Thomas Schmidinger, bekannt für seinen menschenrechtlichen Einsatz im Irak, und Dunja Larise, aus Sarajewo stammende Islam-Expertin, beide Politikwissenschafter an der Universität Wien, haben ein Standardwerk herausgegeben, das für jeden unentbehrlich ist, der sich ernsthaft mit dem politischen Islam beschäftigen will.
Zwischen Gottesstaat und Demokratie Handbuch des politischen Islam Von Thomas Schmidinger und Dunja Larise Deuticke, Wien 2008-11-23
Breiten Raum findet mit gutem Grund die Geschichte der Muslimbruderschaft, 1928 in Ägypten gegründet und ideologische Urheberin der Hamas und des sudanischen Militärregimes, aber auch (zumindest) Ideengeberin aktueller Gruppierungen in Österreich.
In den 30er-Jahren organisierten sie in Ägypten den Boykott jüdischer Geschäfte, 1942 unterstützten sie Rommels Afrikakorps durch Terroranschläge. Einer ihrer Führer, Sayyid Qutb, schrieb ein Buch mit dem Titel „Unser Kampf mit den Juden“, das heute als Schlüsselwerk des islamischen Antisemitismus dient. Präsident Nasser (der den Ideen der Bruderschaft zunächst aufgeschlossen war) ließ ihn 1966 hängen.
Mittlerweile fassten sie auch in Europa Fuß. Und bedienten sich arbeitsteiliger Taktiken der Unterwanderung und Täuschung. Hani Ramadan, Leiter des Islamischen Zentrums in Genf, bezeichnete in einem Interview für „Le Monde“ 2002 die Steinigung bei Ehebruch als göttliches Gesetz, während sich sein Bruder Tariq Ramadan als angeblich gemäßigter Reformer und Vertreter eines „Euro-Islam“ aufführt – was sich darin äußern soll, daß er den Vollzug von Steinigungen eine Zeitlang aussetzen will...
Tariq leugnet auch strikt, Mitglied der Muslimbruderschaft zu sein. Hani Ramadan zufolge sind die beiden Brüder jedoch „zwei Seiten derselben Medaille“.
Jeden Zusammenhang mit den Muslimbrüdern weist auch Tarafa Baghajati von der „Initiative Muslimischer ÖsterreicherInnen“ von sich, dessen Konflikt mit Asyl in Not das Buch ebenfalls streift.
Baghajati hatte unsere islamkritischen Aussendungen zum Anlaß genommen, einzelne Vorstandsmitglieder von Asyl in Not anzuschreiben und zur Distanzierung von Michael Genner aufzufordern, war aber abgeblitzt.
Michael Genner fand sich sodann (ebenso wie Thomas Schmidinger, Henryk Broder, der jüdische Journalist Karl Pfeifer und Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes) auf einer schwarzen Liste („Handzettel“) finsterer Feinde des Islam wieder, die eine Zeit lang auf der Homepage www.islamophobia.at erschien. Was ihn aber genauso wenig beeindruckt wie der Geifer mancher Leute, die mit einer verblichenen Polizeiministerin sympathisieren.
Der Inhaber dieser Homepage, ein gewisser Amir Zaidan, schrieb auch eine „Einführung in die Scharia“ und widmete dem „Abfall vom Glauben“ (in vielen islamischen Ländern mit dem Tod bestraft) breiten Raum.
Abfall vom Glauben ist in seinen Augen schon jede „unangebrachte Toleranz oder übertriebene Rücksichtnahme“ gegenüber dem Unglauben, ja sogar das „freiwillige Verweilen in der Gesellschaft von Nicht-Muslimen, die die Zeichen Allahs verspotten“.
Unsere heimischen Inquisitoren, die Österreich in der Gegenreformation nach einer kurzen Zeit des „Glaubensabfalls“ mit Feuer und Schwert „katholisch machten“, hätten – Halbmond durch Kreuz ersetzt – mit solcherart Gedankengut ihre Freude gehabt.
So weit in Kürze. Das Buch ist lesenswert. Erhältlich ist es nicht bei uns, sondern im Buchhandel.
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