Das VII. Weltsozialforum, das am Samstag in Nairobi, Kenia, mit einer farbenfrohen und lautstarken Kundgebung im Uhuru Park eröffnet wurde, ist bereits in vollem Gange. Viele hatten bis zum letzten Augenblick an seinem Zustandekommen gezweifelt.
Nicht nur logistische Probleme waren es, die die Veranstalter in große Nöte gebracht hatten, als bekannt wurde, dass nicht einmal ein Viertel des vorgesehenen Budgets aufgetrieben werden konnten. Von den großspurig angekündigten 100.000 TeilehmerInnen war letztlich kaum ein Drittel erschienen.
Alle Träume von Tausenden von Schwarzafrikanern, die in großangelegten Karavanen aus allen Teilen des Kontinents hätten anreisen sollen, waren entweder an Visaproblemen oder den finanziellen Nöten geplatzt, mit denen sich das afrikanische Organisationskomitee konfrontiert sah. Hatte es in Porto Alegre, Brasilien, 2005 noch 13 Sprachen gegeben, in die jedes einzelne von Hunderten Seminaren übersetzt wurde, reichte es diesmal meist nicht einmal für eine konsekutive Übersetzung ins Englische oder Französische.
So setzte das Organisationskomitee kurzerhand die Beiträge, welche die TeilnehmerInnen zu zahlen hatten, überfallsartig hinauf. Menschen aus Europa oder den USA mussten zusätzlich zu den exorbitant gestiegenen Hotelkosten 50.- US-Dollar für ihr Visum und 100.- als Tagungsbeitrag berappen. Noch schwerer hatten es die KenianerInnen selbst, die etwa 500.- kenianische Shillings (etwa 6.- Euros) hinlegen hätten müssen, was etwa den wöchentlichen Mindestlohn entspricht.
„Wir werden doch nicht unsere Familien hungern lassen, nur damit wir über die Armut reden können, die wir täglich erleiden müssen“, sagte eine Frau aus Kibera, einem der großen Elendsviertel der Hauptstadt, deren Einwohnerzahl sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hatte. Deshalb veranstalteten sie, die sich ausgegrenzt fühlten, eigene Seminare in ihren Wellblechhütten, weil sie auch nicht die Mittel hatten, zu dem 30 km außerhalb der Hauptstadt gelegenen Kasarani-Stadium zu kommen, wo das VII. Weltsozialforum am Sonntag begann.
Mit Unterstützung der VertreterInnen der Versammlung der weltweiten sozialen Bewegungen setzten die SlumbewohnerInnen dann aber im letzten Moment doch durch, dass sie die Sperren zum Stadium ohne Bezahlung durchschreiten durften. Das wurde von allen TeilnehmerInnen heftig begrüßt.
Die Menschen aus den Slums zeigten sich denn auch überrascht, als sie die raffiniert gestalteten Installationen zu sehen bekamen, die die Veranstalter vorbereitet hatten: in kürzester Zeit hatten Dutzende von freiwilligen Helfern an der Innenseite der Ränge des Stadiums Zeltplanen errichtet, die die BesucherInnen vor der gleißenden Sonne abschirmten. Gleichzeitig trommelten in periodischen Abständen ostafrikanische Tanzgruppen über die Laufbahnen der Athleten, hinter denen Dutzende von Ständen errichtet waren, in denen die Nichtregierungsorganisationen den BesucherInnen ihre Informationsmaterialien anboten.
Außerhalb des Stadiumbereichs waren noch verschiedene Zelte unterschiedlicher Größe erreichtet worden, die einzelnen veranstaltenden Organisationen wie ATTAC, Via Campesina oder Caritas für ihre Seminare zu Verfügung stehen. Alles in allem also ein gelungenes Setting, in dem etwa doppelt so viele Menschen hätten Platz finden können.
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