Aufdeckerjournalistin in Ungarn halbtotgeprügelt |
Geschrieben von Ralf Leonhard | |
Sonntag, 24. Juni 2007 | |
Schwer verletzt und gefesselt an Händen und Füßen wurde die ungarische
Journalistin Iren Karman Freitag abend von einem Fischer am Donauufer
in Budapest aufgefunden. Das Attentat durch unbekannte Schläger wird
allgemein mit der Recherchetätigkeit der 40jährigen in Zusammenhang
gebracht. Sie war den Querverbindungen einer Schmuggelmafia auf der
Spur, die in die Sicherheitsbehörden und die Politik hineinreichen. Mit dem Buch "Gegen die Mafia" wurde die beherzte Journalistin landesweit bekannt und geriet ins Visier der Mächtigen, gegen die sie anschreibt. Es geht um Betrug mit subventioniertem Heizöl. Schon im vergangenen September war ihr Auto aufgeknackt und eine Sporttasche mit Prozessakten sowie Dokumenten und einem Video über den Ölskandal gestohlen worden. Iren Karman war zuletzt den unbekannten Hintermännern der Ölmafia auf der Spur. Daß hohe Zollbeamte, Polizisten und wahrscheinlich auch Politiker in den Skandal verstrickt waren, wurde immer vermutet aber nicht nachgewiesen. Ein Teil des Gewinns soll in das Schmieren von Beamten investiert worden sein. Dem ungarischen Staat erwuchsen damals Verluste in Milliarden-Höhe. Es wurde aber nie Anklage gegen öffentliche Funktionäre erhoben. Alle Dokumente, die Aufschluß geben könnten, wurden zum Staatsgeheimnis erklärt und unterliegen einer Sperre von 85 Jahren. Karman hat jetzt einen Dokumentarfilm namens "Geölte Verhältnisse" gedreht, der nach Auskunft der ungarischen Journalistenunion MUOSZ demnächst ausgestrahlt werden sollte. |
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