Samstag, 24. Januar 2009
 
Chile: Polizei ermordet Mapuche-Studenten PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von púlsar   
Donnerstag, 17. Januar 2008

Die Mapuches – indianische Ureinwohner Chiles – wurden schon lange auf die Gebiet im Süden des Landes zurückgedrängt. Auch dort kommt es aber immer wieder zu Landkonflikten. Zu Jahresbeginn wurde dabei ein junger Mapuche erschossen.




Beamte der chilenischen Polizei haben am 3. Januar Matías Catrileo Quezada, Mapuche, Student und Mitglied des Koordinationskreises Arauco Malleco ermordet.

Der Vorfall ereignete sich, als die Polizisten gewaltsam gegen die Besetzung einer Finca in der Gemeinde Vilcún in der Region Araucanía vorgingen. Matías Catrileo Quezada wurde ermordet, als er gerade in einem Redebeitrag die Ansprüche der Mapuches auf ein Stück Land unterstrich, das sich in den Händen des Unternehmers Jorge Luchsinger befindet. Während Quezada sprach, eröffneten Polizisten das Feuer und töteten den jungen Mapuche durch Schüsse in den Rücken.

Die anwesenden Mapuches nahmen kurz darauf den Leichnam des jungen Studenten mit sich in die Berge, weil sie fürchteten, dass die Polizei bei einer Autopsie die Spuren verwischen und manipulieren würde. Erst nach langwierigen Vermittlungsbemühungen eines katholischen Bischofs ließen sich die Mapuches darauf ein, den Körper des Erschossenen den Behörden von Temuco zu übergeben.

"Wir sind friedlich auf das Gelände vorgedrungen. Während wir dort entlang liefen, begannen die Grenzpolizisten aus Maschinengewehren auf uns zu schießen, ein Bruder von uns fand den Tod. Wir wollten den Konflikt offen klären, aber sie fingen an, auf uns zu schießen", erklärte ein Sprecher der Mapuche-Organisation Coordinadora Arauco Malleco.

Einen Tag später, am Freitag, den 4. Januar, verurteilte die Mapuche-Organisation „Rat der Länder“ (Consejo de Todas las Tierras) die Ermordung von Matías Quezada, Mitglied ihrer Gemeinde. Die Tat stelle eine Verletzung des Rechts auf Leben vor dem Hintergrund der Verteidigung der angestammten indigenen Gebiete dar. Die Organisation verwies darauf, dass es sich um Repression und institutionelle Gewalt des chilenischen Staates handele, dessen vier Regierungen nach dem Abtreten der Pinochet-Diktatur die legitimen Forderungen nach der Verwirklichung des Rechts auf Zurückgewinnung des Territoriums nicht anerkennen würden.

Der Mapuche-Rat rief alle Mapuche-Gemeinden dazu auf, die "Organisierung und den Kampf für die Anerkennung der indigenen Rechte", das Land und die Selbstbestimmung zu vertiefen.

Das Observatorium der Rechte der Indigenen Völker Chiles (El Observatorio de Derechos de Pueblos Indígenas de Chile) verurteilte, dass Grenzpolizisten nach der Ermordung von Matías Catrileo Quezada ohne richterliche Genehmigung gewalttätig die Häuser von Mapuche-Familien in der Region Araucanía durchsuchten, dabei Einrichtungsgegenstände und Felder beschädigten und mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen die Familien vorgingen.

Wenige Tage später protestieren Menschenrechtsgruppen und Angehörige des jungen Studenten gegen die Ernennung des Militärstaatsanwaltes José Pinto Aparicio zum Leiter der Untersuchungskommission für den Fall. Der ordnete die Verhaftung des Beamten Walter Ramírez an, den er beschuldigt, die Schüsse auf Catrileo Quezada abgegeben zu haben.

Pinto Aparicio hat als Staatsanwalt an der Untersuchung teilgenommen, in deren Verlauf der Polizeimajor Marco Aurelio Treuer freigesprochen wurde. Treuer wird von den Gemeinden der Mapuche beschuldigt, der Mörder von Alex Lemún zu sein. Alex Lemún wurde 2002 durch Schüsse tödlich verletzt, als er an einer Landbesetzung in Ercilla teilnahm, mit der die Mapuches Land zurückforderten, das sie als ihres ansehen.

Die Versammlung der Familienangehörigen von Verschwundenen und ehemaligen politischen Gefangenen (Agrupaciones de Familiares de Detenidos Desaparecidos y de ex Presos Políticos) sowie das Sekretariat für Menschenrechte der Sozialistischen Partei ermahnten in einem Brief an den Obersten Gerichtshof, dass sich Instanzen der Zivilgerichtsbarkeit um die Aufklärung des Falls bemühen sollten.

Auch die Mapuche-Organisation Rat der Länder nahm Bezug auf den Fall Lemún: "Auf dass sich nicht wiederholt, was im Fall Alex Lemúns passiert ist, eine ähnliche Situation, in der die Polizei, die Behörden, die Regierung und die Judikative die Aufklärung des Falls torpedierten und jegliche Bestrafungen vermieden."


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