Bedroht der Klimawandel die indigenen Völker der Arktis ohnehin massiv, so stehen viele der 400.00 Ureinwohner aufgrund des einsetzenden Runs auf die Bodenschätze der Arktis nun buchstäblich vor dem Aus. Zu diesem
erschreckenden Fazit kommt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
in einem 105 Seiten umfassenden Menschenrechtsreport, den die Menschenrechtsorganisation am vergangenen Donnerstag auf einer
Pressekonferenz mit dem Polarforscher Arved Fuchs sowie Betroffenen aus der Arktis in Hamburg vorgestellt hat.
Deutschland, das im Januar 2007 den Vorsitz der G 8-Staaten übernimmt, müsse sicherstellen, dass die reichsten Industrienationen der Welt grundlegende Menschenrechte indigener Völker der Arktis beachten, forderte die GfbV. Ihr Recht auf Nahrung und sauberes Wasser, auf Beachtung ihrer traditionellen Kultur und ihrer Landrechte dürfe nicht länger verletzt werden. Auch müssten Ureinwohner an allen Entscheidungen, die sie betreffen, angemessen beteiligt werden.
In dem Report dokumentiert die GfbV, wie Erdöl- und Erdgaskonzerne sowie Bergbau-Unternehmen im gesamten Polargebiet die Rechte indigener Völker mit Füßen treten. In den vergangenen Monaten habe ein beispielloser Run auf die Ressourcen in der Arktis und Subarktis eingesetzt. So stünden alle führenden internationalen Energiekonzerne in der Barentssee förmlich "Schlange", um von der Ausbeutung der Bodenschätze zu profitieren. Auch im Norden und Osten Sibiriens bedrohe die Ausplünderung der Öl- und Erdgasreserven akut das Überleben der Ureinwohner. Deutschland sei besonders in der Pflicht, weil ein Großteil seines Erdgases auf dem Land indigener Völker in Sibirien gefördert werde. Daher müsse Deutschland sicherstellen, dass dabei auch deren Rechte beachtet werden.
Umfassend werden die vielfältigen ökologischen, gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und militärischen Folgen der Plünderung für die Inuit, Sámi, Itelmenen, Nenzen und anderen Ureinwohner der Arktis in dem GfbV-Report dargelegt. So warnt die Menschenrechts- organisation angesichts einer stetigen militärischen Aufrüstung der Arktis und einer wachsenden Zahl von Gebietsstreitigkeiten vor neuen Konflikten um Ressourcen im Polargebiet. Teile der Arktis entwickelten sich mit ihren gigantischen Atommülldeponien immer mehr zu Atomkloaken mit unabsehbaren Folgen für die Urbevölkerung. Ein schwimmendes Atomkraftwerk, das in Russland im Bau sei, zeige, dass sich die atomare Bedrohung der Arktis längst nicht nur auf die unsachgemäße Lagerung von Atommüll beschränke.
Der Klimawandel beinträchtige auch die Gesundheit der indigenen Völker stark. So sei der Arktische Ozean inzwischen so weit verschmutzt, dass es für die Ureinwohner gefährlich geworden sei, rohen Fisch zu essen, was sie früher ohne Bedenken tun konnten. Muttermilch sei von Giftstoffen so sehr belastet, dass Inuit - Frauen in Grönland bereits abgeraten werde, ihre Kinder zu stillen. In unmittelbarer Umgebung von Förderstätten lebende Menschen würden verseuchtes Wasser und vergifteten Fisch zu sich nehmen und mit Schadstoffen belastete Luft einatmen. Dies führe zu Atem- und Krebserkrankungen, stellte die GfbV in dem Report fest. |