Den Dung des Nilkrokodils verordneten die alten Ägypter
ihren Frauen zur vaginalen Applikation. Aristoteles empfahl den Kretern Sex
unter Männern. König Minos benützte um 1200 v. Chr. eine Fischblase, Casanova
schwor auf Baumwollbällchen, für den Papst gibt es nur Enthaltsamkeit.
Familienplanung ist so alt wie die Zivilisation und hatte immer Gegner wie
Befürworter. Vor allem, wenn es um Schwangerschaftsunterbrechung geht, scheiden
sich die Geister.
Weil die jungen Menschen trotz 40 Jahren sexueller Revolution
immer noch erschreckend wenig über die menschliche Reproduktion wissen, hat der
Wiener Gynäkologe Christian Fiala gegenüber seiner eigenen Praxis ein Museum
für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch eingerichtet, das seit 16.März für
die interessierte Öffentlichkeit zugänglich ist. Obwohl die Abtreibung bis zur
12. Woche in Österreich seit 1975 erlaubt ist, greifen immer noch viele Frauen
zu abenteuerlichen Methoden, um sich von der ungewollten Leibesfrucht zu
trennen. Das belegt eine beeindruckende Sammlung von Alltagsgegenständen, die
der Frauenarzt aus dem Unterleib seiner Patientinnen befördern musste.
Die Krokodilsstuhlprobe in der Phiole stammt nicht aus dem
19. vorchristlichen Jahrhundert, wie der Papyrus Petri, wo das effiziente
Spermatozid neben Honig gepriesen wird. Die gefriergetrockneten
Reptilienausscheidungen sind eine Spende des Tiergartens Schönbrunn. Doch sonst
sind die ausgestellten Artefakte größtenteils Originale, wie Susanne Krejsa,
die Kuratorin der Sammlung, versichert. Da gibt es an Samoware erinnernde
Scheidenspülgeräte und klistierähnliche Scheidenbläser für danach, Kondome aus
Fischblasen, Schwämmchen, Kupferspiralen in jeder nur vorstellbaren Form und
natürlich Pillen aus der Früh- und Jetztzeit für die Vorbeugung. Dazu jede
Menge an Texten, Videos und die Magnetresonanztomographie eines
Geschlechtsverkehrs als perpetuum mobile – eher unerotisch.
Nicht im Original zu sehen ist der südafrikanische
Krallenfrosch der in den 1940er Jahren von einem brasilianischen
Wissenschaftler als zuverlässiger Träger für Schwangerschaftstests entdeckt wurde. Den Amphibien wurde der
Morgenurin von Frauen unter die Haut gespritzt. War die Frau schwanger,
entwickelte das Froschmännchen binnen drei Stunden frisches Sperma. Obwohl
dieses Verfahren bis Mitte der 1960er Jahre weltweit praktiziert wurde,
erinnert sich heute kaum mehr jemand daran. Frau Krejsa sieht die Aufgabe des Museums auch
darin, solche Erfahrungen vor dem Vergessen zu bewahren.
Finanziert wurde die Sammlung größtenteils aus der
Hinterlassenschaft von Fialas Vater. Von Parteien oder Firmen wollte man nicht
abhängig sein. Eine weise Entscheidung: kaum war das Museum eröffnet, meldete
sich die Wiener ÖVP zu Wort. Man brauche kein Tötungsmuseum. Auf
Protestaktionen muß man sich einstellen. Josef Preßlmayer, Kurator des
"Ersten Europäischen Lebensschutz-Museums", tobt auf einer
christlich-fundamentalistischen Website, "daß eine Privatschule der Erzdiözese
Wien dem Kinderschlachthof des Lohnschlächters Fiala einen Besuch
abstattet". In Wahrheit ist dem Schwangerschaftsabbruch der kleinere
Teil der Sammlung gewidmet. Außer dem wenig einladenden Küchentisch einer
Wiener Engelmacherin und den Geräten für eine professionelle Kürettage werden
vor allem Berichte über Strafverfahren gegen Abtreibungsärzte- oder
praktikerinnen und deren Klientinnen sowie erschreckende Statistiken über die
tödlichen Folgen illegaler Eingriffe ausgestellt. Dokumente über den Feldzug
der Feministinnen gegen das Abtreibungsverbot ergänzen die Schau. In Österreich
ging es relativ schnell und schmerzlos, weil die Initiative von der
Reformregierung Bruno Kreiskys und der ersten Frauenministerin Johanna Dohnal
getragen wurde. In Deutschland dauerte der Kampf gegen den § 218 des
Reichsstrafgesetzes von 1871 bis zum Jahr des Mauerfalls 1989. www.muvs.at
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