Kolumbien: Besser in Angst leben, als vor Angst sterben |
Geschrieben von Ralf Leonhard | |
Dienstag, 13. November 2007 | |
Eine Million Freundinnen und Freunde wünscht sich Jackeline Rojas Castañeda für die Organización Femenina Popular (OFP) in Kolumbien. Diese Frauenorganisation in einer der politisch wie klimatisch heißesten Gegenden des Landes braucht internationale Solidarität zum Überleben.
Im wörtlichen Sinn, denn schon drei Aktivistinnen haben in den letzten Jahren ihr Engagement mit dem Leben bezahlt. Und die Chefin Yolanda Becerra wurde Anfang des Monats so unmissverständlich mit dem Tod bedroht. Zwei maskierte Männer seien am 4. November abends in ihr Haus eingedrungen, hätten Becerra geschlagen und auf den Boden geworfen und anschließend ihre Wohnung verwüstet. Binnen 48 Stunden müsse sie die Stadt Barrancabermeja verlassen, wenn sie leben wolle. Auch Jackeline Rojas erhielt am selben Abend ungebetenen Besuch. Sie war allerdings nicht zu Hause. Das berichtete sie Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Beiden Zwischenfällen ist gemeinsam, dass die Eindringlinge sich mühelos zu bestens bewachten Häusern Zugang verschaffen konnten. Für Rojas ist es klar, dass Paramilitärs hinter den Drohungen stecken. Die rechtsextremen Truppen üben seit Jahren ein Terrorregime in der Stadt und der Umgebung am Mittellauf des mächtigen Magdalena-Flusses aus.
Kolumbiens Botschafter in Wien, der ehemalige Polizeichef Rosso José Serrano, versprach, er werde die Polizei in Barrancabermeja anrufen und sich für die OFP einsetzen. Denn keiner der Aggressionsakte wurde bisher aufgeklärt. Weder Polizei noch Armee schreiten gegen die Paramilitärs ein. Nach der Lesart der Regierung gibt es die gar nicht mehr. Denn in den letzten Jahren wurden im Rahmen eines „Friedensprozesses“ die paramilitärischen Verbände demobilisiert. Für Jackeline Castañeda steckt dahinter nur der Versuch, die rechten Truppen für ihre Repressionsarbeit zu belohnen. Denn wer sich stellt, kommt mit äußerst geringen Haftstrafen davon. Das durch Drogenhandel und Landraub erwirtschaftete Vermögen, wird kaum angetastet. In Barrancabermeja jedenfalls operieren dieselben Truppen wie vorher. Jetzt verstecken sie sich hinter Namen wie „Schwarze Adler“. Allein in der Gegend des Mittleren Magdalena zählt man 26 Gruppen, deren Gesamtstärke auf 1300 Mann geschätzt wird. Obwohl sie als Banden der organisierten Kriminalität gelten, werden sie von den Sicherheitskräften genauso wenig verfolgt, wie vorher. Im Gegenteil: auch jetzt noch wird von gemeinsamen Aktionen der Armee und der Paramilitärs berichtet. Unterstützungserklärungen an: www.frauensolidaritaet.org |
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