Samstag, 24. Januar 2009
 
Wozu überhaupt ein neuer Bahnhof? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Bernhard Redl   
Donnerstag, 28. Juni 2007

Soll der neue Wiener Hauptbahnhof der Verbesserung des öffentlichen Verkehrs dienen, oder doch den Interessen von Bauwirtschaft und Immobilienspekulanten?

Im Ankündigen sind sie groß -- die ÖBB, die Bundesregierung und unser geliebter Herr Bürgermeister sowieso. Jahrelang wurde über den neuen Zentralbahnhof, pardon, jetzt heißt es ja: Hauptbahnhof Wien, geredet, -zig Planungsvarianten wurden geboren und wieder verworfen und wenn man genau wissen will, was eigentlich wo geplant ist, kann man sich heute noch nicht sicher sein, daß man sich darauf verlassen kann. Auf der Homepage der Gemeinde Wien findet sich sicherheitshalber überhaupt kein Plan des Geländes, die ÖBB bieten nur einen "Fortgeschrittenen Masterplan" an.

Aber Häupl und Consorten stellen sich schon mal zum Pressephoto mit Presslufthämmern für den "Spatenstich" auf. Hauptsache, wir machen mal ein Loch und dann werden wir schon sehen, was wir hinbauen.

Ein paar Dinge sind aber doch klar: Erstens werden nach Fertigstellung des ganzen Projekts sowohl die U1 als auch die verlängerte U2 den Bahnhof wohl deutlich verfehlen -- allen früheren Ankündigungen über eine U-Bahnanbindung zum Trotz. Zweitens wird der Südbahnhof jahrelang für den Neubau gesperrt -- ein tolles Service für die Reisenden, die dann nach Meidling oder sonstwohin pilgern müssen. Und drittens werden Bahnhof und Gleisanlagen deutlich kleiner werden als sie es derzeit bei Süd- und Ostbahnhof sind. Zur Kapazitätserweiterung und damit Förderung der Bahn wird der neue Bahnhof daher wahrscheinlich kaum dienlich sein.

Doch hier läßt sich vielleicht der wahre Grund für das Projekt finden: Platzersparnis! Denn 800 Millionen Euro alleine für den Bahnhofbau und jahrelanges Chaos beim Bahnbetrieb, nur damit man ab 2013 bequem ohne Umsteigen von Linz direkt zum Flughafen Schwechat fahren kann -- das scheint als Grund doch verdächtig wenig. Zitat ÖBB-Homepage: "Dabei werden die Flächen des Süd- und Ostbahnhofs und des Frachtenbahnhofs Wien Süd frei. So entsteht im Herzen von Wien eine neue erste Adresse für Wirtschaft, Handel und Wohnen." Darum geht es! Wobei wohl mehr Wirtschaft und Handel denn Wohnen gemeint ist, denn den projektierten 550.000m2 Bürofläche und einem 20.000m2 großen Einkaufszentrum unter dem Bahnhof stehen gerade mal 5500 Wohnungen gegenüber. Was auch bedeutet, daß durch diese "Aufwertung" der Gegend die Mieten wohl steigen werden.

Aber der Punkt ist ein anderer: Das ganze Projekt inclusive Bahnhof wird zwei Milliarden Euro kosten, eine enorme Summe. Was vermuten läßt, daß die treibende Kraft da wohl die Bauwirtschaft gewesen sein dürfte. Die Firmen sahen ein riesiges Gelände im zentrumsnahen Bereich und einen störenden Bahnhof mittendrin. Und mit ein wenig Lobbyarbeit kann man ja viel bewegen. Was die Waffenindustrie kann -- siehe Eurofighter --, kann die Bauwirtschaft schon lange.

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