Nach wie vor kontrolliert die Volksbewegung APPO - entstanden aus einem Lehrerstreik und der allgemeinen Unzufriedenheit mit dem als korrupt angesehenen PRI-Gouverneur Ortiz - den Großteil der gleichnamigen Hauptstadt des Bundesstaats Oaxaca. Doch Mexikos Präsident Fox scheint das Problem noch vor dem Ende seiner Amtszeit lösen zu wollen - militärisch.
Vorgestern, Sonntag, überflogen erstmals Helikopter der
mexikanischen Marine die wichtigen Stützpunkte der APPO (die
Volksbewegung Oaxacas) in Oaxaca-Stadt, in Santa Cruz Xoxocotlan und
Zaachila. Es ist möglich, dass die Bundespolizei mit Hilfe des
mexikanischen Militärs gegen die Volksbewegung vorgehen will.
Daraufhin
mobilisierten sich in kürzerster Zeit unzählige Leute im Zentrum der
Stadt, um ein weiteres Mal gegen eine mögliche gewalttätige
Niederschlagung der Bewegung in Oaxaca zu protestieren und die
sofortige Absetzung von Ulises Ruiz Ortiz zu fordern. In Radio APPO
wird seit 24 Stunden die Bevölkerung auf eine mögliche Räumung
vorbereitet und ruft alle auf, die Barrikaden zu verteidigen, aber auf
intelligente Art. Die Strategie die vorgeschlagen wird, ist folgende:
Die Barrikaden verteidigen, ohne Verletzte und Tote zu riskieren. Im
Notfall die Barrikaden verlassen und sich an anderen Orten
konzentrieren. In den folgenden Tagen sukzessive die verlorenen Orte
wieder besetzen, weil es für die Repressivkräfte nicht möglich sein
wird, alle Punkte zu bewachen. Gleichzeitig mit Massenmobilisierungen
Präsenz zeigen und vor allem Radio APPO verteidigen, so lange es geht.
Die Stimmung im Moment ist voller Angst und gleichzeitig kämpferisch.
Radio APPO bittet die nationale und internationale Bevölkerung, über
die Geschehnisse in Oaxaca zu informieren und ruft insbesondere
Menschenrechtsorganisationen auf, eine aktive Rolle zu übernehmen und
präsent zu sein.
Eine friedliche Lösung in Oaxaca erscheint
weiter entfernt ist denn je. Die PAN-Regierung Fox dürfte auf eine
militärische Lösung setzen. In Medieninterviews machte Innenminister
Abascal klar, dass die APPO jetzt gebremst würde. Abascal rief zu einem
Forum für nächsten Mittwoch auf, wo sämtliche sozialen, ökonomischen
und politischen Kräfte Oaxacas eine Staatsreform für Oaxaca diskutieren
sollen. Dabei solle auch die Möglichkeit einer Wahlgesetzreform
diskutiert werden, welche die Möglichkeit von Referenden und die
Absetzung von Gouverneuren vorsieht. Es müsse in Zukunft auch möglich
sein, so Abascal in einem Interview in Tele Atzteca,
Gesetzesverletzungen von früheren und heutiger Gouverneure zu
untersuchen.
Skeptische Stimmen halten dies allerdings für ein
Ablenkungsmanöver, da dem als politisch rechtsaussen angesehen
Innenminister kaum jemand solche versöhnlichen Töne abnimmt - zu
befürchten steht, daß solche Gespräche ohne APPO und Lehrergewerkschaft
ablaufen sollen. Denn Abascal sagte auch, dass der Konflikt in Oaxaca
so oder so gelöst werden wird, nötigenfalls mit der Polizei oder dem
Militär. Er garantiere, dass Oaxaca beim Amtsantritt von Calderon zur
Ruhe gekommen sein werde.
So fanden letzte Woche im
Innenministerium intensive Gespräche über Oaxaca mit dem mexikanischen
Geheimdienst und dem Befehlshaber der Marine statt, wo offensichtlich
die bevorstehende Intervention diskutiert wurde. Quelle und weitere Infos: http://www.chiapas.ch/
Fernsehtip:
Mexiko : Oaxaca im Ausnahmezustand
Mittwoch, 4. Oktober 2006, 22:15 auf ARTE
Wiederholungen: Donnerstag 5. Oktober 2006, 9:30
Samstag 7. Oktober 2006, 9:00 siehe auch
Mexiko: Aufstand in Oaxaca weitet sich aus |