„Ich habe ein Problem mit dem Wissen über die Erschließung des Erdölfeldes mit den größten Reserven meines Landes inmitten des Nationalparks Yasuní. Einer Region des Amazonastieflandes mit hoher Biodiversität und Herberge zweier freiwillig in Isolation lebender Völker. Deshalb schlagen wir vor, das Feld Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT) nicht zu erschließen, wenn die internationale Gemeinschaft den prognostizierten Gewinn von jährlich 700 Millionen U$ vergütet. Ecuador bevorzugt die Kompensation der Ressourcen um das Feld ITT nicht anzurühren.“ So die Aussage des ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa am 19. April 2007 nach einem Lokalaugenschein im Amazonastiefland.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten kämpft die indigene Bevölkerung für die Durchsetzung einer „Moratoria Petrolera“ (Aufschub der Erdölförderung) um die Reste des Amazonasregenwaldes in Ecuador zu retten. Ist dies die Erfüllung eines Traumes?
Ausgangspunkt ist die Kalkulation der externen Kosten, die von den Konzernen auf Umwelt, Bevölkerung und in letzter Konsequenz auf den Staat abgewälzt werden. In diesem Fall würde es den Yasuní Nationalpark treffen, der sich über eine Fläche von 982.000 ha (entspricht ca. der Fläche Kärntens) erstreckt und als Refugium des Pläistozen gilt. Das bedeutet, der Park beherbergt seit mehr als 13.000 Jahren erhaltene Arten. Weiters wird hier die weltweit höchste Pflanzenvielfalt pro Hektar verzeichnet. Über 500 Vogel-, mehr als 200 Säugetierarten, vom Aussterben bedrohte Tiere, wie der rosa Flussdelfin (Amazonas-Sotalia) oder der Tapir (Tapirus terrestris). Der Yasuní Nationalpark wurde 1989 durch die UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt und ist laut IUCN in die Kategorie II geschützter Gebiete eingeordnet.
Darunter fällt in erster Linie die Abholzung von 4 Millionen ha Regenwald für Straßenbau, Errichtung von Flugplätzen, Förderinfrastruktur und Raffinerien, sowie die Öffnung für den illegalen Holzmarkt. Eingeschränkter Zugang zu sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung in fördernahen Gebieten, Bodenverunreinigung durch die freie Versickerung von Formationswässern und regelmäßige Pipelinebrüche. In den Fördergebieten wird ein starkes Ansteigen von Kindersterblichkeit, Fehlgeburten, Hautkrankheiten, Krebs und Leukämie seit Aufzeichnungsbeginn 1985 verbucht. Dazu kommen soziale Probleme wie Alkoholismus, Zerrüttung der gewachsenen sozialen Strukturen von indigenen Gemeinschaften, Prostitution und hohe Kriminalität.
Ob tatsächlich gefördert wird entscheiden nun die Staaten des Nordens, internationale Nicht-Regierungs-Organisationen und private Käufer der Anteilscheine am Öl, das nicht gefördert wird.
Die Diskussionen um den Bericht des IPCC zu Klimawandel und die angestrebten Ziele der Staaten, die das Kyoto Protokoll unterzeichnet haben, könnten durch diesen Akt, der zweifelsohne auch Symbolcharakter hat und Mut beweist, in eine interessante Richtung gelenkt werden. Die Reduktion der förderbaren Reserven hat am globalen Markt Auswirkungen auf den Rohölpreis, da das Fördermaximum früher erreicht wird, was wiederum durch höhere Treibstoffpreise das Verkehrswachstum des motorisierten Verkehrs verringert.
Nach dem Verursacherprinzip sind es die zahlreichen Erdölkonzerne, die noch offene Rechnungen zu begleichen haben. Der Weg die so genannten ökologischen Schulden für rechtsgültig zu erklären und einfordern zu können ist jedoch ein steiniger. Nimmt man den Fall 30.000 Geschädigte gegen TEXACO, der seit zehn Jahren von einem Gericht zum anderen überantwortet wird, so scheint es unmöglich.
Mehr Info: www.vivaamazonia.net
|