"Geht's was hackeln!" |
Geschrieben von Bernhard Redl | |
Mittwoch, 10. Januar 2007 | |
Nach den Protesten der Studierenden hält man in der SPÖ die Lösung Sozialarbeit gegen Studiengebühren doch nicht mehr für eine brilliante Idee. Doch mit seinem Ansinnen, die sache neu zu verhandeln, stieß SP-Klubchef Cap bei ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka auf taube Ohren. Offenbar geht es der ÖVP nicht ums Geld, sondern vielmehr um die Disziplinierung jener Schichten, die im Weltbild der ÖVP auf der Uni nichts verloren haben. Wie war das nochmal mit den Studiengebühren? Die SPÖ wollte sie abschaffen. Nunja, war wohl nix. Aber warum sind der ÖVP die Gebühren gar so wichtig? Argumentiert wurden sie ja als Beitrag zum Bildungsbudget. Für ganz Blöde gab es auch noch das Argument, die Studierenden würden die Lehre viel mehr schätzen lernen, wenn sie dafür zahlen müßten. Wenn man sich die jetzigen Pläne aber anschaut, wird sehr viel klarer, worum es der ÖVP wirklich geht. Ein Modell, das Studiengebühren für diejenigen aufhebt, die entweder in kürzester Zeit fertigwerden oder aber Fronarbeit leisten - zu einem Stundenlohn, der sich aus den abzuarbeitenden Gebühren errechnet und niedriger ist als die meisten klassischen Studentenjobs. Damit ist der Applaus des “gesunden Volksempfindens” sicher: “Die Studenten sollen was hackeln!” Die Kinder aus besserem Hause, die sich nicht um ihren eigenen Unterhalt kümmern müssen und daher auch die Möglichkeit haben, sich auf ihr Studium zu konzentrieren, will die Regierung aber eventuell (ganz klar ist das Modell ja immer noch nicht) die Gebühren ersparen, wenn sie sich tatsächlich links und rechts nicht umschauen - so produziert man eine Elite aus Fachidioten, die die Standesdünkel ihrer Eltern fortsetzen. Eine Rebellion gegen die Eltern, ein notwendiger Generationenkonflikt? - vergeßt es, potentielle Akademiker, das könnt ihr euch nicht leisten, wenn ihr So erhält man eine “geistige Elite”, die funktioniert und das althergebrachte Gesellschaftsmodell tradiert oder allerhöchstens für eine sich - trotzigerweise doch noch - wandelnde Gesellschaft adaptiert. Da baut man eine Schar von Schullehrern, Uniprofessoren, Primarärzten, Richtern und Politikern auf, die dafür sorgen, daß auch in Zukunft Österreich Österreich bleibt. “Ganzheitliches Denken”, “Interdisziplinäre Forschung”, “Schauen über den Tellerrand” etcetera ist gut für Sonntagsreden - in Wirklichkeit ist sowas unerwünscht. Zweiter Bildungsweg, Studium als Erweiterung des Horizonts? Vielleicht sogar in der Pension? Zu was brauch ma des? Der Zweck der Studiengebühren ist also rein Disziplinierung - denn bei allem Neoliberalismus ist die ÖVP vor allem eines: Eine Partei mit einer Grundhaltung, die sich seit Kaisers Zeiten nicht geändert hat. Schüssel verzichtet auf gar nichts, was er für gut hält, aber lieber würde er die Weisheiten der Chicago-Boys vergessen als sein antirepublikanisches Weltbild. Gott erhalte! |
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