Es ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Aktionskalenders sozialer Bewegungen in Wien geworden: An jedem Freitag, der auf einen 13. fällt, finden Aktionen statt, bei denen die Ausgeschlossenen unserer Gesellschaft auf ihre Lage aufmerksam machen und die Politik mit ihren sozialen Defiziten konfrontieren. Die dabei maßgeblich engagierte Zeitschrift Augustin freut sich über den Vergleich, den die Zeitung der Wiener Jungschar zwischen dem "F13" und dem alljährlichen brasilianischen Aktionstag "Grito" (Schrei der Ausgeschlossenen) anstellte.
Unter dem Namen F13 versucht ein Bündnis von Schüchternen und PredigerInnen, von glücklichen Arbeitslosen und verzweifelten Jobsuchenden, von Bibel und Augustin, von Flüchtling und Flaneur, das Datum Freitag der Dreizehnte von der Bedeutung "Unglückstag" zu befreien. Jeder "Unglückstag" wird zu einem Feiertag für alle verwandelt, die sonst wenig zu feiern haben...
Wir hätten´s auch nicht schöner formulieren können, denken wir, und dann kommen wir drauf, dass hier eh unsere Formulierung zitiert wird. "Hier" meint kumquat, die Quartalszeitschrift der Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien.
Von unerwarteter Seite wird da geholfen, die F13-Idee zu verbreiten. Die Medien berichten wenig von den ausgeschlossenen Gesellschaftsgruppen, heißt es in einem Hintergrundtext dazu: "Dies beeinflusst klarerweise auch unseren Blick auf die Realität. ‚Aus dem Auge, aus dem Sinn!' ist wohl ein Sprichwort mit einem tiefen Kern. In Österreich und in Brasilien gibt es Aktionen, die das ändern wollen: Die Anliegen von Benachteiligten sollen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit bekommen. Durch die F13-Aktionen der Wiener Straßenzeitung Augustin an jedem Freitag den 13. Und den Grito de los Excluidos, den ‚Schrei der Ausgeschlossenen' rund um den 7. September, den Unabhängigkeitstag Brasiliens."
Der zweiseitige Beitrag in der kumquat-Nummer 1/2007 versteht sich als Anregung für Jungschar-Gruppenstunden für 10- bis 14jährige: "Damit nicht immer von ‚Reichen, Schönen und Erfolgreichen' berichtet wird, gibt es zum Beispiel den Grito in Lateinamerika und den F13 in Österreich. Stellt euch einmal etwas ganz Unrealistisches vor: Es ist Mittwoch, der 11., und der ORF ruft bei euch an. Der Nachrichten-Redaktion ist zu Ohren gekommen, dass ihr eine supertolle Aktion zum F13-Tag plant und es ist schon fix ein Bericht statt der Werbung zwischen ‚Zeit im Bild' und Hauptabendprogramm eingeplant. Die Redakteurin kommt also am Freitagvormittag drehen und bedankt sich bei euch, weil sie weiß, dass es sicher eine tolle Sache wird, weil ihr ja in der Jungschar immer so tolle Sachen macht. Ihr wollt euch diese Chance nicht entgehen lassen: Zuerst müsst ihr euch drauf einigen, welchen Missstand ihr anprangern wollt und dann könnt ihr in der Gruppenstunde eurer Phantasie freien Lauf lassen, welche Aktion ihr starten wollt - schließlich darf es ruhig plakativ und unrealistisch sein."
Während man nach diesen Zeilen IHN anfleht, so eine Pädagogik wünschte man sich flächendeckend, fällt der Blick auf ein weiteres Textelement, das die Pädagogik präzisiert: "Es ist unmöglich, sich FÜR andere einzusetzen, ohne diese Menschen vorher kennen zu lernen, zu befragen und MIT ihnen eine Aktion zu besprechen. wenn ihr euch eine Aktion für ANDERE Menschen ausdenken wollt, dann müsstest du als nächsten Schritt in der Gruppenstunde eine Befragung du ein Gespräch z.B. mit einem oder einer obdachlosen Augustinverkäufer/in, einem oder einer Behinderten oder einem oder einer Asylwerber/in einplanen und darüber reden, wo diese Personen von Medien, Behörden, Gesetzen, im Alltag benachteiligt wurden oder werden." Dass bei solchen Überlegungen, bei solchen ernsthaften Vorbereitungen gewisse Erwartungen hoch kommen, lässt sich nicht vermeiden: Der Tag wird kommen, wo eine Jungschargruppe alle mit einer supertollen Aktion überrascht.
www.gritodosexluidos.com.br www.f13.at www.jungschar.at/wien/kumquat Koordinationstreffen für Fr., 13.4.: am Mo., 19.3., 19 Uhr in der Augustinredaktion, 1040, Mostgasse 7/Eingang Klagbaumgasse
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