Samstag, 24. Januar 2009
 
Die Armee blieb männlich PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Rosalia Krenn/akin   
Freitag, 11. April 2008

Vor 10 Jahren öffnete sich am 1.April das Bundesheer für Frauen. Es blieb beim schlechten Aprilscherz.

1998 wurden Frauen zum österreichischen Bundesheer zugelassen. Die ersten sieben Frauen rückten am 1.April in die Kaserne Straß in der Steiermark ein, begleitet von einem Straßentheater der Arge Wehrdienstverweigerung & Gewaltfreiheit. Schützenhilfe bekam das Bundesheer von einigen umtriebigen Frauen, die unbedingt Soldatin werden wollten und dafür den Verein “Frauen freiwillig zum Bundesheer” gegründet hatten. Frau Sch., die sich ganz besonders engagiert hatte, wurde vom Heer hofiert, medial präsentiert und galt als Beispiel der Emanzipation, der sich auch die Armee nicht mehr verschließen wollte. Frau Sch. hatte bald nichts mehr zu lachen, als Alleinerzieherin war sie hochverschuldet und wusste sich nur noch einen Ausweg: sie ließ sich in einem pornographischen Magazin abbilden. Nun hätte so ein einzelnes Photo nicht unbedingt auffallen müssen, aber diese Art von Magazinen stellt im Heer eine Pflichtlektüre dar. Die wackere Kämpferin wurde abserviert, ein Skandal provoziert, der so weit ging, dass ihre Kinder Beschimpfungen ausgesetzt wurden, die Frau ist untergetaucht.

Die Öffnung der Armee für Frauen diente und dient primär militärstrategischen Überlegungen.Dieser Schritt war nur ein Baustein einer umfassenden Heeresreform, den Bericht zur Adaptierung der “Heeresgliederung Neu” legte der damalige Verteidigungsminister Fasslabend dem Landesverteidigungsrat zufälligerweise am 30. März 98 vor, die Umsetzung wurde der Bundesregierung in dieser Form empfohlen. Die Armee begann sich auf eine Umstrukturierung in Richtung Berufsheer und Auslandsorientierung vorzubereiten. Rekrutierungsschwierigkeiten quantitativer wie qualitativer Art sowie eine Verbreiterung der gesellschaftlichen Legitimationsbasis legten es nahe, auch auf Frauen zugreifen zu wollen. Die Armee scheut keine Mühe, um Frauen anzuwerben, der Erfolg sieht dürftig aus. Mädchen sollen schon ab 16 Jahren Schnuppertage absolvieren dürfen, sie können sich bereits vor ihrem 17. Geburtstag freiwillig melden um im 18. Lebensjahr mit der Ausbildung zu beginnen. Die Armee lockt mit dem Anfangssold von 890 Euro und versucht mit ‚internationaler Berufserfahrung’ zu werben, das bedeutet, dass bei einem Ausbildungsdienst von 12 Monaten Frauen bereits ab dem 6. Ausbildungsmonat in den Auslandsdienst entsandt werden können. So billig stellt das Heer männliches Kanonenfutter nicht zur Verfügung. Zusätzlich wird mit Existenzängsten gespielt, immer wieder finden sich in diversen Arbeitsämtern Werbefolder, die Frauen für eine “Karriere” beim Heer begeistern wollen. Immerhin gibt es heute 311 Soldatinnen, davon befinden sich 13 im Auslandseinsatz, 64 sind Leistungssportlerinnen. Mit den Zivilbediensteten sind etwa 4000 Frauen im Ressortbereich Landesverteidigung beschäftigt, von Integration kann damit nicht gesprochen werden.

Trotz aller Werbekampagnen. die Frauen mit Bildern voller Abenteuerlust locken wollen, hat das Bundesheer im Bereich der Öffnung für Frauen einen eindeutigen Mangel an Attraktivität zur Kenntnis zu nehmen.

Während Risken wie Suizidgeffährdung und Suizid, die vermehrt im Assistenzeinsatz auftreten, mittlerweile einer Diskussion zugeführt wurden, wird die Problematik der sexuellen Belästigung und Gewalt an Frauen, welche bestandteil kontinuierlichen alletäglichen erlebens ist, negiert bzw. tabuisiert.

Angesichts des Missbrauchsskandals der US-Army 2004, als bekannt wurde, dass im Irak, in Afghanistan und Kuweit in einem Zeitraum von 18 Monaten in 112 Fällen von Seiten der US-Armee Missbrauch an Soldatinnen verübt worden ist, kam Senator Nelson zur Schlussfolgerung: “Ich kann bei der militärischen Führung keine angemessene Empörung erkennen.” (spiegel, 6.2.2004) Die Überwindung zum Töten, die Installation des Soldatentums baut sich ursächlich auf der Herabwürdigung, der Abwertung und Negation des Weiblichen als des ‚Fremden’ auf. Ex-Verteidigungsminister Platter hatte in einem Pressegespräch auf die Frage, was Frauen im Heer verbessert hätten geantwortet, dass sie “eine bessere Stimmung machen”.

Die Armee braucht Frauen dringend für eine Image-Verbesserung, gerade jetzt, wo der Ex-Wehrdienstverweigerer Darabos das Infrarot-Suchsystem für die Eurofighter aus Kostengründen abbestellt hat, so dass diese nur tagsüber und nicht bei Schlechtwetter fliegen können.

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