Die Eurofighter kommen aber voraussichtlich für weniger
Geld. Der größte innerkoalitionäre Streitfall scheint demnächst durch einen
Kompromiß gelöst zu werden. Das lässt der Inhalt des Montag veröffentlichten
Gutachtens des Zivilrechtsexperten Helmut Koziol über die größte
Rüstungsbeschaffung der Zweiten Republik erwarten.
Koziol sieht nach Prüfung aller Klauseln und Szenarien keine
Möglichkeit, zum Nulltarif aus dem von der ÖVP-FPÖ-Regierung im Jahre 2002 unterzeichneten
Abfangjäger-Vertrag auszusteigen. Auch der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz
hat sich als Vorsitzender eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses
vergeblich bemüht, Beweise für die Hinfälligkeit des Vertrages zu finden. Zwar
wurden zahllose Merkwürdigkeiten, Ungereimtheiten und suspekte Geldflüsse
aufgedeckt, doch reicht das nach Ansicht von Koziol nicht aus, um sich ohne
Risiko aus der Affaire zu ziehen. Ein jahrelanger und komplizierter Rechtsstreit
sollte vermieden werden. "Meines Erachtens ist eine Situation gegeben, die am
sinnvollsten durch einen Vergleich zu bereinigen ist", so Koziol gestern in
einer Pressekonferenz. Er sieht "ausreichende Gründe, um Eurofighter an den
Verhandlungstisch zu bringen und zu einem Vergleich zu bewegen".
Das ist die Lösung, die Verteidigungsminister Norbert
Darabos, SPÖ, seit Monaten beharrlich verfolgt. Er stützte sich dabei im
wesentlichen auf die Erkenntnisse aus dem U-Ausschuß. Eurofighter ließ sich die
Geschäftsanbahnung einiges kosten: vom Sponsoring eines Bundesheer-Golfturniers
bis zu dicken Beraterverträgen für parteinahe Unternehmer. Erwiesen ist unter
anderem, dass der Eurofighter-Lobbyist Erhard Steininger die Firma der Ehefrau
seines Freundes Erich Wolf mit einer Finanzspritze von 87.000 Euro vor dem
Bankrott bewahrte. Der Luftwaffengeneral Wolf war damals Mitglied einer
Bewertungskommission im Bundesheer und fiel dort als einer der eifrigsten
Verfechter der Eurofighter-Variante auf. Um einen Verstoß gegen die
Schmiergeldklausel geltend zu machen, müsse man allerdings nachweisen, dass
Steininger damals im Namen der Eurofighter GmbH gehandelt habe, warnt der
Jurist. Das wird aber von beiden Seiten bestritten und ist schwer nachweisbar. In den vergangenen Tagen hat die SPÖ bereits Informationen
lanciert, man würde statt 18 nur 14 oder 15 Jets kaufen und auf einigen
technischen Schnickschnack verzichten, um rund 400 Millionen Euro einzusparen.
Ob die ÖVP, die das Geschäft zu verantworten hat, mitmacht, ist aber noch
unklar. Darabos meinte, die Gespräche mit dem Koalitionspartner seien härter,
als die mit Eurofighter. Zuletzt berief sich Vizekanzler Wilhelm Molterer auf
ein Gutachten von Bundesheeroffizieren, wonach mit reduzierter Stückzahl die
lückenlose Luftraumüberwachung nur untertags während der Bürostunden zu
gewährleisten sei. Allerdings wird Österreich derzeit von nur zwölf geliehenen F-15-Fliegern
aus der Schweiz beschützt, ohne dass der Ausnahmezustand herrscht. Peter Pilz
ist überzeugt, dass das Land mit neun Fliegern das Auslangen finden würde. Er
arbeitet bereits am Abschlußbericht des Untersuchungsausschusses, mit dem er
der SPÖ zusätzliche Munition liefern will. Daß die Erkenntnisse aus sechs
Monaten Ausschußarbeit auch anders interpretiert werden können, beweist die
ÖVP. Sie will einen eigenen Endbericht vorlegen.
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