Wien: Die Pankahyttn kommt in den 15. Oder? |
Geschrieben von Birgit Hebein, akin | |
Donnerstag, 22. November 2007 | |
Seit mehr als 2 Jahren verhandelte die "Initiative Pankahyttn" mit dem Fond Soziales Wien um ein Haus, um ihr Kultur-, Wohn- und Sozialprojekt zu verwirklichen -- und besetzte in der Zwischenzeit ein Haus nach dem anderen. Nun soll es ein Haus von der Gemeinde geben. Doch die Bezirks-SPÖ unterstützte eine FP-Anfrage im Juni, eine Pankahyttn im 15. Bezirk unbedingt zu verhindern, und wollte zu einer gemeinsamen Linie aller Bezirksparteien gegen den Standort kommen. Wir lehnten das ab, außer es wird ein mindestens gleich gutes Haus im Einverständnis der Punks im 15.Bezirk angeboten. Die Bezirks-SP wurde indes von den eigenen GenossInnen im Rathaus vor vollendete Tatsachen gestellt. Trotzige Reaktion: Ablehnung der Pankahyttn in der Johnstrasse. Mit medialer Begleitinszenierung in der Kronen Zeitung verstieg sich die Bezirks-SP sogar zum Sammeln von Unterschriften gegen den Standort (und damit auch gegen die eigene Fraktion im Rathaus). Es kam, wie es kommen musste: nach einem Machtwort aus dem Rathaus musste die Bezirks-SP klein beigeben. Doch FPÖ und ÖVP hetzen weiter gegen das Projekt. Viele AnrainerInnen vor Ort sind wütend und verunsichert. Was für ein toller Start für diese Initiative! Wir Grüne im 15.Bezirk führen mit den Punks der Initiative Gespräche über Unterstützungsmöglichkeiten. Wir fordern dringendst die AnrainerInnen über das konkrete Wohnprojekt zu informieren. Die Punks sind bereit, es vorzustellen, es fragt sie nur niemand. Sitzungshighlights Unter Anwesenheit von aufgebrachten AnrainerInnen ergeht sich die FPÖ bei der Bezirksvertretungssitzung letzte Woche, unterstützt von der ÖVP, in widerliche Kampfrhetorik und vergleicht z.B. das Wohnprojekt mit der Gefährlichkeit eines Atomkraftwerks und unterstellt SozialarbeiterInnen, sich ihre eigene Klienten "zu züchten", um ihren Job zu behalten. Herhalten müssen viele üble und noch üblere "Argumente": von Ebergassing bis Sachbeschädigungen, von "alle betteln und niemand arbeitet" bis Kampfhunde, die Kinder gefährdeten. Ich werde mich hoffentlich nie dran gewöhnen! Die SPÖ hält sich bedeckt und muss offensichtlich die Entscheidung der eigenen Partei erst verkraften. Unsere Position ist klar: Es gibt Punks, sie sollen dieses Wohnhaus erhalten und ihr Projekt verwirklichen und wir können sie nicht für Fehlentwicklungen in unserem Bezirk verantwortlich machen. Gleichzeitig wird bei der Sitzung bekannt gegeben, dass unsere Sozialanträge von der Stadt Wien abgelehnt wurden. Wir wollen eine niederschwellige Beratungsstelle für SexarbeiterInnen und zumindest 50.000 Euro für die außerschulische Jugendbetreuung. Der 15. ist der ärmste Bezirk von Wien (niedrigste Einkommen, geringste Kaufkraft, größter MigrantInnenanteil) und es gibt genügend soziale Probleme. Immer mehr, immer jüngere SexarbeiterInnen und zunehmende Probleme im engen, öffentlichen Raum unter den Gruppierungen. Viel Ärger über Fehlentwicklungen im Bezirk kriegen jetzt die Punks bei einigen BewohnerInnen zu spüren. Wie geht es weiter? Unser Antrag für eine Informationsveranstaltung mit AnrainerInnen und BewohnerInnen der Initiative zum bevorstehenden Wohnprojekt in der Johnstrasse wurde ebenfalls von der Bezirks-SPÖ abgelehnt. Im Antrag kommt das Wort Pankahyttn vor und in der SPÖ darf nur mehr vom "betreuten Wohnheim für jugendliche Erwachsene" gesprochen werden. Zumindest gibt es jetzt die erste Veranstaltung zum Thema "Betreutes Wohnen für junge Erwachsene": Mi, 21.11. ab 19.00 Uhr in der Bezirksvorstehung mit den AnrainerInnen. Noch unklar ist, ob VertreterInnen der Initiative ihr Projekt vorstellen können, was ursprünglich nicht vorgesehen war. Für den 28.11. war eine Informationsveranstaltung von der FPÖ angekündigt. Am Montag war aus den Medien zu erfahren, dass FPÖ und ÖVP an diesem Tag eine Demo gegen das Wohnprojekt vor Ort veranstalten werden. Fast bin ich froh, dass gerade Winter ist und sich vielleicht dadurch die Menschen nicht so sehr "mobilisieren" lassen, aber wer weiß. D.h. einfach, es gibt noch viel zu tun, um dem Wohnprojekt wirklich eine Chance zu geben und nicht nur theoretisch von Solidarität zu reden. Es kann nicht das entscheidende Argument sein, dass diejenigen im 15., die täglich mit Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Vereinsamung usw. hadern, sich weniger Auseinandersetzung mit Solidarität "leisten" können, als viele BewohnerInnen des 6. oder 7. Bezirks. Vielleicht reagieren die AnrainerInnen überall ähnlich. Die Prinzipien bleiben gleich und die Vision auch: eine andere, gerechte Gesellschaft. |
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