Kein anderer Bereich ist so abhängig vom Erdöl wie der Verkehr. Während andere Länder bereits Maßnahmen setzen, um diese Abhängigkeit zu verringern, droht Österreich diese Wende zu verschlafen.
Die CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs haben sich seit dem Jahr 1990 verdreifacht. Seit dem Jahr 1990 sind die Treibhausgas-Emissionen in Österreich um 12,4 Millionen Tonnen gestiegen. Für 90 Prozent der Zunahme ist der Verkehr verantwortlich, wie eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt. Der VCÖ weist darauf hin, dass sich die CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs in den letzten fünfzehn Jahren verdreifacht haben.
Im Jahr 2005 wurden in Österreich jeden Tag rund 38.500 Tonnen Erdöl verbraucht. Davon fließt der Großteil in den Verkehr. Zudem nimmt der Verbrauch des Verkehrs deutlich stärker zu als der Energieverbrauch der anderen Sektoren. Seit dem Jahr 1990 ist der Gesamtenergieverbrauch Österreichs um 32 Prozent gestiegen, der Energieverbrauch des Verkehrs hingegen um 73 Prozent! Im Vergleich zum Jahr 1980 verbraucht Österreichs Verkehr heute mehr als doppelt so viel Energie.
Im Jahr 2005 wurden alleine für Österreichs Automobilität (also ohne Tanktourismus) 5,4 Milliarden Liter Treibstoff verbraucht und damit um 850 Millionen Liter mehr als noch im Jahr 1995. Die Verkehrspolitik der letzten Jahre hat mit dem massiven Ausbau der Autobahnen und der Vernachlässigung des Öffentlichen Verkehrs in eine Sackgasse geführt: Die Abhängigkeit vom Auto und damit vom Erdöl hat in Österreich zugenommen.
Verkehr ist vom Erdöl völlig abhängig
Kein anderer Sektor in Österreich ist so sehr vom Erdöl abhängig wie der Verkehr. 93 Prozent des Energiebedarfs des Verkehrs werden vom Erdöl abgedeckt. Diese Abhängigkeit hat schwerwiegende Folgen. Wenn die Ölpreise am Weltmarkt infolge politischer Krisen im Nahen Osten in die Höhe schießen, dann spüren das die Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Wirtschaft. Österreich ist zu klein, um Einfluss auf die Ölpreise am Weltmarkt zu haben. Österreich kann aber sehr viel dazu beitragen, die Abhängigkeit des Verkehrs vom Erdöl zu verringern, wie andere Staaten zeigen.
Obwohl gerade beim Verkehr die Abhängigkeit vom Erdöl am größten ist, wird er in der Energiediskussion sträflich vernachlässigt. Bei Häusern und Wohnungen wurde und wird der Energieverbrauch durch eine intelligente Bauweise deutlich verringert. Es gibt hier klare Richtlinien und Förderprogramme.
Schweden hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Benzin- und Dieselverbrauch des Verkehrs um 50 Prozent zu senken. Schweden hat eine eigene Kommission gegründet, die Schritt für Schritt die Maßnahmen zur Verringerung der Erdölabhängigkeit vorbereitet. Auch die Schweiz und sogar das Erdölförderland Norwegen verfolgen das Ziel, die Abhängigkeit vom Schwarzen Gold zu verringern. In Österreich braucht es noch viel Überzeugungsarbeit, damit dieser längst notwendige Schritt erfolgt.
Alternative Treibstoffe werden oft als Ausweg aus der Energiekrise beim Verkehr dargestellt. Was verschwiegen wird: Biodiesel ist wichtig, aber kann nur einen geringen Teil des Bedarfs abdecken. Die landwirtschaftlichen Flächen Österreichs sind zu klein, um ausreichend Biosprit zu erzeugen. Alternative Treibstoffe müssten aus Asien und Südamerika importiert werden. Was enorme Transportwege mit hohem Energieverbrauch zur Folge hat.
Der VCÖ hat in einer umfangreichen Studie untersucht, mit welchen Maßnahmen Österreich den Energieverbrauch des Verkehrs und damit auch die Erdölabhängigkeit verringern kann. Nötig ist ein Maßnahmenmix. Österreich hat im Vergleich zu den anderen EU-Staaten ein relativ dichtes Netz an Öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist die Chance für Österreich, um eine Energiewende zu schaffen.
Der Öffentliche Verkehr kann als „1-Liter-Auto“ bezeichnet werden. Fahren 500 Personen mit der Bahn von Wien nach Salzburg, dann werden 3.500 kWh verbraucht, das sind in Treibstoff umgerechnet rund 390 Liter Sprit. Fahren die 500 Personen mit dem Auto, werden bei einem Besetzungsgrad von 1,3 Personen pro Auto 385 Pkw benötigt und 9.240 Liter Sprit verbraucht. Der Energieverbrauch der Autos ist um das 23-fache höher als jener der Bahn! Zudem ist die Bahn vom Erdöl unabhängig: 86 Prozent der Energie kommen aus Wasserkraft.
Quelle: VCÖ, Fokus Energieeffizienz im Verkehr, Schriftenreihe „Mobilität mit Zukunft“, Wien 2006 http://www.vcoe.at/start.asp?pg=detail.asp?ID=2187 |