In einem offenen Brief an den ORF fordert Markus Distelberger von der Arbeitsgemeinschaft 7Generationen mehr Ausgewogenheit bei der Berichterstattung über den Konflikt Israel-Palästinenser. Die Gegenstimmen zu den offiziellen Verlautbarungen sollen gehört werden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
als ein von vielen ihrer sehr informativen und journalistisch qualitativen Sendungen begeisterter Ö1- Hörer schmerzt es mich besonders, in den normalen Nachrichtensendungen eine Art der Berichterstattung über die Gewaltanwendung der israelischen Besatzungsmacht gegenüber der palästinenschischen Bevölkerung zu bekommen, die regelmäßig die Begründungen für die Gewalt durch die israelische Seite nicht aber die Sichtweise der palästinensischen Seite in der gleichen Weise bringt.
Warum kommen nicht zumindest auch die Stimmen der innerisraelischen Opposition gegen die Besatzung zu Wort?
Uri Avnery, Gideon Levy, Amira Haas (Hass), um einige der bekannteren israelischen oppositionellen Journalisten zu nennen.
In Ihren Nachrichten werden immer die Fakten gebracht, z. B. "die israelische Armee drang in den Gaza-Streifen ein und tötete so und soviele Palästinenser ......, dann folgt meistens eine Begründung, die offensichtlich die offizielle Info des zuständigen israelischen Mediendienstes wiedergibt (wie z.B. es handle sich um mutmaßliche Terroristen od. ähnlich, die .........) Ich finde sowas unerträglich, eines staatlichen Medienunternehmens eines demokratischen Staates mit einem öffentlichrechtlichen Auftrag zu objektiver Information unwürdig und diesen Auftrag verletzend.
Für den Fall, daß Sie vielleicht Sorge haben, eine kritischere Berichterstattung über Israel würde von manchen als Antisemitismus gebrandmarkt werden, möchte ich Sie darauf hinweisen, daß es sich bei den oben genannten israelischen Journalisten durchwegs um Menschen handelt, die vom Holocaust zum Teil selbst oder durch ihre Eltern betroffen waren, selber sehr loyal zum Staat Israel stehen und gerade deswegen dazu auffordern, daß die exzessive Gewaltanwendung Israels gegenüber den Palästinensern und die Verweigerung eines wirklichen Dialoges als Problem international wahrgenommen werden möge. Da ein Friede nicht auf Verleugnung und Verschweigen aufgebaut werden kann, sehen sie in der objektiven Information über die Verhältnisse in Palästina einen wesentlichen Beitrag zum Frieden.
Es würde mich sehr freuen, wenn der ORF in seiner Berichterstattung durch entsprechende Objektivität dazu seinen Beitrag leisten würde. Natürlich schließt dies auch eine entsprechende differenzierte kritische Berichterstattung über die palästinensische Seite mit vielen Gewalt verherrlichenden und lebensverachtenden Bewegungen mit ein.
Ich bitte um Ihre Stellungnahme und um Information, von wem diese meine Beschwerde und in welcher Weise behandelt wurde.
