Die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) hat sich
etwas Neues ausgedacht, um den unliebsamen Kollegen Gilbert Karasek zu
beschäftigen. Kürzlich erhielt der Kollege im Namen der Gewerkschaft
Post von einer Rechtsanwältin. Und die darin enthaltenen Vorwürfe sind
wirklich absurd.
Gilbert "Schilli" Karasek ist Personalvertreter bei Wienstrom. Der
sozialdemokratischen Mehrheitsfraktion in der Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten (GdG) ist er schon länger ein Dorn im Auge, weil
er die drohende Privatisierung und den mangelnden Widerstand der FSG
anprangert und für kämpferische Gewerkschaften eintritt.
Gerade jetzt stört Gilbert, denn die SPÖ versucht, Wienstrom als
einheitlichen Betrieb zu zerschlagen, was kürzlich in einer Versammlung
der PersonalvertreterInnen zu Streikdrohungen und zu wütenden Protesten
gegen die SPÖ führte - obwohl dort fast ausschließlich
PersonalvertreterInnen sind, die der FSG angehören. Gleichzeitig haben
dort FSG-KollegInnen der Basis Gilbert gegen Angriffe durch die Spitze
der GdG-FSG verteidigt.
Die FSG-Führung reagiert auf diese Situation und auf Gilberts
kritische Wortmeldungen und Flugblätter seit längerem mit Aktionen der
untersten Schublade. Als bekannt wurde, dass er gegen die FSG
kandidiert, wurde er wüst beschimpft und sogar körperlich bedroht. In
der letzten Ausgabe der offiziellen Zeitung der Personalvertretung
(nicht der FSG!), die alle KollegInnen bekommen, wurden Gilberts
regelmäßige Flugblätter als Toilettenpapier beschimpft, er selbst wurde
in einem ihm gewidmeten Artikeln als Lügner dargestellt, nachdem er in
einem Flugblatt berichtet hatte, dass ihm im Kraftwerk Simmering der
Zutritt verweigert wurde. Gilbert hat übrigens, obwohl er von rund 10%
aller KollegInnen bei Wienstrom gewählt wurde, keinen Zugang zu dieser
Zeitung, hin und wieder "darf" er einen Leserbrief schreiben.
Jetzt hat sich die FSG-Führung etwas Neues einfallen lassen und
rückt Gilbert sogar mit der Rechtsanwältin auf den Pelz. Die
"Vorwürfe"?
1. Kollege Karasek schreibt auf seine Flugblätter kein "Impressum",
aus dem der Herausgeber des Flugblattes hervorgeht. Nun mag es schon
stimmen, dass das genau genommen rechtlich vorgesehen ist. Doch denken
wir, dass die KollegInnen der FSG-Führung eigentlich wissen sollten,
dass die von Gilbert immer namentlich gekennzeichneten Flugblätter
nicht vom heiligen Geist (falls es diesen Herrn geben sollte)
herausgegeben werden, sondern von Gilbert selbst. Die Qualität dieses
"Verbrechens" ist ungefähr die gleiche wie Falschparken.
Und wegen einer solchen Lächerlichkeit bemüht die FSG-Mehrheit in
der GdG eine teure Rechtsanwältin, die von den Beiträgen aller
GdG-Gewerkschaftsmitglieder bezahlt wird?
2. Der zweite Vorwurf ist brisanter. Gilbert verwendet auf seinen
Flugblättern das Logo der GdG. Die Anwältin, Dr. Vera Kremslehner,
erklärt in ihrem Schreiben, dass die GdG Strafanzeige gegen Gilbert
erstatten würde sowie "zivilrechtliche Schritte" unternehmen wird, wenn
er das Logo der GdG weiterhin verwendet. Dann folgt noch die Drohung:
"Dass dies mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, braucht nicht
näher erörtert zu werden." Die GdG-FSG droht also, einen kritischen
Arbeiter finanziell mundtot zu machen.
Wenn das Ganze nicht so tragisch wäre, wäre es aber eigentlich
komisch. Denn ein Blick auf die Homepage der FSG in der GdG unter
www.gdgfsg.at zeigt, dass die FSG selbst ganz offen das GdG-Logo
verwendet und es sogar mit dem eigenen Logo verschmolzen hat. Offenbar
gelten also für die FSG andere Gesetze. Höchste Zeit, das zu ändern!
Die Methode ist klar. Ein kritischer Kollege bekommt Post von einer
Anwältin in schwer verständlichem JuristInnendeutsch mit finanziellen
Drohungen. Das Ganze passiert während einer brisanten Situation im
Betrieb, wo immer mehr KollegInnen sich den kritischen Meinungen von
Gilbert anschließen und sogar einzelne Kollegen der FSG beginnen, ihn
gegen die Fraktionsspitze zu verteidigen. Das Spiel ist sehr
durchschaubar. Doch Gilbert ist nicht allein. 10 % der KollegInnen
haben ihn gewählt. Den steigenden Unmut der KollegInnen über die
Politik der FSG kann kein Anwaltsbüro verhindern. Auch mit dieser
Attacke werden sie kaum durchkommen - stattdessen werden sich die
KollegInnen zu Recht fragen, wofür die Gewerkschaftsspitze die Beiträge
der Mitglieder verwendet.
Wir von der RSO solidarisieren uns mit Gilbert und werden auch weiter über die Situation bei Wienstrom berichten.
mehr dazu: www.sozialismus.net
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