FriedensaktivistInnen beschäftigten sich am 4. und 5. Februar in Salzburg im Rahmen der Tagung “friedensimpulse 2007” mit der Frage nach den Potentialen gewaltfreier Konfliktlösungsansätze angesichts der Wut, Trauer, Angst, sowie dem Anstieg gegenseitigen Misstrauens vor dem Hintergrund einer Politik, die sich an Machtgewinn und Machterhalt orientiert.
Eine Perspektive der Friedensarbeit aus palästinensischer Sichtweise wurde von Noah Salameh (Center for Conflict Resolution & Reconciliation) eingebracht, Eugene Sensenig vermittelte den TeilnehmerInnen die Situation im Libanon. AktivistInnen aus anderen Ländern informierten über ihre Friedensprojekte, über ihre Zusammenarbeit mit Menschen, die aus einer Situation der Gewalt heraus das Engagement entwickelt haben, Gewaltfreiheit zu leben und diese Überzeugung auch aktiv zu vermitteln.
Noah Salameh formulierte etwa (frei übersetzt), dass zur Zeit die bisher schlimmste Situation in Palästina existiert, dass der interne Konflikt zwischen Hamas und Fatah eskaliert, dass sich die Besetzung am bislang aggressivsten Stand bewegt, dass das Leben in den besetzten Gebieten hoffnungslos erscheint, dass alleine in der Westbank etwa 530 Checkpoints installiert sind, dass das Wasser von Betlehem nach Jerusalem gepumpt wird, dass die fehlende Anerkennung der Wahlergebnisse internationale Isolation bewirkt und damit die Hoffnung auf “Hilfe von Außen” schwindet.
Eugene Sensenig reflektierte, dass seine Erkenntnisse im Libanon auf seinen Erfahrungen mit asylsuchenden Menschen aus dem ”BürgerInnenkrieg” im ehemaligen Jugoslawien basieren. Während es im Libanon einerseits viele in ihrer ethnischen Ausrichtung unterschiedliche Gruppen gibt, (Schiiten, Sunniten, Maroniten, Drusen, Christen) haben viele Nationen andererseits Interessen im Libanon: Iran, Syrien, Israel. Für NGO’s ist es “sexy” in der Region zu intervenieren, viel Geld fließt von internationalen Organisationen in die Regionen, ohne jedoch an die konkreten Interessen der dort lebenden Menschen anzuknüpfen. Menschen jüdischer Herkunft betonten, dass es kein Zufall sei, dass gerade jene Regionen in Europa, die vom Holocaust auf TäterInnenseite konfrontiert sind, ein verstärktes ambivalentes Interesse gerade an diesem Konflikt haben.
Betont wurde, dass es sich um einen Konflikt handelt, dessen Prämissen nicht von vorneherein religiös zu begründen sind, sondern um einen Konflikt, der von ökonomischen Interessen geleitet wird. Die Anliegen der Menschen sind im Libanon wie in Palästina jene nach Leben und Überleben: Versorgung mit Wasser, Elektrizität und existenzermöglichender Arbeit. Noah Salameh betonte, dass friedensbewegte Menschen Projekte entwickeln und umsetzen wollen, die Frieden schaffen, im Bewusstsein dessen, dass es BesetzerInnen und Besetzte gibt, im Bewusstsein dessen, dass es notwendig ist, die Ungleichheit aller beteiligten Konfliktparteien zu verstehen.
Die Friedensimpulse sind ein neuer Beginn, um Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, um Menschen ein gemeinsames Handeln zu ermöglichen. Die Arbeitsgruppe, die sich hier getroffen hat, freut sich über jede weitere Anregung, über alle, die sich angesprochen fühlen, sich an einer weiteren Diskussion zu beteiligen; freut sich über Interesse, ein Friedensprojekt mitzugestalten: mail: arge-wdv{AT]gmx.net; 0699/12115985: ruf an oder melde Dich! So ernsthaft wie unkompliziert haben sich Menschen nach einem typischen Graswurzelansatz auf den Weg gemacht: Misch dich einfach ein!!!
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