Jahrestag der Privatisierung Iraks |
Geschrieben von Foodfirst/akin | |
Dienstag, 20. März 2007 | |
Vor vier Jahren begann nicht nur die Invasion der USA im Irak. Man begeht den Jahrestag der Privatisierung des Landes. Unter der US-Verwaltung wurde das Land in beispielloser Weise den großen Konzernen ausgeliefert, die Nahrungssouveränität zerstört, die Landwirtschaft in Abhängigkeit gedrängt. Heute ist der 4.Jahrestag der Besetzung des Irak, oder, genauer gesagt, der Besetzung und Privatisierung des Irak. Unter Saddam Husseins Baath-Partei waren die meisten Bodenschaetze, Ressourcen und Dienstleistungen wie Oel, Wasser, Landwirtschaft und Banken verstaatlicht. Nicht-arabischen Auslaendern war der Besitz und die Investition in irakischen Unternehmen verboten. Das alles hat sich geaendert seit 2003. Als die Provisorische Regierung nach der Invasion unter der Leitung von Paul Bremer ihre Arbeit aufnahm, wurden die Gesetze umgeschrieben und "100 Anordnungen" herausgegeben, um den Irak in eine Marktwirtschaft umzuwandelt. Eine der hinterhaeltigsten Anordnungen Bremers ist die mit der Nr. 81, die den Schutz der Pflanzenverschiedenheit behandelt. Das bedeutet, dass von irakischen Bauern verlangt wird, sie sollten "geschuetztes" oder patentiertes Saatgut von Agromultis wie Monsanto und Syngenta kaufen. Den Bauern ist nicht erlaubt, lokale Varietaeten von Gerste oder Datteln anzubauen, wie sie es seit tausenden von Jahren tun, weil sie die Vertraege der Konzerne unterschreiben muessen. Im Jahr 2004 erhielt die Beratungsfirma BearingPoint einen 250-Millionen-Dollar-Vertrag von USAID, um die irakische Landwirtschaft zu privatisieren. Eines der wichtigsten Ziele dieser Firma ist es "neue Marktpotentiale mit neuen Produkten wie hochwertigen Fruechten, Gemuesen, Blumen und Samen zu entwickeln". Die Landwirtschaft im Irak gehteiner aehnlichen Zukunft entgegen wie die Bananen Republiken in Mittelamerika. Monsanto, BearingPoint und Cargill, um nur einige Konzerne zu nennen, spielen heute die Rolle der United Fruit Company. Wenn BearingPoint von "hochwertigen Fruechten und Gemuesen etc." spricht, meinen sie Luxus-Fruechte, die als Monokulturen im Sueden fuer den Norden angebaut werden und nicht die traditionellen landwirtschaftlichen Produkte, die der Bevoelkerung zugute kommen. Monokulturen betreffen nicht nur die Landwirtschaft sondern auch die Wasserwirtschaft. Seit mehr als 5.000 Jahren betreiben die Bewohner des suedlichen Marschlandes ein integriertes Agro-Oekosystem mit Fischerei, Zucht von Wasserbueffeln, Landwirtschaft und der Konstruktion von kuenstlichen Inseln aus Schilf und Papyrus. In den 1990er Jahren wurde das Marschland trockengelegt als Vergeltung der Ba’ath-Partei fuer die Aufstaende der Shi’a waehrend des Iran-Irak-Krieges. Seit der Invasion 2003 waren USAID und Konzerne wie Bechtel an der Wiederbewaesserung des Marschlandes interessiert. Sie sind nicht so sehr interessiert daran, dass die Bewohner des Marschlandes ordentliche Lebensbedingungen haben, sondern an der Entwicklung von grossen Fischfarmen, besonders fuer Tilapia, nach dem in Europa grosse Nachfrage herrscht. (People Putting Food First, Nr. 89 / Ue&bearb.: akin) |
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