Für die Opfer der Gewalt in Kolumbien |
Geschrieben von Werner Hörtner | |
Freitag, 29. Februar 2008 | |
Unter dem Motto „Für das Leben, für den Frieden und für die Demokratie!“ findet am 6. März ein weltweiter Gedenktag für die Opfer der Gewalt in Kolumbien statt. Treffpunkt in Wien: 18 Uhr, Stock im Eisen-Platz (Stephansplatz), Ecke Kärntnerstraße/Graben Kolumbien erlebt eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der ganzen Welt. Im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte wurden ungefähr vier Millionen Menschen gewaltsam vertrieben (nur der Sudan zählt etwa gleich viele Binnenflüchtlinge), in der Mehrheit durch paramilitärische Gruppen, aber auch durch Aktionen des Staates und der Guerilla. Die paramilitärischen Gruppen haben allein oder zusammen mit Mitgliedern der Streitkräfte mindestens 15.000 Kolumbianerinnen und Kolumbianer gewaltsam verschwinden lassen; die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt oder in die Flüsse geworfen. Mehr als 1700 Angehörige indigener Völker wurden ermordet, ebenso 2500 Gewerkschafter und mehrere Tausend Mitglieder der Unión Patriotica (einer 1985 gegründeten Linkspartei). Zwischen 1982 und 2005 haben sich die Paramilitärs von den Vertriebenen illegal mehr als sechs Millionen Hektar (60 000 km²) Land angeeignet. Selbst nach 2002, dem Beginn des so genannten Demobilisierungsprozesses, haben sie an die 3000 Menschen ermordet. Nach eigenen Angaben – des Oberkommandierenden der Paramilitärs, Carlos Castaño – ist es ihnen bei den Legislativwahlen von 2002 gelungen, ein Drittel des Parlaments zu kontrollieren. Von 2002 bis heute haben Mitglieder der Nationalen Streitkräfte mehr als 950 unschuldige Menschen getötet, die dann als im Kampf gefallene Guerilleros präsentiert wurden. Allein im Jänner 2008 hat die Armee 16 außergerichtliche Hinrichtungen vorgenommen. In Kolumbien verletzen staatliche Sicherheitskräfte und Paramilitärs konstant die Menschenrechte und das Internationale Humanitäre Völkerrecht. Viele paramilitärische Gruppen haben sich nicht demobilisiert oder wieder neu gegründet („paramilitärisches Recycling“), einige davon unter dem Namen Aguilas Negras, „Schwarze Adler“. Man schätzt, dass sich die Hälfte der Entführten in Kolumbien in den Händen der FARC-Guerilla befindet, das sind etwa 700 Personen, darunter auch die seit sechs Jahren als Geisel gehaltene Politikerin Ingrid Betancourt.. Knapp 50 von ihnen will die Guerilla gegen ihre Gefangenen und gegen eine entmilitarisierte Zone austauschen.
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