Paramilitär attackiert Tiger |
Geschrieben von Ralf Leonhard | |
Mittwoch, 4. April 2007 | |
Der Führung der tamilischen Rebellenorganisation LTTE sei es
nie um eine politische Lösung des Konflikts gegangen. Friedensverhandlungen mit
der Regierung hätten rein taktische
Motive gehabt. Dieser Vorwurf an seine ehemaligen Kameraden kommt von Vinayagamoorthi
Muralitharan, alias Oberst Karuna, der
vor drei Jahren mit seinen Truppen die Seiten wechselte und jetzt die LTTE und
deren Basis bekämpft. Viele der rund 4000 Toten der letzten anderthalb Jahre
gehen auf sein Konto. Das Gespräch mit dem BBC-Reporter fand „mehrere Fahrstunden“
von Karunas Hochburg Batticaloa entfernt statt. Über die näheren Umstände weiß
man nichts. Karuna leugnet, dass er mit seinen Leuten als paramilitärischer Arm
der srilankischen Armee agiere. Dieser Vorwurf wird nicht nur von der LTTE
erhoben. Auch unabhängige Journalisten und Beobachter von
Menschenrechtsorganisationen oder der skandinavischen Monitoring Mission haben
bestätigt, dass die Karuna-Truppen unter dem Schutz der Armee operieren. Von
verschiedenen kirchlichen und Menschenrechtsgruppen kommt auch die Beschwerde,
Karuna rekrutiere Minderjährige. Während die LTTE in jüngster Zeit kaum mehr
Kindersoldaten ausbilde, werden Verschleppungen Minderjähriger aus den
Operationsgebieten der Karuna-Gruppe gemeldet. Muralitharan weist das im Interview zurück: „Wenn solche Leute in unseren
Lagern wären, würden wir sie freilassen“. Vielmehr seien Jugendliche der
Ostküste von den Tiger-Rebellen des Nordkommandos rekrutiert worden. Zwischen
dem fast rein tamilischen Norden und der ethnisch gemischten Ostküste, wo
Singhalesen, Tamilen und Muslime in nahezu gleicher Stärke leben, herrscht eine
traditionelle Rivalität, die auch vor der militärisch straff geführten LTTE
nicht Halt macht. Karuna stammt aus
einem kleinen tamilischen Dorf in der Nähe der östlichen Hafenstadt Batticaloa.
Dort erzählen ehemalige Lokalpolitiker, der Bruch mit der LTTE-Spitze hätte
weniger politische Gründe gehabt, als persönliche. Die damalige Regierung hätte
dem Kommandanten geholfen, die LTTE-Kriegskasse der Ostregion zu plündern und
die Millionen außer Landes zu bringen. Von der Zielvorstellung eines eigenen
Tamilenstaates hat sich der Dissident längst verabschiedet. Er hat neben dem
militärischen Flügel eine Partei gegründet, mit der er gerne bei Wahlen
antreten würde. |
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