Samstag, 24. Januar 2009
 
EU fördert Menschenrechtsdesaster in Indonesien PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Rettet den Regenwald   
Donnerstag, 14. Februar 2008

Ein am 11. Februar von einem Bündnis internationaler Umweltschutz- organisationen veröffentlichter Bericht zeigt auf, dass durch die Produktion von Palmöl für Nahrungsmittel und Treibstoffe (oft als Biotreibstoffe bezeichnet), die Menschenrechte in Indonesien massiv verletzt werden.

Im Bericht "Losing Ground" zeigen Friends of the Earth, Sawit Watch und LifeMosaic die enormen sozialen Probleme auf, die durch die Zielvorgaben der EU zur vermehrten Nutzung der Agro-Treibstoffe im Verkehr hervorgerufen werden. Der Bericht deckt auf, dass Palmölfirmen häufig gewalttätige Methoden anwenden, um sich im Einverständnis mit Polizei und Behörden das Land indigener Gemeinschaften anzueignen.

Vorher selbstständige Familien, die in der Lage waren ihre Grundbedürfnisse durch die nahen Wälder zu stillen, beschweren sich nun, durch das Versprechen von Jobs und neuen Entwicklungen dazu gebracht worden zu sein, ihr Land aufzugeben. Stattdessen haben sie nun Schulden und eine schlecht bezahlte Arbeit, während der Regenwald und seine Reichtümer durch eintönige Plamölplantagen verdrängt werden. Einige Dörfer haben nicht einmal mehr sauberes Wasser, da es durch die eingesetzten Pestizide und Düngemittel stark verschmutzt ist.

Seit 2005 arbeiteten Friends of the Earth, Sawit Watch und Life Mosaic eng zusammen an einem Projekt mit dem Ziel, von Palmölplantagen beeinträchtigten Gemeinschaften objektive Informationen zukommen zu lassen, um sie in die Lage zu versetzen, auf Grundlage dieser Informationen über ihr Land und ihre Zukunft zu entscheiden. "Losing Ground" stützt sich auf Zeugenaussagen, die während des Projektes gesammelt wurden, auf neue Daten von Sawit Watch und frühere Untersuchungen, um Einblick in die sozialen, ökonomischen und kulturellen Auswirkungen von Palmölplantagen zu gewähren. Die EU-Kommission hat kürzlich vorgeschlagen, den Anteil an Biotreibstoffen bis zum Jahr 2020 auf 10 % zu erhöhen, um die Kohlenstoffdioxidemissionen zu reduzieren, trotz zunehmender Indizien, dass Agrotreibstoffe diese Einsparung gar nicht leisten. Diese Ziele werden zu einer enormen Ausweitung des für den Anbau von Ölpalmen genutzten Landes führen. Friends of the Earth und LifeMosaic rufen die Mitglieder des europäischen Parlaments und die einzelnen Mitgliedsstaaten dazu auf, dieses 10%-Ziel abzulehnen, wenn es im Frühjahr im europäischen Parlament und vom europäischen Rat behandelt wird. Um die Luftverschmutzung durch den Verkehr aufzuhalten, sollte die EU stattdessen ihre Vorschläge betreffend die Abgasgrenzwerte aller neuen Autos verschärfen.

Abetnego Tarigan, Leiter von Sawit Watch: "Palmölplantagen nehmen mittlerweile über 7,3 Millionen Hektar Land ein, was zu 513 andauernden Konflikten zwischen den Firmen und den Gemeinden geführt hat. Angesichts der negativen sozialen und ökologischen Folgen der Ölpalme verlangt Sawit Watch eine Reform des indonesischen Systems des Anlegens von Ölpalmplantagen und ein Überdenken der Pläne zu deren Ausweitung."

Serge Marti von LifeMosaic, Autor des Berichts "Losing Ground": "Indonesien ist ein Land mit einzigartiger Diversität, dessen Bewohner und Umwelt im Interesse einer Handvoll Firmen und wohlhabenden Einzelpersonen geopfert werden. Dieser Bericht soll der indonesischen Regierung helfen zu erkennen, dass hier ein Problem vorliegt, und sie dazu bewegen, die Anstrengungen zum Schutz der Rechte der Gemeinschaften zu verstärken. In Europa müssen wir verstehen, dass es keine Lösung für die Klimakrise darstellt, wenn wir große Ölfirmen dazu ermutigen, sich in den Entwicklungsländern Gemeinschaftsland anzueignen. Die EU muss ihre Verantwortung wahrnehmen und ihr 10 Prozent-Ziel für Agrotreibstoffe aufgeben."

Hannah Griffiths, Friends of the Earth: "Dieser Bericht zeigt, dass die Biotreibstoffe sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen eine Katastrophe sind. Die Mitglieder des Parlaments sollten den Beweisen Beachtung schenken und die bevorstehende Debatte im Europäischen Parlament dazu nützen, das 10%-Ziel zurückzuweisen. Anstatt Ziele für die Erhöhung des Einsatzes von Biotreibstoffen zu setzen, sollte die EU darauf bestehen, dass alle neuen Autos auf maximale Effizienz ausgelegt werden. Auch die Regierung Großbritanniens muss entschieden gegen das 10%-Ziel in Europa eintreten und außerdem ihren Teil dazu beitragen, die Kohlendioxidemissionen durch den Transportsektor einzudämmen, indem sie den öffentlichen Verkehr fördert und es den Menschen erleichtert, zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren."


ANMERKUNGEN:

Die europäische Kommission schlägt Nachhaligkeitskriterien für Agrotreibstoffe vor, aber diese schließen die sozialen Folgen der Agrotreibstoffproduktion nicht ein. Das bedeutet, dass der vermehrte Einsatz von Agrotreibstoffen in der EU zu mehr Problemen jener Art führen wird, wie sie in "Losing Ground" beschrieben werden, indem immer mehr Land in Ölpalmenplantagen verwandelt wird, um den steigenden Bedarf zu decken.

85% des weltweiten Palmöls wird auf Plantagen in Indonesien und Malaysia produziert. Laut der dortigen Regierung plant allein Indonesien weitere 20 Millionen Hektar Plantagen bis 2020 anzulegen. Das ist eine Fläche so groß wie England, Holland und die Schweiz zusammen. Die Palmölindustrie sagt, dass die Ausdehnung der Plantagen wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung ist und dass die Methoden sowohl nachhaltig und umweltfreundlich sind als auch der lokalen Bevölkerung nützen. In den so entstehenden riesigen Monokultur-Plantagen überlebt jedoch nur wenig. Die Hälfte des Verlusts von Lebensraum der Orang-Utans wurde in den letzten zehn Jahren durch die Ausweitung der Palmölplantagen verursacht.

Die Abholzung des Regenwaldes und die Trockenlegung von Torfmooren für die Erzeugung von Palmöl hat dazu geführt, dass Indonesien nach den USA und China die meisten Treibhausgase ausstößt.



Der Report über die Auswirkungen der Palmöl Produktionsausweitung in Indonesion auf die Menschenrechte kann hier heruntergeladen werden:

http://www.lifemosaic.net/


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