Samstag, 24. Januar 2009
 
Kampf um brasilianisches Indigenenreservat PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Eva Völpel   
Mittwoch, 14. Mai 2008

In einem Indigenenreservat im Nordosten Brasiliens wollen mächtige Reisbauern trotz Entschädigung nicht abziehen und wenden Gewalt an. Die Behörden zeigen sich machtlos.

Angriffe auf Indígena-Reservat Raposa Serra do Sol

Seit einigen Tagen spitzt sich die Situation im indigenen Amazonasreservat Raposa Serra do Sol, im Norden des brasilianischen Bundesstaates Roraima, erneut zu. Mitte April hatte Brasiliens Präsident Lula da Silva ein Dekret zur Anerkennung des 1,74 Mio. Hektar großen Indigenenreservats, in dem über 18.000 Indígenas leben, unterzeichnet. Nun wurden am 7. Mai zehn Indígenas von Männern, die laut Roberto Jaramillo Bernal, Ordensoberer der Jesuiten im Amazonas, im Dienste von Reisfarmern der Region stehen, beschossen und verletzt. Auch sei die Kirche von Boa Vista Anfang Mai zweimal überfallen worden. Die Katholische Kirche von Roraima hatte sich mit den Forderungen der Indígenas stets solidarisch erklärt und diese unterstützt.

Sechs Familien von Reisfarmern weigern sich laut Roberto Jaramillo Bernal, das Land, das sie sich illegal angeeignet haben, zu verlassen. "Sie stecken mit den lokalen PolitikerInnen und den Polizeikräften unter einer Decke und versuchen, die Schaffung des Reservats zu verhindern. Gelingt dies, so wäre ein gefährlicher Präzedenzfall für all die Indígenas Brasiliens geschaffen", so Bernal. Schon mehrfach hatten bekannte Reisfarmer der Region Indígenas in Raposa überfallen und schwer verletzt, ihre Hütten angezündet, ihr Hab und Gut zerstört und Brücken, die in das Gebiet führen, niedergebrannt.

Während die Mehrzahl der nichtindigenen SiedlerInnen Raposa Serra do Sol bereits verlassen haben und dafür von der Regierung entschädigt wurden, hat eine kleine Gruppe von Reisfarmern mit ihren gewalttätigen Aktionen erreicht, dass der Oberste Gerichtshof Brasiliens den Polizeieinsatz zur Räumung des Landes erst einmal aufhob. In einem mit 9. April datierten Brief wehren sich die indigenen BewohnerInnen von Raposa Serra do Sol dagegen: „Wir können nicht akzeptieren, dass die Behörden ... den Terrorismus der letzten elf Tage in Raposa Serra do Sol zugelassen haben und dass der oberste Gerichtshof sogar die Räumung aufgeschoben hat. Wir weisen die Haltung der Landesregierung zurück, die sich für Reissäcke zum Nachteil des Lebens von 18.992 Indigenen entscheidet.“

Das Gebiet an der Grenze zu Venezuela und Guayana ist eines der am heißesten umkämpften indigenen Reservate Brasiliens. Seine Bodenschätze und sein fruchtbares Land weckten die Begehrlichkeiten vieler Gruppen, neben Viehzüchtern und Reisfarmern erhob auch das Militär Anspruch auf das Land. So hatte der mehr als 30 Jahre dauernde Kampf der Indígenas um ihre traditionellen Landrechte unter ihnen zahlreiche Todesopfer gefordert. Nach der endgültigen Anerkennung des Reservats müssen nun alle nichtindigenen BewohnerInnen das Gebiet verlassen. Der Zugang zu Raposa Serra do Sol ist künftig regulär nur Beamten der Bundesregierung gestattet. Nicht-Indígenas brauchen dafür eine Sondergenehmigung.

*Anmerkung:* Jesuit Roberto Jaramillo Bernal bittet um die solidarische Unterstützung der Indígenas in Raposa Serra do Sul. Ein Protestschreiben samt Adressen, an die es geschickt werden soll, findet man unter http://www.rebelion.org/noticia.php?id=67118

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