Internetkriminalität, rassistische und fremdenfeindliche Aktivitäten und üble Nachrede hatte der indische Jeansproduzent Fibre and Fabrics International (FFI) der Clean Clothes Kampagne vorgeworfen und ein Gerichtsverfahren gegen vier Aktivistinnen angestrengt. Durch den internationalen Druck von KonsumentInnen und die Vermittlung des früheren niederländischen Premierministers Ruud Lubbers konnte am 29. Jänner eine Vereinbarung erzielt werden.
FFI produzierte unter anderem für bekannte Marken wie G-Star, Armani, Guess und Mexx. Die Clean Clothes-Kampagne führte seit 2005 eine Aufklärungskampagne über die Arbeitsrechtsverletzungen in den FFI-Produktionsstätten wie erzwungene und nicht bezahlte Überstunden und körperliche Übergriffe. Am 1. Dezember 2007 ordnete ein Gericht in Bangalore die Festnahme von vier niederländischen Arbeitsrechtsaktivistinnen der Clean Clothes-Kampagne an und beantragte beim zuständigen indischen Ministerium die Auslieferung der niederländischen Staatsbürgerinnen. Indische Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Gruppen waren durch ein Gerichtsurteil bereits mundtot gemacht worden. Sie durften sich zu dem Fall nicht mehr äußern.
"Der internationale Druck auf den Besitzer der FFI-Fabrik hat Wirkung gezeigt, Engagement zahlt sich aus", freut sich Gerald Kreuzer, in der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung für den Textilbereich zuständig. Allein in Österreich forderten knapp 2.000 Menschen mittels Protestbrief die Niederlegung der Anklage. Die erreichte Vereinbarung sieht ein vertrauliches Beschwerdesystem vor, durch das die ArbeiterInnen des Jeansproduzenten FFI in Zukunft die Möglichkeit haben, Arbeitsrechtsverletzungen zu berichten. Ein Ombudsmann wird dafür sorgen, dass diese für alle Parteien zufriedenstellend behoben werden. Indische Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Gruppen können wieder öffentlich über die Situation in der Fabrik FFI berichten.
Michaela Königshofer, Koordinatorin der österreichischen Clean Clothes Kampagne, begrüßt dieses Vorgehen: "Das Fallenlassen der Anklage ist ein Sieg für die Meinungsfreiheit, sowohl in Indien als auch in Europa. Nur wenn zivilgesellschaftliche Gruppen und Gewerkschaften frei agieren können, können Verbesserungen in der internationalen Bekleidungsindustrie erreicht werden."
Gestützt auf die Vereinbarung mit der Clean Clothes-Kampagne, hat das Unternehmen G-Star seine Geschäftsbeziehung mit FFI wieder aufgenommen. Das niederländische Modelabel war bis zu seinem Rückzug im Dezember 2007 Hauptkunde bei FFI. Die Clean Clothes-Kampagne erwartet auch von anderen früheren FFI-Kunden (darunter Armani, Guess oder MEXX), dass sie wieder Aufträge platzieren und dabei eng mit dem Ombudsmann zusammenarbeiten werden. Nur so können die lokalen Arbeitsplätze gesichert werden.