Zwei slowakische Staatsbürger protokollierten Polizei-O-Ton in der
Wachstube am Karlsplatz. Nachzulesen im
neuen Augustin. Oberst Ch. Stella verspricht interne Erhebungen.
Eine Kolporteurin und ein Kolporteur des Augustin erheben schwere Vorwürfe gegen Polizisten der Wachstube am Karlsplatz. Er sei am 22.Oktober dieses Jahres gezwungen worden, sich nackt niederzuknien und die wiederholte Feststellung des Beamten, dass „Zigeuner stinken“, laut zu bejahen, gibt der Augustinverkäufer zu Protokoll. Der Augustin wandte sich an die Pressestelle der Polizei, diese übermittelte die Beschwerde an Oberst Christian Stella, den Leiter der Stabsabteilung. „Die Vorhalte nehmen wir sehr ernst. Sie werden Gegenstand von internen Erhebungen. Das Büro für Interne Ermittlungen wurde mit den weiteren Erhebungen betraut“, so die rasche Reaktion Stellas.
Jaro und Zuza (Name von der Redaktion geändert) kommen aus einem mehrheitlich ungarischsprachigen Gebiet der Slowakei. Wie Dutzende weitere Augustin-VerkäuferInnen aus dieser Region gehören sie der Roma-Minderheit an. Die traumatische Erfahrung des 22. Oktober hat in Jaro und Zuza etwas ausgelöst, wovor Landsleute mit ähnlichen Erlebnissen aufgrund eines ausgeprägten Ohnmachtgefühls zurückschrecken: den Impetus, die Maschinerie der Erniedrigungen, der Roma in den Herkunftsländern wie in den „Gastländern“ ausgesetzt sind, zu stören.
Ausschnitte aus dem Gedächtnisprotokoll:
Ich kniete mich auf den Boden. Der Polizist mit dem Vornamen Stefan sagte zu mir, ich sei ein schmutziger Zigeuner. Er hat mich nicht geschlagen, aber er deutete mir immer eine so genannte „Faustwatschn“ ins Gesicht an. Immer wenn er mir die Faust zum Gesicht hinhielt, drehte ich meinen Kopf zur Seite. Er sagte zu mir: “Hast du Angst, du dreckiger Zigeuner.“ Polizist Stefan sagte zu seinem Kollegen, er solle ihm helfen. Der andere Polizist hielt mich fest. Polizist Stefan hob mein Kinn und drückte mit der Faust auf meine Nase. Er sagte, er habe mit einem slowakischen Kollegen gesprochen, die schlagen die Leute auch. Er sagte, ich solle ihm in die Augen schauen. Er wiederholte, ich sei ein schmutziger Zigeuner. Polizist Stefan lachte und sagte: “Schau, so musst du betteln.“ Ich musste aufstehen und mich nackt ausziehen.
Als ich nackt vor ihm stand, sagte Polizist Stefan sagte zu mir: „Pfui, du stinkst, du dreckiger Zigeuner!“ Ich musste darauf immer mit „Ja!“ antworten. Er meinte auch, ich dürfe nicht mehr nach Österreich kommen – auch diesen Satz musste ich bejahen. Dann musste ich mich wieder nackt hinknien, und er provozierte mich weiter, indem er wiederholte, dass ich ein schmutziger Zigeuner sei. Er fragte mich, warum ich so einen großen Bauch habe. Dies alles sagte er zu mir in einem sehr abwertenden Ton. Er stieß mir mit der Faust mehrmals in den Bauch. Ich versuchte mich nicht provozieren zu lassen.
Daraufhin gingen die Polizisten aus dem Zimmer. Polizist Stefan kam zurück und sagte zu mir, dass ich mich anziehen solle. Ich zog mich an. Polizist Stefan: “Ich bin Polizist, was ich sage, musst du machen! Ich sage zu dir, sei ruhig, also sei ruhig. Ich sage zu dir verschwinde, also verschwinde!“ Polizist Stefan ging dann weg. Ich hörte, wie der Polizist Stefan zu meiner Frau sagte: „Bettelgeld“. Sie meinten mein Geld, das ich in der Brieftasche hatte, es waren ca. 800 Euro. Polizist Stefan kam zu mir ins Zimmer zurück und fragte, woher ich das Geld habe. Ich sagte ihm, vom Arbeiten in Deutschland.
(Anmerkung: Die 800 Euro waren der Lohn für eine legale Arbeit. Der Betroffene legte dem Augustin das entsprechende Dokument vor).
Ich bekam acht Organstrafverfügungen. Drei für mich, drei für meinen Sohn und zwei für meine Frau Anna. Die Organstrafverfügungen belaufen sich gesamt auf 168,- Euro. Die Organstrafverfügungen haben verschiedene Angaben: Rauchverbotsübertretung, Lärmbelästigung, Ordnungsstörung und Anstandsverletzung. Alle acht „Delikte“ sind nach diesen Verfügungen um 12.55 passiert.
Wien, am 18. November 2008
Die Augustin-Redaktion steht für weitere Informationen zur Verfügung: Tel. (01) 587 87 90 - 11
|