Samstag, 24. Januar 2009
 
"Legales" Hakenkreuz am Grabstein PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von akin   
Donnerstag, 26. Oktober 2006

Am Grazer Zentralfriedhof steht ein Grab, wie es heute nicht mehr errichtet werden könnte: Ein Ehrengrab für einen SA-Sturmbannführer mit der Inschrift "Er fiel im Kampfe für Großdeutschland" und darunter einem Hakenkreuz. Angeblich sei das legal.

Vorher:

Zwischendurch:

Nachher:

Voilá! Ein frisch enthülltes Hakenkreuz
Der hier beerdigte "Illegale" starb 1934 beim Nazi-Putsch. 1938 wurde sein Grab dann in dieser Weise neu gestaltet.
Bereits 1988 wurde das Hakenkreuz auf dem Stein überklebt, danach aber wieder freigelegt. 2002 weigerte sich die Diözese, an dieser Verherrlichung eines SA-Sturmbannführers etwas zu verändern, weil sie ihren eigenen Angaben zu Folge "ohne Einwilligung der Familie keine Handhabe" hätte. Der Friedhof ist Eigentum der Stadt Graz und wird von der katholischen Kirche verwaltet.

Die Grazer "Kleine Zeitung" zitiert dazu den Grazer Juristen Gerald Ruhri, der nicht glaubt, daß das Hakenkreuz an sich widerrechtlich auf dem Grabstein sei: "Wir haben strenge Strafen wegen Wiederbetätigung. Aber in diesem Fall wurde das Hakenkreuz bereits damals angebracht. Das fällt nicht in diese Regelung, ist also rechtens." Eine Überklebung oder ähnliches wäre Sachbeschädigung.

Auch laut dem Grazer Staatsanwalt Walter Plöbst sei der Fall strafrechtlich nicht relevant, erklärte dieser gegenüber dem ORF.

Albert Kaufmann vom Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer glaubt das aber nicht. Er habe Juristen beauftragt, den Fall zu prüfen, und die kämen zum Schluss, daß es sich möglicherweise doch um einen Fall von "Wiederbetätigung" handeln könnte. Kaufmann zum ORF: "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Natürlich wird man zuerst mit allen juristischen Mitteln versuchen, dagegen anzukämpfen. Wenn es nichts gibt, dann gibt es eben nichts, dann muss man dieses Symbol als Schandsymbol hinnehmen. Man kann ja auch an der Schande lernen."

Die Künstler Wolfram P. Kastner und Martin Krenn wollten dieses Schandmahl aber zumindest nicht unkommentiert hinnehmen und stellten am Mittwoch -- ohne etwas zu beschädigen -- eine Tafel mit antifaschistischem Inhalt vor die Grabinschrift und das Hakenkreuz. Als kurze Zeit darauf die Tafel weg war, erstatteten sie Anzeige: Denn damit sei das Hakenkreuz ja neu enthüllt worden und damit wohl tatbestandsmäßig. (akin)

Quellen u.a.: http://www.martinkrenn.net/ueberschreibung
http://www.kleinezeitung.at/regionen/steiermark/graz/238101/
http://steiermark.orf.at/stories/144441
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