Samstag, 24. Januar 2009
 
Film: The Dark Knight – Heath Ledger PDF Drucken E-Mail
  
Sonntag, 24. August 2008

Der neueste Batman-Film ist nicht nur ein rekordvedächtiger Kassenschlager. In dem Action-Film spielt Heath Ledger mit dem diabolischen Joker nicht nur die letzte Rolle seines Lebens, sondern erreicht auch den Höhepunkt seiner Schaffenkraft. Kurz vor seinem Tod konnte er sich als Charakterdarsteller verewigen.

Independent Filmer Christopher Nolan (Memento) wagte bereits 2005 ein Comeback der Comicfigur. Dabei orientierte er sich an der düsteren Neuauflage der Comicreihe von Frank Miller. Schon „Batman begins“ überzeugte. Nach drei Jahren schickt er den dunklen Rächer erneut los. Und ihm gelingt mit dem Wiederaufleben ein Meisterwerk.

Nolan schafft ein grandioses Spiel mit und um Masken, unlautere Mittel. Und fragt, ob der Mensch grundsätzlich gut ist.

Der Joker sieht sich selbst als Chaosmaschine. Sein Wahnsinn kennt keinerlei Methode. Seine perfiden Spielchen spielt er um des Spaßes willen. Geld spielt für ihn keine Rolle. Er ist damit mehr als ein Klischee. Diese Figur ist ein neues Vorbild für das Böse. Anders als seine Vorgänger stellt der Joker in der Grausamkeit, die er anderen zufügt, sein eigenes Leiden am meisten in den Vordergrund. Jene anarchistische Unordnung, die seit frühester Kindheit in ihm rebelliert, als der diabolische Vater ihm die Maske ins Gesicht ritzte. Das Chaos durchzieht all seine Lebenslagen. Auch dies ist ein Spiegel für uns. Häufig hätte er Batman töten können. Doch er tut es nicht. Beide brauchen einander. Um den Dualismus zwischen Gut und Böse aufrechtzuerhalten.

Das ist mehr als Comic. Das ist eine zivilisatorische Aussage. Die Frage der Wertvorstellungen wird offen auf den Tisch gelegt. Der Joker, so unangenehm es klingt und in dem Film aussieht, betrifft uns alle. Heath Ledger hat seiner letzten Figur alles gegeben.

“Er macht den Film zu einem Hit”, erklärte der englische Filmemacher bei der japanischen Premiere von “The Dark Knight”.

Mit seiner Joker-Darbietung wurde der Australier eine Legende. Heath Ledger, eines der ganz großen Talente in Hollywood, starb am 22. Januar 2008.

Der junge Wilde, dem der Ruf als Herzensbrecher nicht reicht

1,85 Meter groß, blendend aussehend. Eine tiefe, heisere Stimme. Heath Ledger hätte es sich leicht machen können, sich zufrieden geben können mit dem Klischee des hübschen Jungen. Als solcher gilt er zu Beginn seiner Karriere. In der Teenagerkomödie “ 10 Dinge, die ich an Dir hasse” spielt Ledger 1999 einen Mädchenschwarm.

Doch Oberflächlichkeit ist nicht sein Stil, genauso wenig wie seichte Teenie-Komödien es sind: “ Als ich jünger war, besetzte man mich in mehr oder weniger dummen Filmchen, und ich musste dann damit fertig werden. Diese Karriere versuche ich seit etwa zwei Jahren zu zerstören und gegen das einzutauschen, was ich mir selbst wünsche. Denn ich bin der Meinung, dass ich Besseres verdient habe”, sagt er 2005.

Zwischen 2000 und 2005 versucht sich Ledger in unterschiedlichen Genres. Bewusst verkörpert er gegensätzliche Charaktere.

2000 bietet ihm Roland Emmerich mit dem “Patrioten” die Chance, ins angestrebte Charakterfach hineinzuwachsen. Das Ringen um Wahrhaftigkeit und Reife im darstellerischen Ausdruck steht im Kontrast zur jugendlichen Ausstrahlung Ledgers. Im Drama “Candy”, 2005, spielt er den männlichen Part eines Liebespaares, das über das Ausprobieren von Rauschgift in die Drogensucht schlittert; Ledgers Gestaltung der Figur erschöpft sich in der Tragik eines Drogensüchtigen. Es ist der Weg in die Sucht mit ihren intensiven wie irrealen Glücksmomenten, den er glaubwürdig nachzeichnet.

