Seltener wählen ist geil |
Geschrieben von Bernhard Redl | |
Dienstag, 29. Mai 2007 | |
Seltener wählen ist geil - Es gibt schon zuviel Demokratie im Land. Meint die Regierung. Die Initiative Demokratie mein hingegen, "Vier Jahre sind genug". Daß die Verlängerung der Legislaturperiode im Wahlkampf kein Thema war, ist symptomatisch für das Vorgehen der Parteien in seltener Einigkeit. ”Speed kills!” Das war im Jahr 2000 das Motto der schwarzblauen Regierung. Die jetzige Regierung verhält sich ähnlich – vor allem, wenn man ihre Verfassungspläne ansieht. Und das Beste daran: Diese Regierung verfügt über eine Verfassungsmehrheit im Nationalrat und kann damit schalten und walten wie sie will. So liegt seit 2.Mai die Regierungsvorlage zur Verlängerung der Gesetzgebungsperiode beim Verfassungsausschuß, vom Plenum des Nationalrats soll das Ganze noch vor dem Sommer beschlossen werden. Eine Miteinbeziehung des Bundesvolkes, von dem laut Verfassung ”alles Recht ausgeht” in diesem Staat, in der Frage, ob es statt aller vier nur mehr alle fünf Jahre die Zusammensetzung des Nationalrats bestimmen darf, ist natürlich nicht angedacht. Schließlich werden dank dieser Verfassungsänderung in der Zukunft diese Vergessensperioden noch länger sein können. Natürlich gilt der alte Spruch: ”Wenn Wahlen etwas verändern könnten, wären sie längst verboten!” Beispielsweise gab es seit 1986 nur Regierungen, in denen die ÖVP den Ton angab – unabhängig vom Wahlergebnis. Aber selbst wenn die SPÖ auch einmal Einfluß auf die Politik hatte, war sie ja doch nur eine Getriebene des Kapitals. Erschreckend daran ist aber auch, daß ausgerechnet die FPÖ als einzige Oppositionspartei sich jetzt gefunden hat, dagegen zu opponieren – wodurch für viele Gutmenschen ein Protest gegen die Präpotenz der Regierung gleich mal wieder flach fällt. Und so lassen auch die Grünen wie so oft hier wieder aus: Seltener wählen sei ganz okay, wenn nur die Rechte der Opposition gestärkt würden, ist die Position Van der Bellens – also das alte Lied: Demokratie findet im Parlament statt, das Volk ist dabei wurscht. Ähnlich auch die Berichterstattung im ORF – ein ZiB2-Beitrag bestand lediglich aus den Interviews mit den Spitzenvertretern der Parteien plus dem Senf des ORF-Hauspolitologen, der das eigentlich auch ganz okay findet. Kritische Stimmen von außerhalb der classe politique gab es wieder einmal keine. Aber selbst dann ist ein Engagement in diese Richtung nicht umsonst, denn vielleicht wird ein paar Leuten mehr klar, wie sehr wir von der Herrschaft in diesem Land papierlt werden. |
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