Samstag, 24. Januar 2009
 
Buch: Ziehen wir an einem Strang? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Hermann Dworczak   
Samstag, 9. Februar 2008

Ein spannendes Buch behandelt das -- alles andere als konfliktfreie -- Verhältnis von sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und linken Parteien. Und zeigt Wege einer sinnvollen Kooperation der unterschiedlichen Partner auf.

Die neoliberale Offensive der letzten Jahrzehnte hat eine Fülle von Widerständen hervorgebracht: (neue) soziale Bewegungen, kritische NGOs , sich nach links entwickelnde Gewerkschaften, linke Parteien.

Den HerausgeberInnen und AutorInnen des vorliegenden Sammelbandes ist es gelungen , die unterschiedlichen Verhaltensmuster der Akteure nicht bloß zu konstatieren, sondern theoretisch zu durchdringen und Wege der Überwindung der oftmals trennenden Gräben aufzuzeigen.

Ein "Problemaufriss" führt in die Thematik ein (S. 9ff.) und formuliert zuglich das erkenntnisleitende Interesse: "Wir streben die "dritte Stufe" im Marxschen Verständnis an, auf der sich die Individuen in gemeinsamen solidarischen Kämpfen verändert und befreit haben... Die Geschichte ist offen. Sie hängt von uns ab und von unserem Vermögen, an einem Strang zu ziehen " (S.17 f.).

Es folgt eine breite Palette von Beiträgen, die sich dem Thema von den verschiedensten Warten aus nähern. M.E. nach hat Horst Schmitthenner ("Jammern hilft nicht -- Gewerkschaftsbewegung und soziale Bewegungen"; S.106 ff.) die bündigste Argumentation vorgelegt: "Die Gewerkschaften sollten ihre immer noch bestehenden Vorbehalte gegenüber außerparlamentarischen Aktionen im Bündnis mit anderen Teilen der sozialen Bewgungen aufgeben " (S.112). Und auch ein wichtiges Warnschild wird von ihm aufgestellt: "Aber Wahlerfolge sind nicht bereits die Durchsetzung einer alternativen Politik. Darauf kurzfristig zu setzen, hieße, die Handlungskraft der Partei DIE LINKE zu überschätzen und zu überfordern" (S.113).

In die gleiche Richtung weist der Abspann der HerausgeberInnen mit dem Titel "Fragend gehen wir weiter": "neoliberalen Angriffen Widerstand entgegegensetzen, alternative Projekte auf lokaler, kommunaler, regionaler, staatlicher, Eu-europäischer und globaler Ebene verteidigen, ihre Rahmenbedingungen verbessern und für ihre Verallgemeinerung eintreten. Die Praxis hat gezeigt, daß in lokalen, regionalen, nationalstaatlichen, europäischen und Weltsozialforen entsprechende Absprachen getroffen werden können "(S.161).

Judith Dellheim / Simon Teune / Andreas Trunschke (Hrsg.)
Ziehen wir an einem Strang?
Gewerkschaften, soziale Bewegungen, Nichtregierungsorganisationen, Parteien
Schriftenreihe der Rosa Luxemburg-Stiftung Brandenburg e. V.
Europa und die Welt, Band 3, 175 Seiten, Schkeuditz 2007

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