Samstag, 24. Januar 2009
 
Lebensgefährliches Abtreibungsverbot PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Adital   
Mittwoch, 17. Oktober 2007

Das vor bald einem Jahr in Nicaragua beschlossene absolute Abtreibungsverbot gefährde das Leben der Frauen, meint die in Washington ansäßige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in ihrem jüngsten Bericht.


Am 13 September verabschiedete die nicaraguanische Nationalversammlung das neue Strafgesetzbuch, das weiterhin ein Abtreibungsverbot ohne jegliche Ausnahmeregelung vorsieht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch HRW) spricht sich gegen das Gesetz aus und fordert die nicaraguanische Regierung auf, die Menschenrechte der Frauen zu schützen. Allen Mädchen und Frauen sollte unmittelbarer Zugang zu medizinischer Versorgung im Falle einer Notfallentbindung und insbesondere nach einer Abtreibung gewährt werden, damit das Sterben der Mütter verhindert wird.

Human Rights Watch hat seine Forderungen am 2. Oktober in Form eines Berichtes mit dem Titel "Über ihre Leichen: Verweigerung des Zugang zu medizinischer Versorgung bei Notentbindungen und medizinisch bedingten Abtreibungen" veröffentlicht. In diesem Dokument legt die Organisation die Konsequenzen der Gesetzesänderungen vom November 2006 dar, die im vergangenen Monat noch einmal bestätigt wurden und sogar Abtreibungen mit medizinischer Indikation unter Strafe stellen.

"Obwohl das Gesetz bei unserem Besuch im August 2007 erst weniger als ein Jahr in Kraft war, waren dessen tödliche Folgen schon deutlich sichtbar", so Human Rights Watch. "Diese Art totaler Verbote sind absolut unvereinbar mit den international anerkannten Menschenrechten, unter anderem dem Recht auf Leben, Gesundheit und der Nichtdiskriminierung. Die Durchsetzung dieses Gesetzes kann - und hat faktisch schon - ernsthafte Konsequenzen für das Leben und die Gesundheit von Frauen sowie Mädchen haben", unterstrich die Menschenrechtsorganisation.

Das neue Gesetz sieht Gefängnisstrafen von einem Jahr bis zu drei Jahren für Personen vor, die Abtreibungen durchführen und von einem Jahr bis zu zwei Jahren für Frauen, die Abtreibungen vornehmen lassen. "Die größte Wirkung dieses Verbotes von Abtreibungen unter allen Umständen ist, dass viele Mädchen und Frauen nun Angst davor haben, medizinische Beratung in Anspruch zu nehmen, wenn es zu Komplikationen während der Schwangerschaft kommt. Dies sei insbesondere bei Blutungen der Fall, da dabei der Verdacht einer Abtreibung geweckt werden könnte", erläutert der HRW-Bericht und kommt zu dem Schluss, dass "die Folgen dieses Gesetzes Todesfälle von werdenden Müttern sind, die hätten verhindert werden können."

Nach Angaben des Berichtes hätten nun aber auch Ärzte Angst, unter Abtreibungsverdacht zu geraten und würden daher schwangeren Frauen nicht mehr die notwendige medizinische Versorgung zukommen lassen. Laut HRW "gibt es seitens der nicaraguanischen Regierung keine Pläne für den Klinikalltag, um die Folgen des Gesetzes abzumildern und diese zu überwachen. Die Regierung scheint noch nicht einmal das Verhalten des Gesundheitspersonals zu überprüfen und zu bestrafen, dass den Frauen den Zugang zu medizinischer Versorgung verweigert oder unnötig behindert, obwohl dieser absolut legal ist."

Nicaragua ist eines von drei Ländern weltweit, dass Abtreibungen ohne jegliche Ausnahme verbietet, auch wenn die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung oder des Inzests ist oder wenn das Leben oder die Gesundheit der werdenden Mutter gefährdet ist. Für HRW sind keinerlei Bemühungen der Regierung Nicaraguas ersichtlich, um den falschen Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit zum Thema Abtreibung oder ihres vollständigen Verbotes entgegenzuwirken bzw. mögliche gesetzlichen Alternativen zu entwickeln.

Der Bericht von HRW basiert auf Interviews mit Beamten und Ärzten des öffentlichen und privaten Gesundheitswesens sowie Frauen, die medizinischer Betreuung bedürften und den Angehörigen von Frauen, die aufgrund des neuen Gesetzes starben. HRW fordert die Regierung Nicaraguas auf, das Gesetz, dass Abtreibungen verbietet, außer Kraft zu setzen und juristische Garantien für einen Zugang zu sicheren und freiwilligen Abtreibungen zu schaffen.

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