Eine Anti-Kriegs-Demonstration und die Planung neuer internationaler Netzwerke standen am Ende des Weltsozialforums 2007 in Nairobi
Mit einem Aufruf zur weltweiten Mobilisierung zu den Themen Auslandsschuld, Krieg, Umwelt, Habitat, Handel, Frauen- und ArbeiterInnenrechte ging das VII. Weltsozialforum in Nairobi, Kenia, zu Ende. Während nach einem Marathonlauf durch die Armenviertel der Hauptstadt noch die Abschlussfeier stattfindet, arbeiten VertreterInnen des Internationalen Rates des Weltsozialforums bereits an den Plänen für die Umsetzung der ambitiösen Forderungen der weltweiten sozialen Bewegungen.
"No more war!" (Nie wieder Krieg) skandierten die AktivistInnen aus ca. 100 Ländern bei der abschließenden "Versammlung der sozialen Bewegungen", indem sie die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen im Irak und Afghanistan sowie den Abzug der vor der Küste Somalias stationierten US-Kriegsflotte forderten. Es war vor allem das Konzept des preemptive war (vorbeugender Krieg), mit dem sich die USA, aber auch die EU derzeit der Energiequellen Afrikas zu bemächtigen versuchen, gegen das sich der Protest der KriegsgegnerInnen richtete.
Auch die Auslandsschulden wurden als Instrument der modernen Versklavung der Länder Lateinamerikas, Afrikas und Asiens gebrandmarkt. "Die Schulden sind illegitim, denn sie bereichern diejenigen, die sie gemacht haben und verarmen jene, die sie bezahlen sollen", steht in der Schlusserklärung von Jubilee South, eines internationalen Netzwerks von NGOs, das von katholischen Organisationen um das Jahr 2000 herum gegründet wurde.
Aber auch neue Netzwerke wurden gegründet, wie das zu Ehren des berühmten Psychiaters und Schriftstellers Frantz Fanon ("Die Verdammten dieser Erde") gegründete, das sich vorgenommen hat, dem von Samuel Huntington propagierten angeblichen Clash of Cultures (Kampf der Kulturen) entgegenzutreten.
Am deutlichsten zeigte sich der Schulterschluss der Organisationen des Weltsozialforums mit dem afrikanischen Kontinent bei den Bauern. Die weltweite Bauernorganisation Via Campesina will bereits im nächsten Monat in Mali eine Kampagne für eine Agrarreform in ganz Afrika initiieren, um den Kampf gegen die Armut von der Wurzel her anzugehen. Dem gleichen Ziel dient auch eine Kampagne der afrikanischen Grasswurzelorganisationen der Slumbewohner, die ab Oktober diesen Jahres die so genannten illegalen Hausbesetzungen legitimieren will.
In der Praxis zeigte sich die aktionsorientierte Strategie der sozialen Bewegungen auch beim Weltsozialforum selbst, wo es Hunderten von Bewohnern der Armenviertel von Nairobi gelang, durch eine Sitzblockade ihren freien Eintritt zum Kasarani-Stadion sowie die Herabsetzung der überhöhten Essenspreise zu erreichen.
Im Unterschied zu den letzten Jahren soll der weltweiten Mobilisierung also bis zum nächsten Weltsozialforum 2009 wieder ein besonderer Platz eingeräumt werden: zunächst einmal durch massive Protestaktionen beim nächsten Gipfeltreffen der G 8 in Rostock-Heiligendamm, Deutschland, im Juni dieses Jahres, um danach in einem Prozess der Zusammenführung der sozialen Bewegungen einen so genannten global action day anlässlich des gleichzeitig stattfindenden Weltwirtschaftsforums 2008 in Davos vorzubereiten.
Link: Schlußerklärung des Weltsozialforums http://www.dieanderezeitung.at/index.php? =443&Itemid=100
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