Samstag, 24. Januar 2009
 
Wien: Die Stadt gehört wem? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Freitag, 6. Juni 2008

Es muß nicht immer die EM sein, die einem das Leben in dieser Stadt vermiest.

Das traditionelle Tüwi-Fest im Türkenschanzpark durfte vorletzten Mittwoch doch stattfinden. Zum einen deswegen, weil sich die Polizei mit der Untersagung von mindestens 15 verschiedenen Kundgebungen, die solidarischerweise für den Bereich des Parks angezeigt worden waren, überfordert sah. Zum anderen, weil zahlreiche Beschwerden im Rathaus soviel politischen Druck ausübten, daß das Wiener Stadtgartenamt von höherer Stelle dann doch geraten bekam, die Sache nicht eskalieren zu lassen.

So sehr es erfreulich ist, daß es doch bisweilen etwas nützt, sich auf die Hinterfüsse zu stellen, so sehr ist es doch auch spannend, welchen Aufwand Grätzelfeste aus der linken Ecke machen müssen, um Genehmigungen zu erhalten.

Wäre der Tüwi ein Sportveranstalter mit der Wiener Städtischen als Sponsor, wäre das natürlich alles ganz anders. Letzten Samstag beispielsweise war die halbe Donauinsel — von der U1 bis zum Südende — gesperrt. Für den “Vienna City Triathlon” wurde diese Hälfte der Insel in der gesamten Breite abgeriegelt, damit dort die Athleten ungestört ihre Runden auf dem Fahrrad runterstrampeln konnten. Es war das erste heiße Wochenende, die Wiener Bevölkerung strömte wie wild zum Baden aus — und landete vor Absperrungen. Die Folge: Der sonnen- und badehungrige Plebs mußte sich dichtgedrängt in der Lobau stapeln und sah sehnsüchtig auf das völlig menschenleere Inselufer hinüber.

Aber vielleicht war das alles nur, damit sich die Menschen an die Präsenz von Sportevents gewöhnen — bei der EM wird es wohl noch sehr viel schlimmer werden. “Die Stadt gehört Dir!” werben die Wiener Linien. Angesprochen fühlen können sich damit aber wohl nur die Eventmanager und ihre Sponsoren.

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