Samstag, 24. Januar 2009
 
Zwei Tote bei Streit um Biokraftstoff-Anbau in Brasilien PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Rettet den Regenwald   
Mittwoch, 24. Oktober 2007

Der Einsatz einer bewaffneten Miliz auf einem Versuchscamp des Schweizer Biotech- und Agrokonzerns Syngenta im Südwesten Brasiliens hat nach Informationen der Hamburger Umweltorganisation Rettet den Regenwald am vergangenen Sonntag zwei Tote und neun Schwerverletzte gefordert.


Am Mittag des 21. Oktober 2007 war ein Bus vor einem Versuchscamp von Syngenta Seeds in Santa Tereza do Oeste vorgefahren, aus dem etwa 40 bewaffnete Männer ausstiegen und zu schiessen begannen. Das Camp war wenige Stunden vorher von Bauern der brasilianischen Landlosenbewegung Movimiento Sem Terra (MST) sowie Via Campesina friedlich besetzt worden. Das anwesende Sicherheitspersonal von Syngenta Seeds hatte daraufhin das Gelände verlassen. Bei dem Überfall wurde der Bauer Valmir Motta, 32 Jahre und Familienvater von drei Kindern, mit zwei Pistolenschüssen erschossen. Vier weitere Bauern, Gentil Couto Viera, Jonas Gomes de Queiroz, Domingos Barretos und Hudson Cardin wurden schwer verletzt. Eine Bauernfrau, Izabel Nascimento de Souza, wurde schwer misshandelt und liegt nach Angaben von Via Campesina im Koma im Krankenhaus. Auf Seiten der Miliz gab es einen Toten sowie drei Verletzte.

Das Versuchscamp von Syngenta Seeds war bereits im Márz 2006 von landlosen Bauern besetzt worden, um den illegalen Anbau von genmodifiziertem Mais und Soja zur Produktion von Samen anzuzeigen. Das Camp liegt in der Pufferzone des weltbekannten Iguazú Nationalparks im äussersten Südwesten Brasiliens, im Dreiländereck wenige Kilometer von der Grenze zu Argentinien und Paraguay entfernt. Syngenta ist eine der weltweit grössten Biotech- und Agrofirmen. Die Firma ist im Jahr 2000 aus der Fusion von Novartis, in der vorher schon Sandoz und Ciba Geigy aufgegangen waren, und AstraZeneca entstanden. Syngenta spielt bei der weltweiten Agrartreibstoff-Produktion inzwischen eine führende Rolle.

Brasilien, Argentinien und Paraguay gehören zu den führenden Produzenten von Agrarkraftstoffen. In den drei Ländern werden auf Millionen Hektar Soja, Mais und Zuckerrohr angebaut, die in zunehmendem Umfang für die Erzeugung von Ethanol und Agrardiesel eingesetzt werden. Die Gentechnik und genetisch veränderte Pflanzen und Mikroorganismen spielen dabei eine wichtige Rolle. Allein in Argentinien gibt es mehrere Millionen Hektar mit genmanipuliertem Soja und Mais. Um die Flächen für die industriellen Monokulturen zum Anbau von Agrarkraftstoffen auszudehnen, werden in den drei Ländern Waldgebiete gerodet und die ansässigen Bauern von ihrem Land vertrieben. In Brasilien stehen nur noch etwa sechs Prozent des Küstenregenwalds Mata Atlantica, in Argentinien werden aktuell die letzten Yungaswälder gerodet und auch in Paraguay brannten in diesem Sommer die noch verbliebenen Urwälder.

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