Kritik der Unabhängigen GewerkschafterInnen an großkoalitonären Kurs des geschäftsführenden ÖGB-Präsidenten Hundstorfer als Rückfall in "schlechte alte Zeiten"
"Die Chance auf eine grundlegend neue organisatorische Ausrichtung des ÖGB, die diesen auch tatsächlich auf die Herausforderung der modernen Arbeitswelt einstellt, scheint leider vertan," kommentiert Markus Koza, Vertreter der Unabhängigen GewerkschafterInnen (UG) im ÖGB-Bundesvorstand Hundstorfers Aussagen in der heutigen ORF-Pressestunde, in der dieser das Blöcke-Modell und starke Einzelgewerkschaften im Verhältnis zum Dach ÖGB verteidigt hat. "Das Einzelgewerkschaftsmodell geht an den gesellschaftlichen Realitäten mehr und mehr vorbei, ist ein Modell der Nachkriegszeit. Wenn heute ArbeitnehmerInnen über Branchen hinweg ihre Arbeit wechseln, wenn ArbeitnehmerInnen nicht mehr einen durchgängigen Erwerbsverlauf in einem Normalarbeitsverhältnis aufweisen, einmal atypisch, einmal 'normal' beschäftigt sind, ist auch keine Identität mehr mit 'ihrer' Gewerkschaft gegeben," so Koza weiter. "Die Herausforderungen der Zukunft der Gewerkschaftsbewegung heißen Kampf gegen die Prekarisierung, starke Vertretung auf europäischer und internationaler Ebene, Vertretung und Organisation bisher vernachlässigter Gruppen, Schlagkraft und Organsierung von Solidaritäten über die ArbeitnehmerInnengruppen hiweg. Dem wirkt das Modell untereinander um Mitglieder konkurrenzierender Einzelgewerkschaften, die das alles nicht alleine leisten können und diamentral entgegen."
Die Ankündigungen Hundstorfers, Mitgliederdemokratie stärken zu wollen wird von den Unabhängigen GewerkschafterInnen begrüßt, die UG warnt jedoch vor Scheinreformen: "Vor allem müssen auch die Einzelgewerkschaften umfassend demokratisiert und dort Minderheitenund Mitgliederrechte gestärkt werden." Koza erinnert in diesem Zusammenhang an die GöD, in der die UG, die bei den letzten Wahlen im öffentlichen Dienst 10 % der Stimmen erhalten hatte, nach wie vor nicht als Fraktion anerkannt ist.
Scharfe Kritik kommt von den Unabhängigen GewerkschafterInnen an der großkoalitionären Orientierung Hundstorfers: "Da zeichnet sich ein Rückfall in schlechte alten Zeiten großkoalitonärer Selbstzufriedenheit und ausgeprägter Konfliktunfreudigkeit ab. Großkoalitonäre Bekenntnisse kann sich der ÖGB-Präsident sparen. Der ÖGB ist nicht verlängerter Arm einer Regierung, noch einer Partei, sondern muss überparteilich und eigenständig die Interessen der ArbeitnehmerInnen konsequent vertreten, egal, wer gerade an der Regierung ist. Ein 'ÖGB neu', der wieder in alter Fahrwasser gerät wird einmal mehr an Glaubwürdigkeit und Mitglieder verlieren. Der ÖGB ist weder SPÖ noch ÖVP und verhandelt auch keine Koalition, das sollte auch Hundstorfer endlich zur Kenntnis nehmen," schließt Koza. |