienpaket von Black Hawk Inc., von der ebenfalls während seiner Zeit als Finanzminister die Militärhubschrauber für das Bundesheer geordert wurden).
Haiders Schwenk
Jörger Haider, der im Kärntner Wahlkampf 2002 noch grossflächig gegen den Eurofigher plakatieren liess, schwenkte urplötzlich um. Ein mögliche Ursache: "Von Haider ebenfalls hervorgehoben wurde ein bestehender Vorvertrag mit dem Eurofighterhersteller EADS. Dieser hätte zugesagt, sich im Rahmen der Kompensationsgeschäfte im Klagenfurter Lakeside-Park auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern einzumieten." (Österreich Journal, 18.7.2003)
Wundersame Karrieren
Nach dem Eurofighter-Geschäft ergaben sich einige wundersame Karrieren: der Mann von Riess-Passer wird gut bezahlter Konsulent bei Frank Stronach. Der glücklose freiheitliche Infrastrukturminister Reichold avancierte zum Magna-Vizepräsidenten. Der frühere FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler wechselte, nachdem das Eurofighter-Geschäft auf Schienen gesetzt war, ebenfalls auf die Gehaltsliste von Frank Stronach, zunächst als Vorstand der Fussballbundesliga, später als Manager bei Magna International. Nachdem er jahrelang vom Eurofighter-Hauptlobbyisten durchgefüttert worden war, feierte er als BZÖ-Spitzenkandidat 2006 sein politisches Comeback.
Explodierende Parteispenden
Die Zuwendungen von Privaten an die FPÖ entwickelten sich nach offiziellen Angaben des Rechnungshofes folgendermassen: null Euro im Jahr 2001, 20.000 Euro im Jahr 2001 und im Jahr der Eurofighter-Entscheidung 2003 stolze 747.826 Euro. Die Spender wurden bisher nicht offengelegt. Im Jahr 2003 trat Stronachs Magna der Industriellenvereinigung bei und überwies dieser einen namhaften Betrag. Die IV fungiert als Geldwaschanlage für Parteispenden von Unternehmen, da die Spenden von "Interessensvertretungen" nicht öffentlich deklariert werden müssen.
Fette Aufträge
Von den sog. Eurofighter-Gegengeschäften profitierten vor allem Konzerne, die über massiven Einfluss auf die Grossparteien verfügen: neben Stronachs Magna waren das Hannes Androsch (656 Millionen Euro für FACC), Raiffeisen (500 Millionen Euro für die RZB-Tochter Top Equity) und last but not least – die ehemalige ÖGB-Bank BAWAG, die an der Vorfinanzierung des zwei Milliarden-Geschäfts wohl auch nicht schlecht verdient.
Gründe für einen Null-Cent-Ausstieg wegen "Sittenwidrigkeit" aus dem Eurofighter-Vertrag gibt es genug. Auf das rechtsstaatliche Empfinden der Machteliten dabei zu vertraün, ist Zeitverschwendung. Es hängt von unserem Druck ab, ob sich noch etwas bewegt. (Werkstatt Frieden&Soli / bearb)
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