Mit “Casanova” beweist er sich 2005 als Frauenheld. Im selben Jahr überzeugt er mit dem schwulen Cowboy in Ang Lees oskargekröntem Werk “Brokeback Mountain“. Die Rolle ist eine Gratwanderung. Sie macht ihn berühmt und verschafft ihm den ersehnten Respekt. Auf das Drehen der Liebesszenen mit Jake Gyllenhaal angesprochen, meint er: ”Ich hatte wirklich keine große Lust, Jake zu küssen. Aber deswegen habe ich es gemacht. Als Schauspieler suche ich die Herausforderung und will an dem wachsen, was ich eigentlich nicht kann”.

Über den Charakter des von ihm gespielten Ennis del Mar äußert er: ”Die größte Herausforderung war es , seine Ruhe einzufangen. Ich besitze eine halbverzweifelte, nervöse Energie.” Bei den Dreharbeiten verliebt er sich in Michelle Williams. Im Oktober 2005 kommt ihre gemeinsame Tochter Matilda Rose zur Welt.

Der charismatische Suchende

Bis zuletzt befindet sich Ledgers Leben im Umbruch. Im September 2007 trennen sich Michelle Williams und Heath Ledger. Er steht gerade für “The Dark Knight” als Batmans Erzfeind Joker vor der Kamera. Es soll sein letzter Film werden.

Als seine Todesursache wird eine Wechselwirkung von Schmerzmitteln, Schlaftabletten und anderen Medikamenten ermittelt. Ein Indiz dafür, dass Zerrissenheit und Selbstzweifel der von ihm verkörperten Charaktere auch Heath Ledger nicht fremd gewesen sein dürften.
Künstler sind häufiger drogenabhängig als der Durchschnittsmensch. In einer der größten Studien dazu hat der US Psychiater Arnold Ludwig die Lebensläufe von über 1000 bedeutenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts analysiert. Das Ergebnis: Unter keiner Gruppe, nicht einmal unter den Dichtern und Schriftstellern war der Alkoholismus so weit verbreitet, wie unter den Schauspielern, und was die Abhängigkeit von anderen Drogen betrifft, wurden die Schauspieler nur noch von den Musikern übertroffen.

Was ist dran an dem Klischee? Leben Schauspieler und andere Künstler ein intensiveres Leben? Haben sie ihre Gefühle weniger im Griff? Sind sie von Anfang an emotional instabil?
Emotionale Instabilität ist oft der Motor, der einem Menschen erst den grenzenlosen Ehrgeiz verleiht, um es bis ganz an die Spitze zu schaffen. Manche Menschen empfinden so etwas wie ein chronisches Leeregefühl. Wenn alles seinen normalen Gang geht, fühlen sie sich nicht gut. Sie suchen den Ausnahmekick, sie brauchen ihn. Erst dann fühlen sie sich lebendig. Sie neigen zu schwarz und weiß, gut und böse.

Zum Thema Freiheit meinte der begeisterte Fotoamateur: “Die ultimative Freiheit wäre es, keine Kreditkarte zu haben, kein Handy und keine E-Mail-Adresse, nicht einmal einen Pass zu besitzen, keinem Land anzugehören. Das wäre wahre Freiheit: unabhängig von der Gesellschaft zu sein. Realistisch betrachtet bedeutet Freiheit für mich, die Wahl zu haben, meinen Instinkten folgen zu können, nach ihnen zu leben. Ich möchte immer ich selbst sein können, in jeder Situation und egal mit wem ich spreche”.

Heath Ledger stand dem Hollywoodrummel skeptisch gegenüber, einerseits. Andererseits war er getrieben von Ehrgeiz. Seine Anforderungen an sich selbst waren so hoch, wie seine zerstörerischen Selbstzweifel. Nach Brokeback Mountain, nach seiner ersten großen Charakterrolle, sagte eine Reporterin des US Magazins “Time”: “Das meiste, was er von sich gab, war Unzufriedenheit”. Nach seinen ersten Erfolgen, meinte er, wäre er am liebsten wieder ein Niemand geworden, “um neu zu starten, um zu sehen, was, wenn überhaupt, meine Fähigkeiten sind.”

Zum Filmen sagte er: ”Ich mache das nur, weil es mir Spaß macht. Sobald es mir keinen Spaß mehr macht, werde ich einfach weggehen.”

Heath Ledger war ein Suchender. Einer, der seinen Weg noch nicht gefunden hatte, wie fast alle seine Filmfiguren. Einer aber, der seinen Weg ging.

Mit Sicherheit war er eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit emotionaler Tiefe. Ein Schauspieler, der die Leinwand zum Leuchten brachte.


< zurück   weiter >